Der harte Kampf ums tägliche Brot

Der Kampf der Bäcker um ihr wirtschaftliches Überleben wird immer härter: Die traditionellen Betriebe stehen unter Druck, weil ein weiterer großer Diskonter frisches Brot und Gebäck anbietet. Ein neuerliches Bäckersterben wollen die Kleinbetriebe mit noch mehr Spezialisierung verhindern.

Frisches Gebäck beinahe rund um die Uhr - für die Konsumenten ist dieses Angebot mittlerweile selbstverständlich, heutzutage bieten viele Tankstellen und Supermärkte aufgebackene Ware an. Eine große Konkurrenz, die viele traditionelle Bäckereien unter Druck setzt. In den vergangenen 15 Jahren hieß es in mehr als jeder zweiten Backstube Kärntens „Ofen aus“. 92 Kärntner Bäckereien sind noch übrig, diese halten sich aber seit einiger Zeit gut am Markt - mit Qualität und einer gewissen Betriebsgröße, wie etwa Wienerroither in Pörtschach. Doch jetzt haben auch große Diskonter Appetit bekommen. Neben Lidl lässt nun auch Hofer nach und nach in allen Filialen Brot und Gebäck fertig backen. Laut der Kärntner Wirtschaftskammer könnte das in Österreich „bis zu 3.000 Bäckern den Arbeitsplatz kosten“.

Bäcker

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„Mit Kipferl und Brot wird es immer enger“

Martin Vallant, Innungsmeister der Bäcker, sagt: „Selbstverständlich wird der Kampf um den Konsumenten schärfer werden. Da ist der Bäcker gefordert, sich Strategien einfallen zu lassen und vielleicht neue Geschäftsfelder zu besetzen. Mit Kipferl und Brot allein wird es immer enger." Über den Preis wird dieser Wettbewerb für die Bäcker kaum zu gewinnen sein. Die Betriebe müssten sich etwas Neues einfallen lassen, so Vallant: „Es könnte in Zukunft zum Beispiel der Imbiss sein, ein Drive Inn, wie es ihn schon gibt. Es gibt auch welche, die sich auf die Bäcker-Pizza spezialisieren. Man kann die Öffnungszeiten ein wenig ausweiten, vielleicht ist die erste Bäcker-Tankstelle gar nicht so weit hergeholt.“

Semmel

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Müller suchen ebenfalls neue Märkte

Die traditionellen Bäcker verweisen auf 1.600 regionale Arbeitsplätze in ihren Betrieben und den Kauf von Mehl in den zehn Kärntner Mühlen. Aber auch die Müller müssen sich neue Märkte suchen. Mathias Trattner, Innungsmeister der Müller: „Nachdem ich aus dem Mölltal komme, bekomme ich es genauso mit, dass es Orte gibt, wo wir zwischen 20 und 30 Prozent Abwanderung haben. Wenn ich meinen Betrieb dort angesiedelt habe wird es schwierig, weil die Menschen nicht da sind, die diese Produkte kaufen können.“

Es wird weiter „Brösel“ geben

In den Kärntner Mühlen wird viel, aber nicht ausschließlich Kärntner Getreide vermahlen. Das wäre gar nicht möglich, heißt es. Der Diskonter Hofer wiederum versichert, er beziehe sein Brot und Gebäck zum Fertigbacken von der Lavanttaler Bäckerei Knusperstube in Wolfsberg. Die Argumentation der Diskonter, sie würden mit dem neuen Backwarenangebot tausende Arbeitsplätze schaffen, hinkt für Vallant beträchtlich. Die „Jobs als Regalschlichter und Backautomatenbefüller“ seien mit jenen eines gelernten Bäckers „weder in der Qualifikation noch in der Bezahlung“ vergleichbar. Es wird also weiter „Brösel“ geben - im Kampf um Kunden und die täglichen Semmeln.

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