Asylwerber nähte sich Mund zu

Ein Zwischenfall in einem Asylheim in Stein im Jauntal hat am Donnerstag für Aufregung gesorgt: Ein Asylwerber aus Afghanistan nähte sich aus Protest gegen angebliche Missstände im Heim selbst den Mund zu. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Der Vorfall tue ihm leid, heißt es.

Der junge Mann aus Afghanistan kam an einem Tag letzte Woche erst um 21.00 Uhr zurück ins Quartier. Laut seiner Aussage verweigerte ihm die Quartiergeberin eine Mahlzeit, weil er zu spät dran war. Der Asylwerber ging daraufhin in sein Zimmer und nähte sich aus Protest den Mund zu. Am nächsten Tag wurde er entdeckt, die Quartiergeberin rief die Polizei, die ihrerseits die Rettung verständigte. Der Mann wurde ins Klinikum gebracht. Laut seiner Aussage wurde er dort an Händen und Füßen gefesselt und bekam eine Injektion.

Lokalaugenschein in Stein

Lokalaugenschein Donnerstagmittag: die Stimmung scheint entspannt, im Garten sitzend, einige Männer aus Afghanistan beim Deutschlernen. Wahid Musawi: „Seit ich hier bin, geht es mir besser. Das Leben ist gut hier.“ Auch sein Landsmann befindet sich wieder im selben Quartier. Er bleibt während des Lokalaugenscheins in seinem Zimmer. Gegenüber Mitbewohnern habe er geäußert, dass das Ganze ihm Leid tue.

Asylwerber in Kärnten

Derzeit befinden sich 1.130 Asylwerber in Kärnten in der Grundversorgung, es gibt insgesamt 46 Unterkünfte im ganzen Land. Die Quartiergeber erhalten pro Flüchtling 19 Euro pro Tag. Asylwerber mit Vollpension erhalten 40 Euro Taschengeld im Monat. Die Quartiergeber benötigen eine Gewerbeberechtigung für Gastronomiebetriebe, müssen einen Zugang zum Deutschkursen ermöglichen, dazu drei Mahlzeiten pro Tag mit ausreichend Fleisch und Gemüse anbieten und dafür sorgen, dass Asylweber ständigen Zugang zu nichtalkoholischen Getränken haben.

Zwei Versionen des Falles

Für den Fall ist Landeshauptmann und Flüchtlingsreferent Peter Kaiser (SPÖ) zuständig. Er war am Donnerstag bei der Landeshauptleutekonferenz in Vorarlberg und war bis Donnerstagmittag für den ORF nicht erreichbar. Sein Pressesprecher bestätigte den Vorfall, sprach aber von zwei Versionen des Falles: So habe der junge Mann im Vorfeld schon Probleme gemacht, da er unbedingt in Klagenfurt untergebracht werden wollte.

Außerdem war ihm am besagten Abend von der Quartiergeberin eine kalte Jause angeboten worden, da es keine warme Mahlzeit mehr gab. Diese hätte der Mann abgelehnt. Im Klinikum sei er in die Psychiatrie gebracht worden, da er sich in der Notfallambulanz mit Händen und Füßen gegen eine Behandlung gewehrt hätte.

Bei Quartiergeberin entschuldigt

Der Mann habe sich über seine Mitbewohner bei ihr entschuldigt, bestätigte die Quartiergeberin dem ORF. Es tue ihm leid. Die Frau beherbergt seit 20 Jahren Asylwerber, laut Land Kärnten gab es bisher nie Probleme. Mit dem Betroffenen konnte noch kein Kontakt aufgenommen werden. Kaiser will sich in den nächsten Tagen selbst ein Bild vom Asylwerberheim machen. Sollte es tatsächlich Missstände geben, würden diese natürlich abgestellt, hieß es aus seinem Büro.

Asylwerberheim

ORF/Isolde Nothnagl

Es ergab sich jetzt eine Möglichkeit, den Mann in einem Quartier in Klagenfurt unterzubringen, er entschied sich nun aber doch dafür, in Stein zu bleiben. Das Asylheim wird, wie die 45 anderen Vertragspartner des Landes, wöchentlich von Betreuerinnen des Landes kontrolliert. Diese müssen auch die Sprache der dort betreuten Asylwerber beherrschen.

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