HCB: Sonnenalm schließt, auch Fleisch betroffen

Der Betrieb Sonnenalm, in dessen Milch- und Topfenprodukten im Handel überhöhte HCB-Werte gemessen wurden, hat am Samstag mit der vorläufigen Einstellung der Produktion reagiert. Zu Mittag wurde bekannt, dass auch verseuchtes Fleisch gefunden wurde.

Auch im Fleisch von Rind, Schwein und Rotwild aus dem Görtschitztal ist nun das Gift Hexachlorbenzol gefunden worden. Von elf gezogenen Proben sind acht belastet. Bei einem geschlachteten Rind sei der Grenzwert massiv überschritten worden, gab Agrarlandesrat Christian Benger (ÖVP) bekannt. Bei zwei weiteren Höfen lagen die Werte im kritischen Bereich. Vorsichtshalber wurden die betroffenen Tiere entsorgt, die drei Bauernhöfe wurden gesperrt. Sollte noch Fleisch von diesen Höfen im Umlauf sein, werde es zurückgeholt, sagte HCB-Krisenkoordinator Albert Kreiner. „Nun wird der Vermarktungsweg von der Schlachtung bis zum Produkt nachvollzogen. Wen es notwendig ist, gibt es einen Rückruf.“

Der Kärntner Jagdreferent, LR Christian Ragger (FPÖ), stoppte mit sofortiger Wirkung den Verkauf von Rot- und Rehwild aus dem Görtschitztal. Wie Fischereireferent LR Gerhard Köfer (Team Kärnten) am Samstag mitteilte, wird momentan davon abgeraten, Fische aus der Görtschitz und aus benachbarten Bächen zu verzehren. Es wurden Proben an die Lebensmitteluntersuchungsanstalt in Wien geschickt, die Ergebnisse werden für Mitte der kommenden Woche erwartet.

Sonnenalm: Schockiert und tief betroffen

Am Samstag hieß es von Sonnenalm zu den am Freitag bekannt gewordenen Messungen von Greenpeace: „Wir sind von diesem Messergebnis selbst schockiert und tief betroffen. Offenbar war unser Probennetz trotzt aller Anstrengungen und Bemühungen nicht dicht genug.“ Sonnenalm entschuldigte sich „aufrichtig bei unseren Kunden“. 17 Jahre Aufbauarbeit seien zunichte gemacht worden, sagte Geschäftsführer Hannes Zechner. Aufgeben will er aber nicht: „Wir werden den Kopf nicht hängen lassen. Wir werden Alles daran setzen, dass den Tieren Zeit gelassen wird, bis die Milch wieder sauber ist und dass wir wieder Produkte in absolut sauberer Qualität produzieren können.“

Produktion bis zur behördlichen Freigabe eingestellt

Sonnenalm kündigte an, bis zur vollständigen Klärung des HCB-Skandals und bis zum Vorliegen aller amtlichen Untersuchungsergebnisse alle Sonnenalm-Kuhmilchprodukte zurückzuholen. Auch die Milchprodukte, die in die Schulen geliefert wurden, sollen zurückgeholt werden. Außerdem stelle Sonnenalm bis zur Freigabe durch die Behörden die Produktion ein. Ob der Produktionsstopp auch die Ziegenmilchprodukte betrifft, die nach derzeitigem Wissensstand nicht mit HCB belastet sind, war vorerst noch offen. Von dem Produktionsstopp sind rund 20 Mitarbeiter betroffen.

Mit unbelasteter Milch aus der Steiermarkt könnte der Betrieb fortgeführt werden, sollte dies der Handel wünchen, sagte der Geschäftsführer. Und er überlegt eine Schadenersatzklage gegen die Wietersdorfer Zementwerke.

Greenpeace-Messungen am Freitag bekannt

Erst am Freitagnachmittag waren die Milchprodukte von Sonnenalm wieder in den Blickpunkt gerückt. Greenpeace hatte bei einer Messung von im Handel befindlichen Milchprodukten überhöhte HCB-Werte festgestellt. Nach einer Krisensitzung am Freitagabend erneuerte die Landesregierung ihre Warnung vor Produkten aus dem Görtschitztal und ersuchte den Bund um Hilfe, um rascher Proben bei Futtermitteln und Tieren auswerten zu können. Auch Personen, vor allem werdende Mütter und Kinder, sollen nun getestet werden - mehr dazu in HCB in Milch: Warnung bekräftigt. Am Samstagabend fand eine neue Krisensitzung statt.

Bund sagt Unterstützung zu

Der Bund hat dem Land unterdessen seine Unterstützung zugesagt. Sowohl das Gesundheits- als auch das Umweltministerium fordern aber von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bis Dienstagfrüh einen umfassenden Bericht, in dem offene Fragen zur Futtermittelbelastung, zu Auswirkungen auf Umwelt und Lebensmittel sowie zu den Ursachen geklärt werden. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) übte am Rande des Mediengipfels in Lech am Arlberg Kritik am Krisenmanagement des Landes Kärnten, die Vorgangsweise sei „ungewöhnlich“. Ruprechte „Ich würde sagen dass die Koordination verbesserungswürdig ist, innerhalb den Regierungsstellen, zwischen der Beamtenebene und in der Kärntner Landesregierung.“

Gewissheit über Belastung bis 17. Dezember

Um die betroffenen Bauern so gut wie möglich zu unterstützen, hat das Land jetzt Hilfestellung bei der Entsorgung der Futtermittel angeboten. Mittels organisierten Maschinenrings soll das Futter zu einem Abfallentsorgungsbetrieb gebracht werden. Weiter aufrecht bleibt unterdessen die Empfehlung des Landes, wonach keine Lebensmittel aus dem Görtschitztal konsumiert werden sollen. Denn noch immer sind amtliche Messergebnisse ausständig. Bis 17. Dezember will man Gewissheit haben und die Bürger im Görtschitztal informieren.

HCB Skandal Sonnenalm schließt Betrieb

ORF

In Milch dieser Marke hat Greenpeace zuletzt die Grenzwertüberschreitung gemessen

Umweltgift sorgt seit zehn Tagen für Aufregung

Vor zehn Tagen wurde bekannt, dass in Milch und Futtermitteln von vier Betrieben im Kärntner Görtschitztal das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) festgestellt wurde. Vorgeschriebene Grenzwerte wurden um das Vierfache überschritten. Eine Gefährdung der Bevölkerung liege nicht vor, betonte das Land damals. Als Erster informierte Landesrat Christian Benger (ÖVP) die Öffentlichkeit.

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