Zahnärzte verweigern Behandlung von HIV-Infizierten

In Kärnten würden viele Zahnärzte die Behandlung von HIV-Infizierten verweigern, kritisiert die Aids-Hilfe Kärnten. Bei einer Veranstaltung am Dienstagabend, sollen deswegen bei den Kärntner Zahnärzten Informationsdefizite abgebaut werden.

HIV-Infizierte hätten auch in Kärnten nach wie vor mit Diskriminierung zu kämpfen, sagt Günther Nagele von der Aids-Hilfe Kärnten. So würden sich viele Zahnärzte weigern, HIV-Infizierte zu behandeln. Viele Betroffene seien selbst verunsichert und würden die Zahnärzte über ihre Infektion informieren - um dann eine Absage zu erhalten, so Nagele.

In Kärnten sei das nicht die Ausnahme, sondern die Regel: „Es gibt in Kärnten derzeit nur einen Zahnarzt, den wir unseren Klienten empfehlen können.“ Mit keiner anderen Arztgruppe gebe es solche Probleme, die Nagele nicht versteht: „Ich kann einen HIV-infizierten Patienten genauso behandeln, wie jeden anderen. Es sind keine gesonderten Hygienemaßnahmen nötig.“ Bei einer Umfrage der Aids-Hilfe hätten viele Ärzte angekreuzt, dass die nötigen Hygienemaßnahmen nicht vorhanden seien. Das weise auf ein eklatantes Informationsdefizit hin.

Hundert Zahnärzte bei Info-Veranstaltung

Es gebe keine bekannten Infektionen von Zahnärzten, schon gar nicht könne das Virus auf andere Patienten übertragen werden. Die Möglichkeit, sich mit Hepatitis C anzustecken, sei weit höher, sagt Nagele. Dienstagabend findet deshalb eine Informations- und Fortbildungsveranstaltung in Klagenfurt statt, organisiert von der österreichischen Kammer der Zahnärzte. Mehr als 100 Zahnärzte haben sich dazu angemeldet. Vielleicht könnten dabei Informationsdefizite abgebaut werden, hofft Nagele. Das Problem gebe es aber auch in anderen Bundesländern.

Dringender Aufruf zum Aids-Test

250 Menschen sind offiziell als HIV-Infizierte in Kärnten gemeldet. 25 bis 40 Prozent, so schätzt man, wissen aber gar nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Deshalb ruft die Aids-Hilfe in dieser Woche erstmals europaweit zum Testen auf. Bluttests werden in Kärnten noch bis Freitag bei praktischen Ärzten kostenlos durchgeführt.

„Der Test ist kein soziales Stigma, sondern schafft Sicherheit“, sagt Nagele. Mit der Gewissheit könnte die Krankheit mit neuen Medikamenten sehr gut behandelt werden, die Sterberate sei mittlerweile marginal. Wer sich bei der Aids-Hilfe testen lasse, bekomme am nächsten Tag den Befund. Diese Bluttests werden in Kärnten noch bis Freitag bei praktischen Ärzten kostenlos durchgeführt.

Zahl der Infektionen steigt

Da Aids seinen Schrecken mittlerweile verloren hat, liegt an den medizinischen Behandlungen, nur wenigste sterben an den Folgen einer HIV-Infektion. Deshalb steige auch die Zahl der Infizierten, so Nagele. 2009 gab es in Österreich 9.000 registrierte Infektionen, heuer 12.000. Nagele rechnet damit, dass sich diese Zahl nun stabilisieren werde. Ein weiterer Grund für die steigenden Zahlen der HIV-Infizierten sind auch Migranten, vorwiegend aus dem afrikanischen und kaukasischen Raum.

Dunkelziffer bei Kündigungen

Auch im Beruf gebe es für Infizierte immer wieder Probleme, sagt Nagele: „Es ist schick, eine rote Schleife zu tragen. Es ist aber nicht schick, Arbeitgeber für einen Aidskranken zu sein.“ Vor allem weniger gut ausgebildete Infizierte seien davon betroffen. Die meisten Kündigungsfälle von HIV-Infizierten würden aber nicht an die Öffentlichkeit gelangen: „Die Betroffenen haben kein Interesse, medial zu reagieren - aus Angst, dann auch in ihrem familiären Umfeld Probleme zu bekommen.“

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