Umweltskandal HCB: Eine Chronologie

Am 26. November 2014 wird bekannt, dass im Görtschitztal in Tierfutter und Milch giftiges Hexachlorbenzol (HCB) gefunden worden ist. Hier finden sie alle Infos zum Skandal und der weiteren Entwicklung bis heute.

26. November 2014: Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) lädt zu einer Pressekonferenz und gibt bekannt, dass HCB in Milch und Futter gefunden worden sei. Zunächst heißt es, das Gift sei durch „Emissionen ungeklärter Herkunft“ - mehr dazu in Umweltgift in Milch und Futtermitteln.

Deponiekalk als Ersatzrohstoff

Unter Blaukalk versteht man laut Hartwig Kraiger von GWU Salzburg den Rückstand von Karbidkalk, der durch die Beimengung von Wasser Acetylengas freisetzt. Blaukalk sei an sich harmlos. Die Blaukalke in Brückl seien aber mit verschiedenen Chemikalien verunreinigt, darunter Hexachlorbenzol.

27. November: Es wird bekannt, dass das Gift HCB von den Wietersdorfer und Peggauer Zementwerken stammt. Dort werden belastete Blaukalke der Donau Chemie AG verbrannt. Die Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf. Laut Donau Chemie verbrennt HCB rückstandslos bei Temperaturen von mindestens 800 Grad. Wietersdorfer habe im Oktober von der Kontamination erfahren, heißt es. Am 7. November ist die Verbrennung eingestellt worden.

Die Affäre lässt die Wogen in der Politik hochgehen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) soll überhaupt erst am Tag der Pressekonferenz von dem Problem erfahren haben. Die Opposition verlangt Aufklärung. Die Bevölkerung reagiert verunsichert, denn nun werden auch Proben von Hausgärten gezogen.

Wietersdorfer und Peggauer  Blaukalk Ofen HCB

ORF

Blaukalk ist an sich harmlos. Durch andere Giftstoffe wie HCB ist er auf der Deponie der Donau Chemie AG aber vermischt und damit zu Sondermüll geworden.

28. November: Greenpeace übt massive Kritik an den Kärntner Behörden, weil die Abgase der Verbrennung des Blaukalks nicht auf HCB getestet worden sind. Es hätte allen klar sein müssen, dass HCB emittiert wurde. Eine Sonderprüfung wird angekündigt. Es wird bekanntgegeben, dass getestete Milch frei von HCB sei, nur Futtermittel seien belastet, und zwar in acht Fällen. Das Futter wird vernichtet.

29. November: Die Wietersdorfer Zementwerke geben bekannt, dass der Blaukalk vermutlich mit zu geringer Temperatur verbrannt worden sei und es so zur Kontamination der Luft gekommen sei. Die Abgase seien nie auf HCB getestet worden. In den Vorschriften sei diese Messung nicht angeführt gewesen.

2. Dezember: Der Kärntner Landtag beschließt einen Untersuchungsausschuss zum Umweltskandal unter Vorsitz des BZÖ. 34 Höfe dürfen ihre Milch wieder verkaufen, 13 bleiben unter Beobachtung. Obst- und Gemüseproben seien bisher unbedenklich, heißt es. Umweltlandesrat Holub sagt, es gebe Hinweise auf einen Schwarzhandel mit Blaukalk. Die Donau Chemie sagt, Blaukalk werde als Dünger verkauft, er stamme aber aus einer unbelasteten Deponie.

3. Dezember: Die Geschäftsführung der Wietersdorfer und Peggauer Zementwerke sagt, man habe die Emissionen minimieren und optimieren wollen, dabei sei aber der HCB-Wert gestiegen. Die Futtermittelkontrollen beginnen bei den Betrieben, die erhöhte Werte aufgewiesen haben.

