Durchbruch ins Lesachtal „für Notfälle“

Das Lesachtal ist seit Donnerstag auch von Kärnten aus erreichbar, allerdings nur für Notfälle und noch nicht für den herkömmlichen Straßenverkehr. In Richtung Tirol soll die B111 am Freitag wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Die Gailtal Straße (B111) wird von der Kärntner Landesgrenze nach Tirol bis Birnbaum ab 7.00 Uhr wieder für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Das gab die Bezirkshauptmannschaft Hermagor am Donnerstagabend bekannt. Die B110 über den Plöckenpass bleibt wegen akuter Lawinengefahr bis auf Weiteres gesperrt.

Lesachtal wieder von Kärnten aus erreichbar

Von den Einsatzkräften wurde am Donnerstag mit Hochdruck an einem Durchbruch ins Lesachtal gearbeitet, es wurden Bäume, Geröll und Schnee von der Straße entfernt. Am späten Nachmittag erfolgte schließlich der Durchstich. Eine Lawinen-Sprengung wurde dafür - wie in Kötschach-Mauthen durchgeführt - nicht benötigt, weil weniger Bäume die Strecke verlegten, als befürchtet wurde und "weil sich herausgestellt hat, dass man in der Lage ist, das Holz mit Motorsägen zu beseitigen,“ sagte der Lesachtaler Bürgermeister Franz Guggenberger gegenüber dem ORF.

Noch immer abgeschnitten ist allerdings die Ortschaft Wodmaier. Eine große Schneefräse aus der Steiermark arbeitet sich noch immer durch die meterhohen Schneemassen. Guggenberger: „Wir haben jetzt etwa ein Drittel des Weges geöffnet. Ein Überflug mit dem Hubschrauber hat ergeben, dass im Bereich des Weges kein Schadholz liegt, so dass wir guter Hoffnung sind, diesen bis spätestens Freitagnachmittag öffnen zu können.“

Schulen nehmen Betrieb wieder auf

Donnerstagnachmittag stand schließlich außerdem fest, dass der Schulbetrieb im Lesachtal am Freitag wieder aufgenommen werden kann. Sollten Eltern jedoch Sicherheitsbedenken haben, könnten deren Kinder laut dem Kärntner Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser zu Hause bleiben. In diesem Fall müssten die Eltern Kontakt zur Schule aufnehmen, um die Zeugnisse zu erhalten. Ebenfalls den Schulbetrieb wieder aufnehmen werden laut Direktorin Gerlinde Pacher die Volkschule Eisentratten und die Volkschule Kremsbrücke. In einer Aussendung des Landes war irrtümlicherweise davon die Rede gewesen, dass die beiden Schulen geschlossen bleiben. In der Volkschule West Spittal findet am Freitag in der ersten Unterrichtsstunde die Zeugnisübergabe statt - mehr dazu in Schnee: Volksschule drohte Einsturz.

Noch 100 Haushalte ohne Strom

Die KELAG-Monteure befanden sich auch am Donnerstag im Dauereinsatz. Bis zum Abend gelang es, die Stromversorgung flächendeckend bis auf 100 Haushalte wiederherzustellen. Es sind nun nur mehr einzelne Anwesen und Gehöfte betroffen. Noch zu Mittag waren 1.200 Haushalte im Liesertal und Oberen Drautal ohne Energieversorgung gewesen, bevor diese Zahl gegen 15.00 Uhr auf 800 gesenkt werden konnte. Schwerpunkte der Stromausfälle waren das Gail-, Lieser-, Drau- und Rosental - mehr dazu in Stromausfälle: Gefährlicher Einsatz für die Helfer.

„Freigesprengte“ Tauernbahn wieder in Betrieb

Mittlerweile sind auch fast alle Hauptstrecken der Bahn wieder in Betrieb. Seit dem frühen Nachmittag verkehren die Züge auf der Tauernstrecke fahrplanmäßig. Auch die Tauernschleuse zwischen Mallnitz und Böckstein hat ihren Betrieb wieder aufgenommen, nachdem am Südportal des ÖBB-Tauerntunnels erfolgreich eine Lawinensprengung durchgeführt werden konnte. In Mallnitz hatte seit Freitag bis zu vier Meter hoher Schnee über dem Lieskele-Graben die Sicherheit auf der Tauernbahn gefährdet. Weil jederzeit eine Lawine abgehen hätte können, durfte kein Zug mehr fahren. Am Donnerstag ließ das Wetter erstmals eine kontrollierte Lawinensprengung vom Hubschrauber aus zu.

