Landesregierung zu HCB: Nichts Neues

Am Montagnachmittag hat sich die Kärntner Landesregierung zu einer Sondersitzung zum HCB-Skandal im Görtschitztal getroffen. Viel Neues wurde nicht bekannt gegeben. Unterdessen klagt die Lebensmitteluntersuchungsanstalt über zu geringe Ressourcen für die Beprobungen.

Bei einer Versammlung in der Kärntner Landesregierung wurden nach der Sitzung der Landesregierung am Montagnachmittag auch die Bürgermeister und Amtsleiter der von der Verseuchung mit Hexachlorbenzol betroffenen Gemeinden im Görtschitztal informiert - mehr dazu in: Land informierte Bürgermeister. Die Kärntner Landesregierung und die Fachbeamten präsentierten die bisher durchgeführten Maßnahmen. Neue Untersuchungsergebnisse gab es feiertagsbedingt nicht.

HCB Regierung Information Gemeindepolitiker

ORF/Bernd Radler

Die Gemeindepolitiker werden über weitere Schritte informiert.

Zwei Infoveranstaltungen für Bevölkerung

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) betonte, es würden alle Ergebnisse publik gemacht, die als gesichert angesehen werden könnten: „Wir werden die ganze Wahrheit auf den Tisch legen, sie muss uns aber auch bekannt sein.“ Er umriss noch einmal den Ablauf der Ereignisse seit Anfang November, als er „zwischen Tür und Angel“ erfahren habe, dass es mit dem Zementwerk der Wietersdorfer ein Problem gebe. Seit 7. November sei die Verwendung von Blaukalk aus der Deponie der Donauchemie in Brückl verboten, inzwischen würden auch noch andere mögliche HCB-Emittenten unter die Lupe genommen. Kaiser kündigte zudem zwei Informationsveranstaltungen für die betroffene Bevölkerung an, die eine am Freitag um 17.00 Uhr in Brückl, die zweite am Freitag um 19.30 Uhr in Klein St. Paul.

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Krisenkoordinator Albert Kreiner betonte, es würden Umweltinspektionen sowohl bei der Donauchemie als auch bei Wietersdorfer durchgeführt. Untersucht werde auch der Klärschlamm aus Brückl, ebenso Biomassekraftwerke in der Region. Damit wolle man sichergehen, auch andere mögliche Emittenten von HCB zu erfassen. „Wir haben unzählige Proben genommen, von denen aber noch nicht alle ausgewertet sind.“ Man sei auch dem Verdacht nachgegangen, dass bei den Kalktransporten von Brückl zum Zementwerk die Lkw nicht ordnungsgemäß abgedeckt worden wären, wodurch Materialverluste entstanden sein könnten. „Dieser Verdacht hat sich nicht erhärtet.“

Sechs Überschreitungen in Tierfutter

Gerhard Hoffer, Leiter der Abteilung Landwirtschaft in der Landesregierung, berichtete, man habe von April bis November insgesamt 66 Futtermittelproben und 18 Bodenproben gezogen. Bei sechs Futtermittelproben von vier Bauernhöfen habe es Überschreitungen beim HCB-Grenzwert gegeben, das Futter werde entsorgt. Die Ergebnisse der Bodenproben bezeichnete Hoffer als „unauffällig“. Umweltmedizinerin Barbara Kohlweg wiederholte die Warnung, vorsichtshalber keine Lebensmittel aus dem Görtschitztal zu essen, bis eine Gefährdung für die Gesundheit ausgeschlossen werden kann.

Bei der außerordentlichen Regierungssitzung wurde von der rot-schwarz-grünen Koalition auch der vom Umwelt- und Gesundheitsministerium angeforderte Bericht beschlossen, der den Ministerbüros am Montag in der Früh vorliegen wird, wie Kaiser ankündigte. Im Vorfeld der Regierungssitzung hatte FPÖ-Landesrat Christian Ragger zu einem Pressegespräch eingeladen, dieses aber am Dienstag kurzfristig wieder abgesagt.

Kritik am Krisenmanagement

Hingegen lud Landesrat Gerhard Köfer vom Team Stronach zu einer Pressekonferenz, er übte heftige Kritik an der Regierung, der er erneut chaotisches Krisenmanagement vorwarf. So konnten die 100 Seiten starken Unterlagen für das Ministerium nicht einmal ansatzweise geprüft werden, da es erst in der Regierungssitzung vorgelegt worden war, so Köfer. Er fordert, dass die Untersuchungen und Teile des Krisenmanagements an eine externe Exprtenkommission zu übergeben.

Labor: Zu wenige Ressourcen

Die Lebensmittelaufsicht in Kärnten klagte am Montag über zu geringe Ressourcen. Geräte und Personal werde dringend benötigt, betonte Alfred Dutzler. 140 amtliche und 300 Proben aus der Bevölkerung von Milch, Fleisch, Obst und Gemüse müssen auf Hexachlorbenzol getestet werden. Das werde mindestens drei Wochen dauern, so Dutzler: „Das ist auch für uns viel zu lange. Das ist für uns und die Bevölkerung eine Unsicherheit. Das Problem war, dass zuviele Proben auf einmal in eine einzige Untersuchungsanstalt kommen, die nicht die Kapazitäten hat und darauf nicht eingestellt ist.“ 50 Proben wurden ausgewertet, doch die Ergebnisse werden noch nicht veröffentlicht.

Am Dienstag starten die Beratungen für Betroffene im Görtschitztal, in Kürze dann auch die Blutuntersuchungen - mehr dazu in HCB: Beratung der Bevölkerung startet.

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