Umweltgift: Verunsicherung im Görtschitztal

Das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB), das in Milch und Futter im Görtschitztal gefunden wurde, verunsichert die Bevölkerung. Die Molkereien sagen, kontaminierte Milch sei nie verarbeitet worden. Proben von Hausgärten wurden aber gezogen und werden ausgewertet.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, wurde in Milch und Futtermitteln von vier Betrieben im Kärntner Görtschitztal das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) festgestellt – mehr dazu in Umweltgift in Milch und Futtermitteln. Am Donnerstag meldeten sich die Wietersdorfer Zementwerke als möglicher Verursacher der Belastung. Diese sei durch die Verbrennung mit HCB versetzen Blaukalk entstanden – mehr dazu in Umweltgift stammt vermutlich aus Zementwerk. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

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Molkereien: Keine belastete Milch im Handel

Der Berglandmilch-Konzern bestätigte am Donnerstag, dass vor zehn Tagen Gerüchte über Pestizid-Rückstände in Futtermitteln an ihn herangetragen wurden. Die Rohmilch sei laut Untersuchungen des Konzerns nie belastet gewesen, so Generaldirektor Josef Braunshofer. Nur bei zwei Proben sei der Grenzwert überschritten worden.

Belastete Milch sei nie verarbeitet worden. betonte am Donnerstag auch die Molkerei Sonnenalm, die zahlreiche Kärntner Schulen mit ihren Produkten beliefert. Sonnenalm hatte im Frühjahr als erste Alarm geschlagen. Jene Höfe, bei denen zu viel HCB in der Milch gemessen wurde, hätten Sonnenalm niemals beliefert, sagte Geschäftsführer Zechner: „Unsere Betriebe sind alle sauber.“

Die Kärntner Milch betonte am Donnerstag in einer Aussendung, dass die betroffenen Höfe keine Lieferanten der Kärntner Milch waren. Kontrollen werden laufend durchgeführt, die Produkte seien frei von chemischen Rückständen, so die Kärntner Milch.

Trinkwasser nicht belastet

Die Nachricht von der HCB-Kontamination sorgte bei der Bevölkerung im Görtschitztal für einige Verunsicherung. Seit Donnerstagfrüh liege das Ergebnis der Trinkwasseruntersuchungen vor und sie seien alle negativ, beruhigte Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner im Interview mit dem ORF. Auch Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), Agrarreferent Christian Benger (ÖVP) und Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) betonten am Donnerstag unisono, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung.

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Angela Ellersdorfer-Truntschnig im Gespräch mit Elisabeth Oberleitner.

Keine HCB-Produkte im Handel

Nach bisherigen Erkenntnissen seien die HCB-Konzentrationen „sicher nicht akut gefährlich“, so Oberleitner. Kontaminierte Milch- und Fleischprodukte würden außerdem nicht in den Handel kommen, kontaminierte Milch dürfe auch nicht anderen Produkten zugemischt werden. Produkte mit einer Überschreitung des HCB-Grenzwertes seien sofort vernichtet worden und hätten den Markt nie erreicht, sagte Prettner. Als erste Maßnahmen seien regelmäßige Selbstkontrollen durch die Betriebe sowie weiterführende Probenziehungen durch die Behörden verordnet worden. Alle bedenklichen Futtermittel seien bereits ausgetauscht und kein beanstandetes Produkt gelange in den Handel, sagte Benger.

Noch nicht alle Proben ausgewertet

HCB werde vorwiegend oral aufgenommen, daher sei auch Gemüse aus Gärten, etwa Salate und Wurzelgemüse, untersucht worden, so Oberleitner. Hier würden noch keine Ergebnisse vorliegen. Ausständig seien auch noch die Luftmesswerte. Über die Atemwege kann Hexachlorbenzol zwar aufgenommen werden, die Konzentration ist aber viel geringer und daher nicht gesundheitsgefährdend. Da die Blaukalk-Verbrennung aber eingestellt sei, könne es auch nicht zu weiteren Belastungen kommen. Eine seriöse Risikoabschätzung könne aber erst nach Vorliegen aller Daten abgegeben werden, so Oberleitner.

Gemüse eventuell schälen

Sensible Gruppen wie Schwangere, Stillende und Kinder seien aber besonders zu schützen, sagte Oberleitner zum ORF. Manche Gemüsesorten würden HCB besonders gut einlagern, etwa im Herbst geerntete Karotten. Diese sollten gut geschält werden, dann gebe es kein Problem. Laut Oberleitner können auch Proben zur Untersuchung bei der Lebensmitteluntersuchungsanstalt geschickt werden. Noch liegen keine Ergebnisse vor.

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