5. Dezember: Bei einer Bürgerinformation, zu der die Wietersdorfer Zementwerke einladen, kommt es zu Tumulten, als mehr Menschen in den Saal wollen, als möglich ist. Wietersdorfer entschuldigt sich. Die Wirtschaftskammer schlägt vor, einen Fonds für die Geschädigten einzurichten. Greenpeace fordert, auch auf Chlorwasserstoffe in der Region zu testen. Die Umweltschutzorganisation gibt bekannt, dass bei eigenen Tests sehr wohl belastete Produkte im Handel gefunden worden seien, konkret Topfen und Milch der Marke Sonnenalm - mehr dazu in HCB-Skandal: Tumulte bei Bürgerversammlung.

HCB Infoveranstaltung Brückl Paul

APA/Eggenberger

Emotionale Bürgerversammlung

6. Dezember: Der Betrieb Sonnenalm, in dessen Milch- und Topfenprodukten im Handel überhöhte HCB-Werte gemessen worden sind, stellt die Produktion vorläufig ein. Auch verseuchtes Fleisch wird gefunden, und zwar von Rind, Schwein und Rotwild aus der Region.

8. Dezember: Die Warnung vor Konsum von Lebensmitteln aus dem Görtschitztal bleibt aufrecht. Die Bevölkerung soll auf freiwilliger Basis Bluttests durchführen lassen, auch Muttermilch soll getestet werden, weil sich HCB in Fett einlagert.

9. Dezember: Umweltexperten sagen, durch die Verwendung von HCB als Beizmittel gebe es in ganz Österreich historische Belastungen aus früheren Jahrzehnten. Die Übertragung durch die Luft wie in Kärnten sei aber einzigartig - mehr dazu in HCB nicht nur im Görtschitztal.

10. Dezember: Der HCB-U-Ausschuss des Kärntner Landtags soll am 16. Dezember starten. Wilhelm Korak (BZÖ) wird den Vorsitz führen, er ist gebürtiger Görtschitztaler.

Die Wietersdorfer Zementwerke sagen nun, man habe sich genau an die Bescheide gehalten. Das Land hält dagegen: Es habe bei der Blaukalkverbrennung Fehler gegeben. Der Bescheid sei eindeutig - mehr dazu in HCB: Kehrtwende bei Wietersdorfer.

11. Dezember: Noch ist offen, wer für Schadenersatzzahlungen aufkommen soll. Derzeit zahlen die Wietersdorfer Zementwerke Ersatzfutter und Ersatz für kontaminierte Milch. Die FPÖ erhebt schwere Vorwürfe, die HCB-Werte seien schon im Jahr 2013 bekannt gewesen. Die Vermarktungsgesellschaft BVG sagt aber, es seien Fleischproben aus mehreren Bundesländern gemischt worden. Man könne also nicht sagen, ob das Fleisch aus Kärnten sei.

Aber auch die Bundesagentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat bereits Ende März in mehreren Lebensmittelproben aus dem Görtschitztal Überschreitungen der Grenzwerte für HCB festgestellt. Ex-ÖVP-Umweltlandesrat Wolfgang Waldner sagt, er habe von den Überschreitungen gewusst, die Lage sei aber nicht dramatisch dargestellt worden. Er sei dann aus der Regierung ausgeschieden und habe seinen Nachfolger darüber nicht informiert - mehr dazu in HCB: Grenzwertüberschreitung seit März bekannt.

Die Beratungsgespräche in der Region starten, es wird erhoben, ob und wie viele Bluttests nötig sind. Die Tests erfolgen auf freiwilliger Basis, Vorrang haben Schwangere und Stillende.

12. Dezember: Landeshauptmann Kaiser sagt, alles sei gesetzlich in Ordnung gewesen, man sei aber „klüger“ geworden, was die Informationspolitik betreffe - mehr dazu in Kaiser zu HCB: Sind „klüger“ geworden.

Alfred Dutzler, der Leiter der Lebensmittelaufsicht Kärnten, sagt, er habe das Gesundheitsministerium im Juni informiert. Offenbar wolle man dort mit der Sache nichts zu tun haben.

