Kontroverse um Ausbau der Natura-2000-Gebiete

Laut Landesrat Rolf Holub (Grüne) muss die Zahl der Naturschutzgebiete in Kärnten laut EU verdoppelt werden, sonst drohen Strafen. Die Landwirtschaftskammer ist anderer Meinung, die Bauern befürchten mehr Bürokratie und Nutzungseinschränkungen ihrer Flächen.

Natura 2000-Gebiete sind Europaschutzgebiete, die nach EU-Richtlinien festgelegt werden. Kärnten habe bisher zu wenig davon, sagte Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne). Wenn sich das nicht ändere, müsse Kärnten an die EU Strafe zahlen. Holub will die Zahl der Natura-2000-Gebiete deswegen in Kärnten verdoppeln. Auch die Randzone des Nationalparks Hohe Tauern ist im Gespräch. Der Naturschutzlandesrat könnte diese Flächen per Verordnung festlegen.

LW-Kammer: Vielen Auflagen in den letzten Jahren

Die Landwirtschaftskammer und betroffene Bauern protestieren gegen diese Erweiterung. Sie fürchten mehr Bürokratie und Nutzungs-Einschränkungen. Aus Sicht von Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mössler gebe es in Kärnten zudem bereits genügend Naturschutzflächen: „Die Bauern haben über die letzten Jahrzehnte von Seiten der Politik in vielen Fragen zusätzliche Auflagen erfahren. Das Bewirtschaften wird nicht einfacher, der Marktdruck wird größer. Die Bauern können nur davon leben, was sie erwirtschaften und was sie von der Fläche her bewirtschaften dürfen.“

Grundeigentümer sammeln Unterschriften

Die betroffenen Grundeigentümer im Mölltal sammelten bereits Unterschriften. In Heiligenblut unterschrieben 97 Prozent der Grundeigentümer gegen die Erweiterung der Natura 2000-Flächen. Im Bezirk Spittal liegen ohnehin schon 75 Prozent der Kärntner Natura-2000-Gebiete, argumentiert Martin Lackner von der Schutzgemeinschaft: „Wir sind jetzt dagegen, dass diese Flächen in diesem Bereich erweitert werden, weil hier eine wirtschaftliche und touristische Entwicklung stattfinden muss. Wenn wir keine Arbeitsplätze schaffen können, gibt es keine Nebenerwerbsbauern mehr und bei uns kann keiner im Vollerwerb überleben.“

Hofübernahmen schwieriger

Die konkreten Auswirkungen neuer Flächen seien nicht bekannt, kritisieren die Bauernvertreter. Sie bezweifeln Holubs Aussagen, dass sich für sie nichts ändern werde. Jakob Pichler ist der Vertreter der Grundbesitzer in Großkirchheim. Er sagte, wie solle man jemanden zur Hofübernahme motivieren, wenn man in so einem Korsett stecke und nur noch Auflagen erfüllen müsse.

Die Grundbesitzer können sich Einzelverträge mit dem Land vorstellen und dabei sind auch finanzielle Entschädigungen ein Thema. Dafür könnte es Geld von der EU geben, sagt Landesrat Rolf Holub. Er setzt weiter auf Info-Veranstaltung für die betroffenen Grundeigentümer und sagt, irgendwie werde man mit den Bauern schon auf einen grünen Zweig kommen.

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