Häftling: Missbrauch, Bestechung und Gewalt

In einem sechsseitigen Brief an den ORF Kärnten erhebt ein Häftling schwere Vorwürfe gegen die Justizanstalt Klagenfurt. Es geht um Vergewaltigungen, sexuelle Belästigung, Schwarzhandel und einen angeblich vertuschten Mordversuch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

18 Frauen und 342 Männer sind derzeit in Klagenfurt wegen verschiedener Straftaten inhaftiert. Die Delikte reichen von Betrug und Diebstahl bis hin zu Mord und Totschlag. Einer der Häftlinge beschreibt jetzt in einem sechsseitigen Brief an den ORF Kärnten den Gefangenenalltag und erhebt schwere Vorwürfe. Immer wieder, so der Mann, würden jüngere Häftlinge sexuell missbraucht. So habe einer der Insassen bereits drei junge Männer missbraucht. All das sei vertuscht worden. Einzige Konsequenz war, dass er nicht mehr in der Justizanstalt arbeiten durfte.

Trennung von Häftlingen „nur theoretisch“

Eine Trennung von Insassen, wie sie eigentlich vorgesehen wäre, finde - so der Häftling in seinem Brief - nur in der Theorie statt. Deshalb würden sich erstmalige Täter teilweise mit Schwerverbrechern einen Haftraum teilen. In dieser Abteilung befindet sich auch jener Haftraum, wo der mutmaßliche sexuelle Übergriff auf einen 19-Jährigen stattfand - mehr dazu in Verhaftung nach unsittlicher Berührung (kaernten.ORF.at; 6.3.2014). Der 19-jährige liegt jetzt wieder mit einem viel älteren Häftling zusammen.

Gefängnis, Landesgefängnis Klagenfurt, Justizanstalt

ORF

Justizanstalt Klagenfurt

Seitens der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wurde dem ORF der sexuelle Missbrauch bestätigt. Die sexuelle Belästigung jenes 19 Jahren alten Häftlings, der auch im Brief beschrieben wird, sei Gegenstand der Ermittlungen, heißt es in einer Stellungnahme. Die bisher noch nicht bekannten Vorwürfe, die der Gefangene in seinem Schreiben an den ORF Kärnten ausführt, würden von der Staatsanwaltschaft sorgfältig untersucht.

Wachebeamte als Komplizen?

Im Brief ist auch von Schwarzhandel und Schweigegeld in Form von Drogen und Wertgegenständen die Rede. Beamte der Justizanstalt würden mitspielen, so der Vorwurf. Ein Häftling betreibe regen Schwarzhandel und habe Komplizen unter den Beamten im Haus. Er lasse diese finanziell durchleuchten, und jene mit den meisten Schulden besteche er mit Wertgegenständen und Geld.

Selbstmord- oder Mordversuch

Ausführlich beschreibt der Häftling einen Selbstmordversuch, den er als Mordversuch bezeichnet. Demnach sei ein Sexualstraftäter zu einem mehrfach extrem gewalttätigen Mann, der schon 14 Jahre in Stein und Karlau gesessen habe, in den Haftraum gelegt worden. Als der Sexualstraftäter nach wochenlanger Erniedrigung und Psychoterror Selbstmord durch Erhängen begehen wollte, wurde er mit massivem Blutverlust ins LKH gebracht. Es gab mehrere Platzwunden am Kopf durch massive stumpfe Gewalteinwirkung von außen.

Keine Stellungnahme der Justizanstalt

In der Justizanstalt Klagenfurt wollte man am Mittwoch zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen. Peter Bevc, der Leiter der Anstalt, sagte gegenüber dem ORF, er selbst habe schon Fälle von sexuellem Missbrauch angezeigt. Es werde nichts vertuscht. Die Vorwürfe, die in dem Brief erhoben werden, seien ihm nicht bekannt, so Bevc.

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