Diskussion um Bordellschwemme

Das Geschäft mit dem Sex in Kärnten boomt. Die Bedingungen, unter denen die Frauen hier arbeiten, sind menschenunwürdig, sagt die Caritas. Der Polizei und den Behörden sind vielfach die Hände gebunden, zeigte die Diskussion in der Radio Kärnten „Streitkultur“ Montagabend.

Standorte wie der Raum Villach sind für eine florierende Rotlichtszene ideal, kommen doch viele Kunden aus dem angrenzenden Italien und Slowenien, wo Prostitution verboten ist. Das Geschäft mit dem Sex wirft aber auch für die Gemeinden etwas ab, ist Florian Tschinderle überzeugt. Er ist Bürgermeister der Gemeinde Hohenthurn, wo vor wenigen Tagen ein neues Großbordell eröffnet hat.

Tschinderle: „Für die Gemeinde Hohenturn konnten Gelder lukriert werden, die den Kanal- und Wasserhaushalt stärken. Aus dem Grundverkauf wurden Gelder lukriert. Für eine Gemeinde in dieser Größenordnung ist es wichtig, auch wirtschaftlich zu agieren.“

Frauen oft monatelang in Bordell „eingesperrt“

Auch wenn alle Auflagen und Hygienevorschriften erfüllt sind, ändere sich nichts an den Bedingungen, unter denen die Prostituierten in den heimischen Bordellen leben. Laut Silke Mallmann, Leiterin der Caritas Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel, werde den Frauen gedroht, dass sie ihre Kinder nicht mehr wiedersehen, wenn sie nicht im Bordell arbeiten. „Da werden Frauen eingesperrt und sind seit einem Dreivierteljahr nicht mehr aus dem Haus gekommen“, so Mallmann.

Sexuell übertragbare Krankheiten oft unterschätzt

Zu dem Villacher Amtsarzt Karl Wedenig kommen die Prostitutierten zur gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung. Seine Erfahrungen zeigen, dass immer wieder ohne Kondome gearbeitet werde. „Wir sehen Infekte und Entzündungen im Vaginalbereich. Unsere Tests sprechen zwar nicht an, weil es sich nicht um Geschlechtskrankheiten handelt. Natürlich sind es aber sexuell übertragbare Erkrankungen. Wir sollten uns nicht in einer falschen Sicherheit wiegen, weil die Botschaft rausgeht, dass die Frauen ohnehin einmal wöchentlich untersucht werden und deshalb gesund an ihr Werk gehen. Das ist ganz sicher nicht so.“

Auch wie die Frauen untergebracht sind, sei erschreckend, sagt Mallmann: „Wenn ich sehe, dass sich drei oder vier Frauen acht Quadratmeter teilen und in Stockbetten schlafen, haben sie kein Leben hier in Kärnten. Das ist menschenunwürdig. Das zu kontrollieren ist ganz schwierig, denn Vieles passiert zwischen der Frau und dem Kunden. In dem Moment, in dem sie Gelder abgeben muss, sich verschuldet hat - ob dem Bordellbetreiber oder jemandem in Rumänien gegenüber - und in einem Zuhälterverhältnis steht, kommt sie da nicht raus.“

Frauen offenbaren sich nur bedingt bei Kontrollen

Auch für die Polizei ist es schwierig einzugreifen. Gottlieb Türk, Leiter der Kriminalpolizei: „Wir machen mehrere hundert Kontrollen pro Jahr. Nur in einzelnen Fällen wenden sich Damen vertrauensvoll an die Polzei und sagen, dass sie bedroht, ausgebeutet und geschlagen werden.“

Der Villacher Stadtrat Peter Weidinger will einen weiteren Anstieg der Bordelle verhindern. Laut Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach, sollen Infobroschüren beim Amtsarzt den Betroffenen Hilfe und Unterstützung bieten.

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