12. Dezember: Knapp 1.000 Bewohner des Görtschitztals nahmen an den ersten beiden Informationsveranstaltungen des Landes in Brückl und Klein St. Paul teil. Die Umweltexperten versicherten dabei den Bewohnern: die Dosis mache das Gift. Das Hexachlorbenzol sei in zu geringen Dosen im Görtschitztal gemessen worden, um die Gesundheit zu gefährden. Dennoch bleibt das Verbot, keine Lebensmittel aus dem Görtschitztal zu essen, aufrecht - mehr dazu in HCB: Experten orten keine Gesundheitsgefährdung

13. Dezember: Eine Entwarnung in Sachen Hexachlorbenzol (HCB) im Görtschitztal kommt für die Umweltschutzorganisation Greenpeace zu früh. Sie mahnt weiter zur Vorsicht, lobt aber die Informationspolitik der Landesregierung in den vergangenen Tagen - mehr dazu in HCB: Greenpeace rät weiter zu Vorsicht.

16. Dezember: Die Landesregierung entzieht den Wietersdorfer Zementwerken per Bescheid die Genehmigung für die Verarbeitung von mit HCB belastetem Blaukalk - mehr dazu in HCB: Genehmigung für Blaukalk entzogen. Erstmals treffen auch die Mitglieder des HCB-U-Ausschusses zusammen. Rechtsbeistand wird der frühere Leiter der Staatsanwaltschaft, Dietmar Pacheiner - mehr dazu in HCB-U-Ausschuss trat zusammen.

17. Dezember: Im Bereich der Giftkalkdeponie Brückl werden verstärkt Wasserproben der Gurk genommen. Greenpeace testet erneut Milchprodukte, alle negativ auf HCB, Quecksilber und Chlorkohlenwasserstoffe.

Die Wietersdorfer und Peggauer Zementwerke kündigen an, gegen den Verbotsbescheid, die Kalkbrennung betreffend, zu berufen. Es gehe aber nicht um einer weitere Brennung des verseuchten Blaukalks, sondern um rechtliche Details, wird betont - mehr dazu in Wasserproben neben Giftkalkdeponie ausgeweitet

18. Dezember: Für Aufregung sorgt ein Auszug aus dem österreichischen Krebsregister - im Zusammenhang mit dem HCB-Skandal. Die Krebsrate in Kärnten ist im österreichweiten Vergleich am höchsten, am schlechtesten schneidet der Bezirk St. Veit an der Glan ab, in dem das Görtschitztal liegt. Es bestehe kein Zusammenhang, beruhigte Michael Kundi vom Wiener Institut für Umwelthygiene - mehr dazu in Hohe Krebsrate: Kein Zusammenhang mit HCB.

20. Dezember: Greenpeace und das Umweltministerium können sich vorstellen, dass im Zementwerk Wieterdorf mittelfristig wieder HCB-haltiger Deponie-Kalk verarbeitet wird, da es die sicherste Lösung sei - mehr dazu in HCB-Blaukalk: Brennen besser als Deponie?. Auch die wirtschaftlichen Folgen des HCB-Skandals sind immer noch nicht abschätzbar. Leidtragende sind die Bauern und vor allem Biobauern und Direktvermarkter - mehr dazu in HCB: Biobauern fürchten um Existenz.

22. Dezember: w&p Zement kündigt den Vertrag mit der Donau Chemie zur Verbrennung von Blaukalk im Zementwerk Wietersdorf mit sofortiger Wirkung. Das Unternehmen reagiert damit auf den Entzug des Bescheides durch das Land Kärnten und das damit einhergehende Verbot der HCB-Verbrennung - mehr dazu in: w&p kündigt Vertrag mit Donau Chemie.

30. Dezember: Das Land setzt zur Überprüfung des Vorgehens der Behörden eine Untersuchungskommission ein. Verfassungsrechtler Bernd Christan Funk als Vorsitzender verspricht eine „klare Sprache“. Es sei zu klären, „was ist wann geschehen, nicht geschehen, hätte geschehen sollen oder nicht geschehen dürfen“.

3. Jänner 2015: Aus dem Wietersdorfer Zementwerk ist ein Jahr lang giftiges Hexachlorbenzol (HCB) an die Luft abgegeben worden. Das ergab eine Untersuchung von Fichtennadeln. Gesundheitsschäden durch die Luft werden allerdings ausgeschlossen - mehr dazu inHCB wurde ein Jahr lang emittiert.

