Watchgroup hat sexistische Werbung im Visier
Wann ist ein Werbeplakat sexistisch, ab wann ist es frauenfeindlich? Fragen wie diese werden seit kurzem von der Werbe-Watchgroup im Frauenreferat der Stadt Klagenfurt, anhand von Beweismaterial analysiert. Es handelt sich meist um Fotos von Plakaten verschiedener Firmen, die aufmerksame Sittenwächter der Referentin zuspielen.
Klagenfurt
Jury prüft Vorwürde nach bestimmen Kriterien
Die Werbe-Watchgroup lässt dann die erhobenen Sexismus-Vorwürfe von einer Jury prüfen und leitet sie im Extremfall dem österreichweit tätigen Werberat weiter. Expertinnen im Bereich Gender/Sexismus der Uni Klagenfurt, der Stadt Klagenfurt, unabhängigen Frauenorganisationen und der Kirche, gehen nach strengen Kriterien vor.
Dazu zählen Geschlechterklischees, Sexualisierung, krank machende stereotype Schönheitsideale und Körperideale sowie Stilmittel, Verharmlosung von Gewalt, Sexismus und Mehrfachdiskriminierungen. Die Kriterien gelten für alle Watchgroups in Österreich. Bisher gibt es diese in Wien, Graz, Salzburg und Klagenfurt.
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Der Karosserie-Meisterbetrieb Puck in St. Veit wurde als einer von 30 Betrieben in Kärnten kritisiert, weil er offensichtlich zu offensiv mit weiblichen Reizen wirbt. Ein Minirock mit großen Männerhänden am Gesäß ist dort zu sehen, zu lesen ist: „Lassen Sie nicht jeden an Ihre Karosserie“. Für Firmenchef Gert Puck ist dies kein Aufreger. Er habe den Vorschlag von der Innung erhalten. „Die Kampagne wurde schon vor Jahren von der Innung vorgegeben. Wir haben es gut gefunden und es hat auch sehr gute Effekte gehabt. Ich finde diese Werbung nicht sexistisch. Die Werbung ist aber ohnehin schon etwas veraltet.“
Auch die Installationsbetriebe wurden mit Untersuchungen konfrontiert. Dort war auf einem Sujet eine Frau als Nixe abgebildet. Ein Klagenfurter Modehaus bekam ebenfalls Post von der Watchgroup wegen eines Jeans-Plakats. „Wir haben die Unternehmen immer angeschrieben und erhalten sofort eine Antwort, damit haben wir nicht gerechnet. Wenn die Unternehmen sagen, die Werbung ist toll, behalten wir uns eine Beschwerde beim österreichischen Werberat vor.“
Überzogene Maßnahme
Werbefachleute halten die Arbeit der Watchgroup für völlig überzogen. Für den Werbefachmann Volkmar Fussi ist die oberste Instanz der Werberat in Wien. "Es braucht keine „Werbe-Watch-Group", um diskriminierende Werbung anzuprangern, zu lasten der Steuerzahler und der Unternehmer. Diese Unternehmer werden, wenn Einzelfälle hochstilisiert werden, an den Pranger gestellt und vorverurteilt. Man soll die Kirche hier wirklich im Dorf lassen. Wir müssten dann ja unsere Kinder einsperren, sie könnten ja auch im Straßenverkehr jemanden begegnen, der zum Beispiel raucht oder Alkohol trinkt.“
Drei Beschwerden wurden bisher an den Werberat in Wien weitergeleitet, sie könnten ein Rollenbild verzerren.
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