Villach und Arisierungen in NS-Zeit
16 Familien, insgesamt rund 50 Personen, waren in der Stadt Villach von den Arisierungen nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich betroffen.
ORF
Antisemitismus in Villach ausgeprägt
Historiker Werner Koroschitz: „Der Antisemitismus war in Villach sehr stark ausgeprägt. Wenn man sich Zeitungen, schon aus dem Jahr 1900 durchliest, sieht man, dass man massiv Stellung bezogen hat. Die deutschnationalen Zeitungen waren gegen den Zuzug des ersten Juden nach Villach. Dort heißt es, 1898 ‚Warum wir in Villach keine Juden brauchen‘.“
Arisierung im Bezirk Villach bedeutete konkret, dass viele Menschen daran verdienten und sich bereicherten. Es bedeutet, dass später alles „in bestem Einvernehmen“ stattgefunden haben sollte.
ORF
„Sie haben mich vertrieben wie einen Hund“
David Glesingers Familie lebte in einem Haus am Villacher Hans-Gasser-Platz. Marzell Glesinger war ein angesehener Villacher Rechtsanwalt. Am Tag des Anschlusses Österreichs an Deutschland, am 12. März 1938, wurde ihm die Ausübung seines Berufes verboten.
ORF
Sein Sohn David Glesinger: „Mein Vater hat damals gesagt, meine Füße werden nie mehr Österreich betreten, auch wenn ich hungere zum Tod. Ich war ein österreichischer Patriot, ein österreichischer Offizier und ich wurde von hier vertrieben wie ein Hund.“
„Ich werde meinen Vater im Himmel treffen“
David Glesinger lebt heute in Israel. Er ist nicht das erste Mal in Villach. Wenn er sehe, dass die Ausstellung auf der Straße stattfindet, die Menschen schauen und fotografieren, da habe sich bei ihm etwas bewegt. Wenn er seinen Vater im Himmel treffen werde er ihm sagen, vielleicht hat sich etwas in Österreich bewegt zum Guten.
ORF
Auch heute noch antisemitische Äußerungen
Ausstellungsleiter Koroschitz sagte, zu Beginn der Ausstellung habe es von Personen des öffentlichen Lebens Äußerungen gegeben wie: ‚Nicht schon wieder die Juden‘, oder ‚Wen interessieren denn schon die Villacher Juden.‘ Das Interesse an der Ausstellung zeigt aber, dass das nicht so ist. Die Ausstellung „In bestem Einvernehmen" Antisemitismus und NS-Judenpolitik im Bezirk Villach“ ist noch bis 13. Juli zu sehen.