8. Jänner: 20.000 bis 40.000 Tonnen mit HCB kontaminierte Futtermittel müssen von den Bauernhöfen im Görtschitztal wegbracht und entsorgt werden. Die Kosten dafür gehen in Millionenhöhe. Bei einem Futtermittel-Gipfel soll Details geklärt werden - mehr dazu in Wohin mit dem HCB-Futter?

12. Jänner: Die ersten Blut- und Muttermilchtests in der Region starten. Die Kosten werden mit rund 500.000 Euro veranschlagt, ein Test kostet rund 400 Euro. Binnen drei Wochen soll das Labor in Wien Resultate liefern. Durchgeführt werden die Blutabnahmen vom Roten Kreuz. Das HCB ist im Blutfett gebunden, aber nur in geringen Mengen. Daher werden jedem Patienten fünf Röhrchen Blut abgenommen.

14. Jänner: 700 Lebensmittelproben aus dem Görtschitztal sind auf HCB getestet und bereits ausgewertet worden. Pflanzliche Produkte können weitestgehend gegessen werden, die Warnung bei Milch, Ölen, und Fleisch bleibt aber aufrecht.

21. Jänner: Die Molkerei Sonnenalm, bei der die mit HCB belastete Milch entdeckt wurde, will neu starten. Greenpeace gibt bekannt, einen zweiten Bescheid zur HCB-Verbrennung des Landes Kärnten gefunden zu haben. Demnach könnte das Land eine größere Mitverantwortung tragen, als bisher bekannt war - mehr dazu in Greenpeace: Zweiten HCB-Bescheid gefunden.

22. Jänner: Die Grünen präsentieren Ergebnisse aus ihrem Unterlagen-Studiums. Laut Michael Johann hätten die Wietersdorfer gar keine Möglichkeit gehabt, den Kalk bei der nötigen Temperatur zu brennen. Es sei bekannt gewesen, dass er verdampfe - mehr dazu in Grüne präsentieren HCB-Erkenntnisse.

9. Februar: Seit Bekanntwerden des HC-Skandals hat das w&p-Zementwerk im Görtschitztal eine Million Euro an Betroffene als Soforthilfe bezahlt. Das Geld sei für Futter und Lebensmittelproben, sowie für den Austausch von belastetem Futtermittel eingesetzt worden. Laut Geschäftsführung sei das kein Schuldeingeständnis, sondern „Nachbarschaftshilfe“.

12. Februar: Immer noch lagern 150.000 Tonnen mit HCB belasteter Blaukalk in der Deponie in Brückl. Lösung für eine Entsorgung gibt es immer noch keine, nachdem den Wietersdorfer Zementwerken die Verarbeitung per Bescheid untersagt wurde. Die Donau Chemie lagert den Kalk inzwischen und sucht nach einer Lösung. Möglich wäre auch, ihn zu versiegeln.

13. Februar: Am Freitag sollte die Produktion in den Wietersdorfer Zementwerken im Görtschitztal nach dem HCB-Skandal wieder gestartet werden. Doch Sachverständige des Landes stoppen dieses Vorhaben in der Früh, weil ein Schadstoffmessgerät nicht einwandfrei funktioniert - mehr dazu in Behörde stoppt Wietersdorfer-Neustart.

22. Februar: Im Görtschitztal ist der Austausch von Futtermitteln nach dem HCB-Skandal fast abgeschlossen, die HCB-Werte in Fleisch und Milch haben sich aber kaum verändert. Grund dürfte sein, dass das Umweltgift noch in den Fettreserven der Tiere eingelagert ist. Eine Besserung wird mit dem Grünfutter erwartet - mehr dazu in Fleisch und Milch noch HCB-belastet. Entwarnung gibt es hingegen für Obst und Gemüse aus Hausgärten - mehr dazu in HCB: Grünes Licht für Hausgärten.

25. Februar: Ein Streit um HCB-Wert in Muttermilch ist entbrannt. Genauer gesagt geht es um die Angabe des HCB-Wertes pro Kilogramm Fett oder pro Kilogramm Milch. Denn bei Angabe in Fett sind die Werte höher. Das sorgte bei Müttern für Irritationen. Vorwürfe von Müttern, das Land habe Tests verweigert, werden zurückgewiesen.

