Tiroler Gamsjagd-Video: Jäger entsetzt

Das Youtube-Video einer Tiroler Gamsjagd sorgt für Entsetzen. Grausamen Szenen, die jedoch eine seltene Ausnahme darstellen. Die Kärntner Jägerschaft hat klare Statuten, eine Disziplinarordnung und verfügt Sanktionen, die bis zum Entzug der Jagderlaubnis reichen.

In den vergangenen drei Jahren wurden 29 Kärntner Jägern die Lizenzen entzogen. Es seien alles Fälle gewesen, die vor dem Disziplinarsenat behandelt wurden - einem Gremium, das aufgrund von privaten Anzeigen oder von Meldungen der Bezirkshauptmannschaften tätig werden kann, so Landesjägermeister Ferdinand Gorton.

Waidgerechtigkeit als höchstes Prinzip

Das Skandal-Video aus Tirol, in dem ein Jäger ein angeschossene Gämse über einen felsigen Weg zerrt, schockt auch die Jagdrechtsexpertin Freydis Burgstaller Gradenegger. Vor allem der Begriff Waidgerechtigkeit sei hoch zu halten, Verstöße dagegen zu ahnden: „Die Waidgerechtigkeit ist das höchste Prinzip im Rahmen der Jagdausübung. Es besagt unter anderem, dass es uns bewusst sein muss, dass ein Tier leidensfähig ist und wir die Pflicht haben, ihm unnötige Qualen zu ersparen. Dazu gehört auch das Anbringen eines Fangschusses.“

Junge Jäger nicht „schießwütiger“

Dass unter 12.000 Jägern in Kärnten aber auch solche darunter seien, die es mit den Jagdbestimmungen und der Ethik nicht so ernst nehmen würden, sei allerdings nicht auszuschließen, so Landesjägermeister Gorton. Eine Tendenz lasse sich jedenfalls nicht ableiten: Dass nämlich die jüngere Generation der Jäger „schießwütiger“ sei und einen respektloseren Umgang mit dem Wild pflege. Unter den 29 Jägern, die in den vergangenen drei Jahren ihre Jagdberechtigungen verloren, seien alle Altersgruppen vertreten gewesen.

Jägerschaft kann auf Zeit oder für immer ausschließen

Als Gründe für disziplinarrechtliche Konsequenzen nannte Jagdrechts-Expertin Burgstaller Gradenegger: „Einerseits gerichtliche Verurteilungen. Es können verhängte Waffenverbote der Grund für einen Jagdkartenentzug sein oder auch ein rechtskräftiges Disziplinarerkenntnis, das auf Ausschluss aus der Kärntner Jägerschaft lautet, das führt zwingend zu einem Jagdkartenentzug.“

Man unterscheide, so die Expertin, zwei Arten des Ausschlusses je nach Schwere des Delikts: Entweder den Ausschluss auf eine bestimmte Zeit, was von einem Jahr bis hin zu mehreren Jahren reichen könne, oder den Ausschluss auf Dauer in sehr schwerwiegenden Fällen.

Beispielgebend und abschreckend zugleich wären auch die öffentlichen Kundmachungen bei Vergehen: „Es ist rechtlich verankert, wann Disziplinarerkenntnisse zu veröffentlichen sind. Der einfache und der strenge Verweis werden veröffentlicht, aber anonymisiert. Der Ausschluss aus der Kärntner Jägerschaft ist satzungsgemäß im Mitteilungsblatt der Kärntner Jägerschaft auch namentlich zu veröffentlichen.“

450 neue Jäger pro Jahr in Kärnten

Vor allem die Ausbildung zum Jäger sei dazu da, das Bewusstsein und die Werte für Tier und Natur zu schärfen, so Freydis Burgstaller-Gradenegger. Pro Jahr werden 450 Männer und Frauen in Kärnten zu Jägern ausgebildet. Der Frauenanteil habe in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen.

Der Kärntner Jagd- und Tierschutzreferent Landesrat Christian Ragger (FPÖ) meldete sich diesbezüglich am Dienstag in einer Aussendung zu Wort. Er sei „zutiefst erschüttert und verurteile diese Tat auf das Schärfste“. Zur weidgerechten Jagdausübung gehört es unter anderem, dem Wild unnötige Qualen zu ersparen und es als dem Jäger am nächsten stehendes Geschöpf zu achten sowie ihm auch im Rahmen der Jagdausübung ein Maximum an Chance zu lassen, so Ragger. Im Falle des russischen Jägers fordert Ragger eine harte Strafe.

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