Musikalische Zeit-Maschine: Wonderwheel

Klaus Karlbauer ist Musiker, Komponist, Film- und Theaterregisseur und Multimediakünstler. Kürzlich stellt er im Villacher Kulturhofkeller seine neue CD „Wonderwheel“ vor - ein Zeitdokument, das viel über die Welt zu erzählen weiß.

Musik, die einfach nur gut klingt und sonst nichts zu sagen hat, interessiert den Musiker, Filmemacher und Künstler Klaus Karlbauer ganz einfach nicht. Sie muss für den gebürtigen Villacher etwas mit der Zeit zu tun haben, in der wir leben - und die Menschen berühren. „Wenn Musik das nicht macht dann frage ich mich, wozu sie da ist außer zur Behübschung und Belustigung. Wenn die Kunst nicht irgendetwas über die Welt erzählt – wen soll es dann interessieren?"

Verrostete Pracht auf ungewöhnlichen Instrumenten

Fotos, die mehr als 20 Jahre in einer Schachtel vergessen waren, haben den Künstler zum Titel der CD, „Wonderwheel“, inspiriert. 1990 fotografierte er auf Coney Island ein Riesenrad. „Das Wonderwheel war in der Zeit, als ich dort war, kaputt. Das ist dort halbverrostet gestanden. Manchmal klingt auch die Platte so, als ob da etwas knirscht und kracht. Man hört die einstige Pracht zwar noch durch, wie stolz und toll es einst war, aber es hat auch etwas Desolates, es klingt ein bisschen rostig oder so.“

Sendungshinweis:

SSC, 9.10.2014

Alle 12 Titel auf der CD „Wonderwheel" hat Klaus Karlbauer selbst komponiert und die meisten Instrumente auch selbst gespielt. Wie seine Musik, sind auch diese Instrumente, die Bassklarinette und die E-Zither, bewusst anders als das was man kennt. „Diese Bassklarinette die ich spiele, ist ein einzigartiges Sonderstück, das gibt es nur einmal auf der Welt - sie ist nämlich aus Aluminium. Sie hat auch einen einzigartigen Sound, der irgendwie zwischen einem tiefen Saxophon und einer Klarinette liegt. Das zweite ist diese Zither, die ich auf einem Dachboden gefunden habe. Ich habe zwei Tonabnehmer von einer E-Gitarre einbauen lassen und auch einen E-Gitarren-Saitensatz aufgespannt. Dadurch wird verunmöglicht, dass man mit einer Zither so spielt wie sonst. Ich musste mir eine eigene Spieltechnik aneignen, das macht manchmal ziemlichen Lärm und aus dem heraus ergibt sich dieser Sound.“

Ein Wunderkind nahm Abschied von der Klassik

Klaus Karlbauer hat eine klassische Musikausbildung an der Querflöte. Er galt, wie er selbst sagt, schon in der Musikschule Villach als Wunderkind. Spätestens beim Musikstudium in Wien hat er sich aber von der rein klassischen Musik verabschiedet: "Man musste diesen sauberen Wiener Flötenton haben, wo ja kein Geräusch mitkommt. Mich haben aber immer die Geräusche interessiert, und nicht der Ton. Das hört man auch: die Klarinette klingt so als ob sie durch einen kaputten Filter durch gespielt werden würde.“

Sein künstlerischer Weg rief nicht immer nur Beifall hervor. „Ich hatte auch viele Widerstände – auch von Seiten von Künstlerkollegen, die sagten: Ich bin ein Maler, ich male. Was bist du?“ Dabei ist die Frage, was Klaus Karlbauer eigentlich alles ist, gar nicht so schwer zu beantworten: Er ist Musiker, Komponist, Film- und Theaterregisseur und Multimediakünstler.

Klaus Karlbauer

Joachim Krenn

„Fools Island", Narreninsel

Auch bei der Präsentation seiner neuen CD „Wonderwheel“ wird nicht „nur" Musik zu hören sein. Die Fotos vom Riesenrad auf Coney Island werden genauso zu sehen sein, wie zwei Experimentalfilme. Das gehört für Klaus Karlbauer alles einfach zusammen. Genauso wie sein Leben in Wien und auf einer kroatischen Insel. Vor sieben Jahren hat er sich gemeinsam mit seiner Frau Roswitha Schreiner-Karlbauer dort ein altes Steinhaus gekauft. Auf einem seiner Spaziergänge ist auch die Idee für eines der Projekte entstanden: „Fools Island", Narreninsel. Klaus Karlbauer: „In der idyllischsten Bucht befindet sich eine Psychiatrie mit etwa 400 Kriegstraumatisierten aus dem Jugoslawien-Krieg der 90er Jahre. Das war für mich das Schlüsselbild: Die Realität, die aber in die Idylle verbannt wird und vom Festland abgewendet ist. Damit haben wir uns beim Fools Island-Project beschäftigt.“

Von der Anti-Oper zur echten Emotion

Auch bei diesem Projekt verbinden sich Musik und Film. Im nächsten Jahr wird Klaus Karlbauer wieder öfter in Villach sein. Geplant ist nicht nur eine Werkschau in der Galerie Freihausgasse, sondern auch eine Oper. Eine Anti-anti-Oper wie sie der Künstler nennt. Jahrelang wurde die Oper nur noch als Anti-Oper auf die Bühne gebracht, ihre großen Gefühle nicht mehr ernst genommen. Klaus Karlbauer sucht eine Möglichkeit, die traditionelle Oper aus ihrer Erstarrung zu befreien und auch diese Anti-Haltung zu umgehen: „Meine Oper verweigert sich dieser Verweigerungshaltung. Wenn ich das Anti verweigere stellt sich die Frage: Komme ich dann zum alten zurück, das wird es wahrscheinlich nicht sein, oder eröffnet sich ein neuer Bereich, in dem man wieder ganz unbefangen über Emotionen reden kann oder sich die Frage stellt: Wie kann man in der Oper heute so singen, damit sie so eine Funktion einnimmt wie in der Romantik – das Leute davon emotional berührt sind.“

„What’s about love“

In der Oper „What’s about love“ wird es um die Liebe gehen. Frei nach dem was auch Vincenzo Bellini gefordert hat: „Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.“ Auch Bellini versuchte in seinen Opern für seine Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, eine ganz neue musikalische Sprache zu finden. Musik, die von unserer Welt, unserem Leben erzählt, präsentiert Klaus Karlbauer Freitagabend im Kulturhofkeller Villach, Beginn 20.00 Uhr.

Projekt-Link und Hörbeispiel