12. März: Das Land gibt die Ergebnisse der insgesamt 131 Blutproben aus dem Görtschitztal bekannt. 21 von ihnen seien über dem Wert, den man in Österreich erwarten könnte. Vorerst sollen Betroffene die HCB-Aufnahme möglichst vermeiden.

26. März: Die Donau Chemie AG weist Vorwürfe zurück, wonach der belastete Blaukalk nicht ordnungsgemäß deklariert waren. Man habe sich an den Vertrag gehalten, dass der Kalk teilweise hoch mit HCB belastet war, sei bekannt gewesen, so Donau-Chemie-Vorstand Franz Geiger. Die Kündigung des Entsorgungsvertrags durch die Wietersdorfer gelte für die Donau Chemie nicht. Der Kalk müsse ja nicht in Kärnten gebrannt werden, die Wietersdorfer könnten auch Subunternehmer beschäftigen, so Geiger. Der Kalk wird derzeit zwischengelagert.

8. April: Im Görtschitztal sind bisher 7.500 Tonnen mit Hexachlorbenzol kontaminierte Futtermittel entsorgt worden. Insgesamt sind 1.650 Proben untersucht worden.

Görtschitztal Landschaft St. Oswald Eberstein

ORF/Petra Haas

29. April: Das Verzehrverbot für Fische aus der Gurk, die das Land im Zuge des HCB-Skandals verhängt hat, bleibt aufrecht. Die Auswertung von Wasserproben zeigte eine erhöhte Belastung. Für die Görtschitz flussaufwärts gibt es Entwarnung. Positive Hinweise gibt es bei Grasproben.

12. Mai: Wütende Bürger verlassen im Görtschitztal Montagabend eine Bürgerversammlung zur Zukunft des Tales nach dem HCB-Skandal. Statt über den Tourismus zu diskutieren, solle zuerst das HCB-Problem gelöst werden, fordern sie.

17. Mai: Der Bericht der Funk-Kommission zum HCB-Skandal im Kärntner Görtschitztal wird präsentiert. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass auch bei Behörden, Landesregierung und der Bezirkshauptmannschaft St. Veit schwere Mängel vorlagen - mehr dazu in HCB-Bericht: Auch schwere Behördenmängel.

27. Mai: Greenpeace veröffentlicht Tests von Heuproben - vier Proben werden gezogen und sind frei von HCB. Laut Greenpeace sind saubere Weiden Grundlage für eine gute Milchproduktion.

29. Mai: Der Endbericht zu den Bluttests an der Bevölkerung werden bekanntgegeben. Insgesamt sind 135 Proben genommen worden, 84 Prozent haben mehr HCB im Blut, als der durchschnittliche Österreicher. Bei 25 Personen ist der Referenzwert überschritten, davon sind acht Kinder. Die Behörden sagen, es gebe keine „akute“ Gesundheitsgefahr. Die Halbwertszeit von HCB beträgt aber bis zu 20 Jahre.

3. Juni: Das Land Kärnten stoppt die Abbauarbeiten bei der Altlastendeponie der Donau Chemie in Brückl per sofortiger Verfügung. Grund dafür sind laut HCB-Krisenkoordinator Albert Kreiner deutlich erhöhte Werte von Hexachlorbutadien (HCBD), die dort in der Luft gemessen wurden.

16. Juni: Vier Höfe müssen ihre Milch weiterhin vernichten lassen, ein Hof wird wieder freigegeben. Das ergeben die Ergebnisse der aktuellen Milchproben.

17. Juni: Vertreter von Land Kärnten, Umweltbundesamt, Lebensministerium, Donau Chemie AG und Vertretern der Wietersdorfer Zementwerke diskutieren die Frage, wie die Sanierung der Altlastendeponie weitergehen könnte. Es gibt fünf Varianten: Einkapselung der Deponie, Transport in sichere Deponie nach Deutschland, Verbrennung im Wietersdorfer Werk, Verbrennung in einem anderen Zementwerk, auch außerhalb Österreichs, oder der Bau eines Verbrennungsofens direkt an der Deponie.

