HCB: Bluttests und Umweltprüfungen

Am Montag sind im vom HCB-Skandal betroffenen Görtschitztal die Blutabnahmen gestartet, um die Gesundheitsbelastung für die Menschen feststellen zu können. Außerdem wurde eine Umwelt-Sonderprüfung für Industriebetriebe angekündigt. Begonnen wird bei der Donau Chemie AG.

Nach der ersten Aufregung über den Umweltskandal um Hexachlorbenzol hatte die Regierung Geld für etwa 1.000 Bluttests reserviert. Die Kosten pro Test betragen 400 Euro. Insgesamt veranschlagte man dafür 500.000 Euro.

Nach den ersten Informationsabenden im Görtschitztal meldeten sich nur 80 Personen dazu an. In Eberstein waren am Montag 18 Personen angemeldet, insgesamt erschienen dann aber 26 Personen. Das Rote Kreuz hat der Landessanitätsdirektion Unterstützung angeboten. Es führt die mobilen Blutabnahmen durch.

Größere Blutmenge soll Nachweisbarkeit erhöhen

Oberarzt Albert Sima sagte gegenüber dem ORF Kärnten auf die Frage, warum am Montag pro Person fünf Röhrchen Blut abgenommen wurden: „Im Blutfett ist eine relativ geringe Menge an Hexachlorbenzol gebunden. Daher braucht man eine große Menge, um eine aussagekräftige Zahl zu erhalten.“

Am Dienstag werden die Blutuntersuchungen in Brückl fortgesetzt, am Mittwoch in Klein St. Paul und am Donnerstag in Hüttenberg.

Holub: Chemische Analysen folgen

Sämtliche Bescheide wurden bereits überprüft, sagte Umweltreferent Rolf Holub (Grüne). Als nächstes werden die Stoffe, die dort verarbeitet werden und auf der Deponie gelagert sind, chemisch analysiert. Danach wird die Kommission, die aus Sachverständigen der Umweltabteilung und externen Experten besteht, die Wietersdorfer Zementwerke unter die Lupe nehmen. Danach folgen alle anderen Kärntner Betriebe bzw. Anlagen, die in den nächsten drei Jahren überprüft werden, sagte Holub.

Es geht um rund 60 Betriebe. Es brauche sich niemand fürchten, so Holub. Aus dem Skandal habe er aber gelernt, dass Kontrolle besser ist, als Vertrauen. Früher setzte man eher auf Selbstkontrolle, doch manchmal sei der Vertrauensvorschuss nicht angebracht gewesen. Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer seien informiert und einverstanden, sagte Holub. Man habe etwa bei Funder gute Ansätze für Transparenz gesehen, indem man die Messwerte jeden Tag ins Internet stelle. Alle sollen davon profitieren.

Blutabnahmen für Anrainer und Bauern

Mehr als ein Jahr lang bliesen die Wietersdorfer Zementwerke das Hexachlorbenzol in die Luft, wie die Analyse der Fichtennadeln im Görtschitztal ergab. Die Gesamtbelastung soll laut Einschätzung des Krisenkoordinators des Landes in einem ORF Interview trotzdem zu gering gewesen sein, um die Gesundheit der Bevölkerung zu gefährden. Das wird nun mit den Bluttests genauer untersucht. Wer der Belastung besonders ausgesetzt war wie Landwirte und ihre Familien oder wer in unmittelbarer Werksnähe wohnt, kann sein Blut bzw. Muttermilch auf HCB testen lassen.

Kinder bauen HCB schneller ab

Die Ergebnisse aus dem Wiener Labor werden in etwa drei Wochen eintreffen, dann folgen Beratungsgespräche mit Mitarbeitern des sozialmedizinischen Institutes der Universität Graz, sagt Krisenkoordinator Albert Kreiner. Die Medizin kennt keine Methode, wie die Ausscheidung von Hexachlorbenzol aus dem Körper beschleunigt werden kann. Bekannt ist lediglich, dass Kinder das Umweltgift rascher abbauen, als Erwachsene. Bis die heutigen Görtschitztaler Kinder groß sind, sollte eine mögliche Mehrbelastung ausgeglichen sein.

Die Ergebnisse der Bluttests sind auch für die Aufklärung des Umweltskandals wichtig, um die Auswirkungen von Hexachlorbenzol besser einschätzen zu können.

Einigung zu Futtermittel-Austausch

Parallel läuft der Austausch der Futtermittel im Görtschitztal. Geschätzte 20.000 Tonnen müssen ja ausgetauscht werden. Das Land organisiert diesen Austausch, der Maschinenring hilft mit. Die noch in der Vorwoche diskutierte Zwischenlagerung ist nun gelöst, sagt Organisator Simon Fritz von der Agrarabteilung des Landes: „In aller Kürze haben sich alle Behörden gemeinsam auf einem Lagerplatz in den Wietersdorfer Zementwerken geeinigt. Es stehen cirka 1,5 Hektar Lagerfläche für die geschätzte zu entsorgende Menge zur Verfügung. Diese Flächen werden entsprechend ausgerichtet. Es gibt eine sogenannte Folierung. Die trockenen Heuballen werden gelagert und vakuumverpackt und vor der Sonne geschützt. Es kann auch kein Sickersaft austreten.“

Links: