HCB: Gesundheitsuntersuchungen starten

Nächste Woche starten die Gesundheitsuntersuchungen bei der Görtschitzer Bevölkerung. Das wurde nach dem Krisengipfel am Samstag bekannt gegeben. Im Görtschitztal startete indessen die Beprobung der Futtermittel auf hunderten Bauernhöfen.

Kommende Woche stehen der Görtschitztaler Bevölkerung Gesundheitsuntersuchungen vor Ort zur Verfügung. Das gab Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Samstag nach einem neuerlich von ihm einberufenen HCB-Gipfel in der Landesregierung bekannt. „Seit gestern wurde unter Einbeziehung der Med-Uni Wien in meinem Auftrag ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet. Nun erfolgt seitens der Landessanitätsdirektion gemeinsam mit dem Gesundheitsamt St. Veit, dem Roten Kreuz, niedergelassenen Ärzten und den jeweiligen Gemeinden die Koordination, um ab Mitte nächster Woche unter anderem Blutabnahmestellen in den Gemeinden einzurichten. Zusätzlich stehen dann vor Ort Ärzte für Beratungsgespräche zur Verfügung.“

Warnung vor Konsum von Lebensmitteln aufrecht

Blutabnahmen bei Säuglingen und Kleinkindern können bei niedergelassenen Kinderfachärzten erfolgen, sagte Kaiser. Stillende Mütter können Muttermilchproben bei der Lebensmitteluntersuchungsanstalt des Landes untersuchen lassen. Die Verständigung der Bevölkerung wird über die Gemeinden erfolgen. Für umweltmedizinische Fragen steht weiterhin die Info-Hotline des Landes unter der Nummer 05 0536 15121 von Mo - Do von 7:30 - 16:00 Uhr, Fr von 7:30 - 13:30 Uhr zur Verfügung. Aktuelle Infos gibt es auch auf der Homepage des Landes .

2. HCB Krisensitzung Landesregierung

ORF / Matha

Krisensitzung am Samstag in der Landesregierung.

Warnung bleibt aufrecht

Weiter aufrecht bleibt die Warnung vor dem Konsum von Lebensmitteln jeder Art aus der betroffenen Region. „Bis wir nicht endgültige Ergebnisse haben und nicht absolut sicher sind, dass keine Gefahr besteht, raten wir vor dem Verzehr von Lebensmitteln aus der Region dringend ab“, so Kaiser, der die Bevölkerung um Mithilfe bittet, alle Görtschitztaler-Lebensmittel bei Auffinden der Lebensmittelaufsicht des Landes zu melden - die Telefonnummer dafür: 0664/8053615151.

Bereits am Montag wird eine außerordentliche Regierungssitzung stattfinden. Das wurde bei dem Krisengipfel am Samstagabend festgelegt. In dieser Sitzung sollen die vom Gesundheits- und Umweltministerium geforderten Berichte erarbeitet werden. Am Nachmittag findet am Montag im Spiegelsaal der Landesregierung eine Informationsveranstaltung für Bürgermeister, Amtsleiter und Gemeindevorstände aus dem Görtschitztal statt. An dieser Veranstaltung nehmen auch die Sozialpartner teil. Bis 17. Dezember sollen die Belastungswerte für die Region feststehen. Zuvor wird es noch weitere Informationsveranstaltungen im Görtschitztal geben, hieß es am Samstag aus der Landesregierung.

Probenentnahmen werden ausgeweitet

Als weitere Maßnahmen wurden beim HCB-Gipfel festgelegt, dass die Probenentnahmen noch weiter geografisch und auf weitere Lebensmittelbereiche ausgeweitet werden. Ab Sonntag starten flächendeckende Probenziehungen und Untersuchungen bei Buschenschenken und Ab-Hof-Verkäufern. Um die Ergebnisse schnellstmöglich zu erhalten appelliert Kaiser an die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit): „Die Menschen wollen verständlicherweise schnellstmöglich bescheid wissen. Deswegen ergeht die Bitte, die HCB-Verdachtsproben vorrangig zu behandeln.“ Des Weiteren soll es eine lückenlose Überprüfung der Vernichtung von dafür vorgesehenen Futtermitteln geben.

Futtermittel: 1.000 Proben von 261 Höfen

Die Futtermittelproben werden von eigens geschulten Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer gezogen. HCB belastetes Futter wird entsorgt und ausgetauscht. Binnen kürzester Zeit müssen etwa 1.000 Proben von 261 Bauernhöfen im Görtschitztal gezogen werden, die dann in den Laboren der Agentur für Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit Ages in Wien auf eine Kontamination mit Hexachlorbenzol getestet werden.

Futtermittel HCB Skandal Austausch Anlieferung

ORF

Futterproben werden derzeit gezogen.

Ersatzfutter für 20 Höfe im Görtschitztal

Bei vier Höfen im Görtschitztal ist eine Überschreitung von Hexachlorbenzol im Futtermittel festgestellt worden. Dieses Futter wird ausgetauscht. Insgesamt bekommen 20 Höfe Ersatzfutter. Beim Land wird damit gerechnet, dass bis zu 600 Tonnen Futtermittel entsorgt werden müssen. Wie der Abtransport vor sich gehen wird, ist noch nicht klar. Mit einer Ausschreibung soll eine Entsorgungsfirma gefunden werden. Am Dienstag sollen die Kostenvoranschläge vorliegen.

Futtermittel HCB Skandal Austausch Anlieferung

ORF

Die Bauern bekommen Ersatzfutter geliefert.

Kaiser: Dichtes Netzwerk an Messungen

Vor Beginn der Krisensitzung sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in einem Interview mit dem ORF-Radio, dass bereits ein dichtes Netzwerk an Messungen aufgebaut sei. Es gebe mehr und mehr Informationen: „Diese Informationen werden zusammengeführt um das Wichtigste zu erfahren, nämlich wer der Verursacher der Kontaminationen durch HCB ist, wie das HCB austritt und wie man das in den Griff bekommen kann, um Entwarnung für die Bevölkerung geben zu können.“

Antworten erst, wenn Ergebnisse feststehen

Die Beamten in Kärnten arbeiten Tag und Nacht, sagte Kaiser, dazu komme Verstärkung vom Bund - mehr dazu in HCB: Sonnenalm schließt, auch Fleisch betroffen. Kaiser sagte, er wisse, dass die Bevölkerung auf Antworten warte, er könne diese Antworten aber erst geben, wenn er sich sicher sei: „Das wird, befürchte ich, noch etwas dauern, weil so viele Proben noch gemacht und dann zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden müssen.“

Auf die Frage, wie Kaiser mit der Kritik von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) umgehe, der am Rande des Mediengipfels in Lech am Arlberg Kritik am Krisenmanagement des Landes Kärnten übte, sagte der Landeshauptmann, zuerst müsse die Gesundheit der Görtschitztaler Bevölkerung gesichert werden, dann müssten die Ursachen gefunden werden, um neue Belastungen zu vermeiden: „In dritter Linie kümmere ich mich dann um das Geplänkel. Die Menschen stehen im Mittelpunkt und nicht die Einschätzung Mancher, die das aus einer gewissen Entfernung beurteilen.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen rund dem HCB-Skandal aufgenommen. Es geht um den Vorwurf der fahrlässigen Beeinträchtigung der Umwelt, des umweltgefährdenden Behandelns und Verbringesn von Abfällen sowie des grob fahllässigen umweltgefährdenden Betreibens von Anlagen. Im Landeskriminalamt wurde ein eigenes Ermittlerteam gegründet, dass Beweisunterlangen sichern soll. Das Verfahren wird derzeit gegen unbekannte Täter geführt. Eine Einschränkung auf einen Personenkreis könne erst nach Abschluss der Ermittlungen erfolgen, heißt es aus der Staatsantwaltschaft.

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