7. Juli: Einen Tag vor einem geplanten runden Tisch zum Thema Deponie in Brückl und Entsorgung der Altlasten, fordert die Bürgerinitiative Zukunft Görtschitztal ein Ende der Verbrennung im Tal. Man werde dies nicht mehr akzeptieren. Acht Varianten sollen geprüft werden, sagt Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne).

28. Juli: Gering mit HCB belasteter Blaukalk soll in die Steiermark exportiert werden, das bestätigt die Donau Chemie AG. Derzeit durchläuft das Vorhaben die Behördenwege. Ziel ist die Eisenerzer Restmüllverwertungs GmbH. 490 Tonnen könnten auf die dortige Deponie kommen. Am Tag darauf zieht die steirische Entsorgungsfirma das Angebot zurück, den Blaukalk zu lagern.

18. August: Der letzte Grasschnitt weißt kein HCB auf. In Obst, Gemüse oder Nüssen der Görtschitztaler Gärten wurde ebenfalls kein HCB gefunden, einzige Ausnahme sind ölhaltige Kräuter.

28. August: Görtschitztaler Bürger protestieren wieder. Sie fordern einen Stopp der Müllverbrennung. Acht Sanierungsvarianten werden von der Medizinischen Universität Wien geprüft, abhängig von der Belastung der Schadstoffe wird das Sanierungsverfahren angewendet. Eine Verbrennung im Görtschitztal wird aber ausgeschlossen.

2. September: Das Land Kärnten stockt den HCB-Fonds um weitere 2,2 Millionen Euro auf. Das Geld soll in erster Linie für Einnahmeausfälle der Bauern eingesetzt werden. Insgesamt ist der Fonds 7,2 Millionen Euro schwer.

8. September: Bei der Sitzung der Kärntner Landesregierung wurde einstimmig eine Resolution zur Änderung des bestehenden UVP-Gesetzes beschlossen, dabei soll das Beschwerderecht von Standortgemeinden, Projektwerbenden und Umweltorganisationen auch auf Nachbarn ausgeweitet werden.

10. September: Das Wietersdorfer Zementwerk verzichtet auf die Verbrennung gefährlicher Abfälle, nicht aber auf Ersatzbrennstoffe, sonst sei es nicht mehr wirtschaftlich zu führen und es droht die Schließung des Werks.

11. September: Der Staub in den Silos, der angeblich HCB-belastet sei, wurde ein halbes Jahr nach Veröffentlichung noch immer nicht untersucht.

14. Oktober 2015: Bei einem HCB-Gipfel werden strengere Richtwerte für HCB-Belastung für die örtliche Bevölkerung festgelegt. Bereits belastete Personen sollen nach wie vor weder Fleisch noch Milch aus dem Tal konsumieren. Für Obst, Gemüse und Honig gibt es nach wie vor Entwarnung - mehr dazu in HCB-Gipfel: Strengere Richtwerte.

18. November 2015: Auf einem Feld in Eberstein wird Bauschutt mit Asbestabfällen gefunden, der beim Pflügen an die Oberfläche kommt, so die Umweltorganisation Global 2000. Sofortmaßnahmen sind laut einem Sachverständigen des Landes nicht erforderlich.

19. November 2015: Die Räumung der Blaukalk-Deponie hat Priorität, die Ausschreibung erfolgt EU-weit. Das Vorgehen sei mit Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) vereinbart, sagt Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne). Bis zu 70 Mio. Euro kostet die Räumung und Verbrennung des mit HCB-belasteten Blaukalks.

20. November 2015: Die Umweltorganisation Greenpeace meldet sich zu Wort und betont, die Verbrennung sei die einzige Möglichkeit der Entsorgung.

Am Nachmittag meldet das Unternehmen Wietersdorfer, dass es vier weitere Verdachtsflächen mit Asbests-Ablagerungen gibt. Man arbeite mit Globald 2000 und den Behörden zusammen. Die Ablagerungen aus Produktionen sei es erlaubt gewesen, Asbestabfälle zur Auffüllung von Mulden zu verwenden - mehr dazu in Görtschitztal: Noch mehr Asbest-Ablagerungen.

