Kein „Schlusspfiff“ für Fußballfunktionär

Mit Spannung haben Fußballinsider am Donnerstag den Prozess gegen einen Ex-Spitzenfunktionär von Austria Klagenfurt erwartet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Nötigung, gefährliche Drohung und Sachbeschädigung vor. Der „Schlusspfiff“ steht noch aus, der Prozess wurde vertagt.

Im Gerichtssaal wurde es am Donnerstag enger als auf so mancher Stadiontribüne, auch mehrere Fußball-Veteranen drängten sich auf den vollbesetzten Zuhörerrängen. Immerhin ist der beschuldigte 63-jährige Ex-Funktionär in Fußballerkreisen sehr bekannt, die von ihm laut Anklage bedrohten Klagenfurter Stadtpolitiker ebenfalls. Konkret soll der Mann den ehemaligen Vizebürgermeister von Klagenfurt, Albert Gunzer, und auch den damaligen Sportstadtrat Manfred Mertel bedroht haben. Der Beschuldigte bestreitet sämtliche Vorwürfe.

SK Austria-Darlehen nur bei Personalwechsel

Rückpass ins Frühjahr 2010: Der Fußballverein SK Austria Kärnten kämpft ums finanzielle Überleben und will von der Stadt Klagenfurt ein Darlehen über 800.000 Euro. Die Stadtpolitik knüpft ihre Unterstützung an personelle Veränderungen im Verein. Das passte offenbar nicht allen im Umfeld: Am 18. April geht ein Drohbrief beim damaligen Sportstadtrat Manfred Mertel ein, kurz darauf auch bei Finanzreferent Albert Gunzer. Drei Wochen später nimmt Mertels Sekretärin im Büro noch einen Drohanruf von einer männlichen Stimme entgegen, der - wie sich herausstellt - aus einer Telefonzelle getätigt wird.

Drohbrief unter Auto-Scheibenwischer

Knapp drei Jahre später, am 15. Februar 2013, steckt hinter dem Scheibenwischer von Vizebürgermeister Gunzers Auto neuerlich ein Drohbrief. Diesmal wegen einer abgelehnten Umwidmung für ein Grundstück des beschuldigten Fußballfunktionärs. Gunzers in der Tiefgarage geparktes Auto wird zerkratzt, die dahinterliegende Wand mit Kot beschmiert. Videoaufzeichnungen belegen: Der Beschuldigte war tatsächlich für vier Minuten in der Tiefgarage, gegenüber der Polizei gestand er zumindest die Wandbeschmierung in der Einvernahme ein.

Drohbrief in „Kinderschrift“ verfasst

Vor Gericht bekannte sich der 63-Jährige aber „nicht schuldig“. Gerichtsgutachter Christian Grafl analysierte die in krakeliger Kinderschrift und mit vielen Rechtschreibfehlern verfassten Drohbriefe. Demnach stammen sie zwar nicht eindeutig, aber doch „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ vom Beschuldigten. Eine Steilvorlage für Staatsanwältin Sandra Agnoli: Sie beantragte noch jene Sekretärin als Zeugin zu laden, die einst den Drohanruf entgegen nahm.

Prozess geht in die Verlängerung

Einen „Schlusspfiff“, sprich ein Urteil von Richter Norbert Jenny, gab es am Donnerstag noch nicht. Verteidiger Kurt Hirn will auch Mertel und Gunzer als Zeugen befragen, als Beweis, dass sie mit dem Beschuldigten nie Probleme hatten. Richter Norbert Jenny lehnte das ab: Streitigkeiten im Fußballbereich seien ihm egal, ihn interessierten nur die Taten, sagte er. Am Donnerstag fiel der Schlusspfiff schon nach 20 Minuten. Der Prozess wurde vertagt.

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