Bilder der Sprenung

Zweite Sprengstoff-Ladung löste Lawine aus

Nach einem ersten Erkundungsflug stand fest, wo die Ladungen abgeworfen werden sollten. Jede einzelne war mit zweieinhalb Kilo Sprengstoff gefüllt und in 2.300 Meter Höhe einzeln abgeworfen. Mit Zeitverzögerung erfolgte dann die Fernzündung. Die zweite Sprengung löste schließlich ein Schneebrett aus. Diese donnerte über eine Seitenrinne des Grabens ins Tal und riss einige Bäume mit. Für die darunterliegende Bahnlinie bestand keine Gefahr. Insgesamt fünf Sprengladungen Lawinit wurden abgeworfen. Nun sei die Gefahr gebannt, dass weitere Schneemassen die Bahntrasse verlegen, sagte Sprengmeister Alois Krenn: „Die Schneedecke ist gut gesetzt, daher ist nur die kleine Lawine abgegangen, das ist ausreichend.“

Lawinensprengungen im Bereich Plöckenpass

Auch in Kötschach-Mauthen führte das Militär gemeinsam mit der Lawinenkommission mehrere gezielte Lawinen-Sprengungen im Bereich des Plöckenpasses durch.

Bilder der Sprengung

ÖBB überdenken technischen Lawinenschutz

Die Tauernschleuse Mallnitz-Böckstein war seit letzten Freitag gesperrt gewesen, aufgrund der Wetterverhältnisse konnten ein Erkundungsflug und die Sprengung erst jetzt durchgeführt werden. Bei den ÖBB denkt man nun über technischen Lawinenschutz in diesem Gebiet nach, um für die Zukunft so lange Sperren vermeiden zu können.

Gesperrt waren am Donnerstag noch die Gailtalbahn zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen. Diese soll am Freitag mit einer großen Schneefräse freigelegt werden. Die Karawankenbahn zwischen Ledenitzen und Rosenbach soll am Sonntag wieder in Betrieb gehen. Schon am Freitag freigegeben werden soll die Strecke zwischen Villach und Ledenitzen.

Schnee Neuerliche Stromausfälle Bundesheer hilft Nassfeld Hubschrauber

MILITÄRKOMMANDO KÄRNTEN

Bereits am Mittwoch konnten Einsatzfahrzeuge von Osttiroler Seite in das Lesachtal vordringen - mehr dazu in Hubschrauber blasen Schnee weg. Mit einem Bundesheerhubschrauber flog die Lawinenkommission am Donnerstag gemeinsam mit einem Sprengmeister zum Einsatzort, um die Lage zu bewerten.

Lesachtal Soldaten Dach abschaufeln

ORF

Soldaten helfen seit Mittwoch im Lesachtal

Da sich die Situation in Oberkärnten entsprechend verbessert hat, wird am Freitag auch das Bundesheer langsam abrücken. Weitere Einsätze sind noch im Lesachtal, Kötschach-Mauthen und Hermagor geplant.

Lesachtal Straße von Osttirol aus

ORF

Die Zufahrt ins Lesachtal von Osttirol aus

Kötschach-Mauthen hat wieder Wasser

Gute Nachrichten kamen Donnerstagfrüh für die Bürger von Kötschach-Mauthen: Sie können wieder ganz normal Wasser verbrauchen. Letzte Woche wurde die Hauptwasserleitung von einer Lawine beschädigt, die Bürger mussten sparen. Die Versorgungsanlage wurde nun wieder aktiviert, die beschädigte Hauptwasserleitung ist aber immer noch nicht repariert. Die beschädigte Stelle ist laut dem Kötschacher Bürgermeister Walter Hartlieb derzeit gar nicht erreichbar. Die Lawinengefahr sei zu groß.

Zell Pfarre abgeschnitten

Zell Pfarre war Mittwochfrüh von der Außenwelt abgeschnitten. Alle drei Zufahrtsstraßen waren wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Einige Bewohner von Zell Pfarre versuchten dennoch, Donnerstagfrüh zur Arbeit nach Klagenfurt zu kommen, doch die Straßen sind eisglatt, schilderte Thomas Ogris: „Wir wollten in die Arbeit, die Straße ist aber spiegelglatt, es ist kein Streudienst unterwegs, wie am Eislaufplatz. Es hat gestern geregnet, wir kommen einfach nicht raus.“ Derzeit ist eine Straße wieder frei. Der Ort ist nur über Bad Eisenkappel erreichbar.

Am Mittwochabend kam es hier zu einer gefährlichen Situation: Ein ORF-Redakteur war auf dem Heimweg nach Zell Pfarre, als er von zwei auf der Straße liegenden Fichten gestoppt wurde. Sein Schwiegervater kam ihm mit der Motorsäge zu Hilfe und entastete die Bäume. Noch während der privaten Räumarbeiten krachte es schon wieder. In unmittelbarer Nähe stürzten wieder Bäume um, so Alexander Mak: „In dem Moment krachte ein gefrorener Baumwipfel vier Meter neben uns auf den Boden. Wir sind rein ins Auto und raus aus dem Wald.“

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