26. November 2015: Greenpeace übt Kritik an der Ausschreibung der Donau Chemie AG zur Deponie-Räumung. Laut Greenpeace lasse sich die Donau Chemie alle Möglichkeiten offen, auch die weitere Lagerung in einer Deponie, was für die Umweltorganisation nicht in Frage komme - mehr dazu in Blaukalk-Deponie: Kritik an Ausschreibung.

1. Dezember 2015: Bis Anfang Mai 2016 soll feststehen, wie die Sanierung der giftigen Blaukalk-Deponie in Brückl erfolgen wird.

11. Dezember 2015: Der Endbericht des HCB-U-Ausschusses wird präsentiert. Dem Umweltskandal liege betriebliches, behördliches und politisches Fehlverhalten zugrunde. Vorsitzender Willy Korak (BZÖ) nannte es „Multiorganversagen“ - mehr dazu in HCB-Bericht zeigt „Multiorganversagen“.

18. Dezember 2015: Der bekannte Wiener Anwalt Wolfgang List vertritt ab sofort 27 Görtschitztaler, die sich nach dem HCB-Skandal eine lückenlose Aufklärung erwarten. Die Bürger verlangen außerdem eine Million Euro Schadenersatz - mehr dazu in Görtschitztaler verlangen Schadenersatz.

19. Jänner 2016: Derzeit läuft die dritte Welle von Blutuntersuchungen im Görtschitzal. Laut neuesten Erkenntnissen der Med-Uni Wien ist eine Nachtestung bei Erwachsenen erst in einigen Jahren nötig, bei Kindern in 1,5 Jahren.

3. Februar 2016: Nun geht es um die Haftungsfrage. Wietersdorfer belastet Donau Chemie, die alle Vorwürfe zurückweist. Anwalt Wolfgang List kündigt Klagen an.

21. April 2016: Der Endbericht liegt vor. Futter und Milch seien sauber, es gibt weiterhin strenge Kontrollen. Alle Betriebe dürfen wieder produzieren, so Agrarlandesrat Christian Banger (ÖVP). Viele Fragen bleiben aber nach wie vor offen.

Blaukalk Doponie Brückl Donau Chemie

ORF

Unter Plastik versteckt sich der Giftmüll

17. Mai 2016: Was tun mit der bestehenden Blaukalkdeponie der Donau Chemie AG? Europaweit wird eine Ausschreibung gestartet, um Abnehmer für den Giftmüll zu finden. Die Ausschreibung wird aber widerrufen, eine temporäre Ummantelung könnte verordnet werden.

13. Juni 2016: Rechtsanwalt Wolfgang List präsentiert neue Werte aus dem mit Hexachlorbenzol (HCB) belasteten Görtschitztal, die höher liegen als die Messergebnisse des Landes. Er kündigt eine 150-Mio.-Euro-Klage an.

29. Juni 2016: Es entspinnt sich eine Diskussion um die Frage, wie tief man für Bodenproben graben müsse. Laut Land habe man bei den Messungen alles richtig gemacht.

8. August 2016: Anwalt List gibt bekannt, dass man auf eine Sammelklage verzichten werde und dafür vier kleinere Klagen einreichen werde. Man wolle Schritt für Schritt vorgehen.

14. Juli 2016: Wieder ergeben Messungen unterschiedliche Werte. Die Wietersdorfer Werke messen selbst und geben an, die Werte seien niedriger als bei den Messungen des Landes und viel niedriger als bei den Messungen, deren Ergebnisse Anwalt List präsentierte.

16. August 2016: Da sich kein Entsorger für die Giftmülldeponie gefunden hat, muss sie eingepackt und abgesichert werden. Das Land Kärnten soll einen Bescheid dafür erlassen, man wartet weiter darauf - mehr dazu in HCB: Warten auf Bescheid für Deponie.

19. August 2016: Die ersten beiden Klagen sind eingebracht. Zwei Waldbesitzer klagen die Republik, den Landeshauptmann, Donau Chemie und Wietersdorfer Zementwerke.

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