Pferdefleisch in Verruf: Händler empört

Das Wort „Pferdefleischskandal“ hören die Kärntner Pferdezüchter und Pferdefleischhändler nicht gerne: denn sie böten den Konsumenten mit ihren Produkten beste Qualität mit hohem Gesundheitsfaktor und das ganz ohne Skandale.

650 Pferde kommen in Kärnten pro Jahr zur Welt. Vor allem im Gailtal werden so viele Pferde gezüchtet, wie sonst nirgends. Haflinger und Noriker sind beliebte Zuchtrassen, doch nicht alle Pferde sind für die strengen Zuchtauflagen geeignet. Beinahe jedes fünfte Jungpferd wird „ausgesondert“. Viele Gailtaler Bauern haben sich deshalb entschlossen, diese Pferde selbst zu schlachten und zu vermarkten. Fünf sind es pro Jahr am Pferdebauernhof von Bernhard Striedner in Görtschach.

Pferdesalami

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„Stressfreier Schlachtverlauf“ ohne lange Transporte

„Wir wollen den stressfreien Schlachtverlauf und wollen den Tieren den langen Transport nach Italien ersparen. Die Pferde vertrauen uns, alles geht stressfrei über die Bühne. Es werden nur jene Pferde geschlachtet, die für die Zucht nicht geeignet sind. Bevor sie nach Italien kommen, vermarkten wir die Pferde lieber“, so Striedner.

Das Fleisch des Pferdes sei besonders gesund, ist Pferdebäurin Michaela Striedner überzeugt.

„Eine der gesündesten Fleischsorten“

„Das Pferdefleisch ist eines der gesündesten Fleischsorten überhaupt. Es ist cholesterinarm und fast fettfrei. Früher einmal hat man mehr davon gegessen. Heute ist es für manche eine emotionale Geschichte zu sagen: Pferdefleisch kann ich nicht essen. Aber vom Gesundheitsfaktor ist es ‚on the top‘."

Billiger als Rindfleisch ist das Pferdefleisch in Kärnten nicht. Am Hof von Familie Thurner in Micheldorf kostet das Filet vom Fohlen 38 Euro pro Kilo. Doch Claudia Thurner produziert auch viele andere Spezialitäten vom Pferd. „Wie Spezialsalami mit verschiedenen Variationen, mit Nüssen zum Beispiel. Oder Leberkäse, getrocknetes Bündnerfleisch. Die Feinschmecker haben das sehr gern.“

„Pferdefleischskandal“ ärgert Landwirtschaftskammer

Von einem Pferdefleischskandal wollen sowohl die Kärntner Bauern, als auch Wilhelm Pobatnig vom Pferdezuchtverband in der Landwirtschaftskammer nichts wissen.

OT LK

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Wilhelm Pobatnig

„Natürlich ist es nicht richtig, dass Pferdefleisch verkauft wird, obwohl Rindfleisch auf der Verpackung steht. Aber dass das Ganze jetzt als Pferdefleischskandal propagiert wird, ist auch absolut nicht richtig“.

Ob es in Kärnten neben den am Freitag aufgeflogenen Tortelloni noch weitere Fleisch-Mogelpackungen gibt, wird in der Lebensmitteluntersuchungsanstalt des Landes untersucht. Dort landen die Proben aus dem ganzen Land bei Gunther Vogl.

Gen-Analyse auf Pferdefleisch

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Proben werden auf Pferde-Erbsubstanz untersucht

„Diese Proben werden genetisch auf die Erbsubstanz der Tierart, die drin sein könnte, untersucht – in diesem Fall eben jene des Pferdes. Wenn diese Erbsubstanz in der Probe nachgewiesen wird, dann ist davon auszugehen, dass diese auch Pferdefleisch enthält“.

Zu Beginn der nächsten Woche sollen Schwerpunktkontrollen Klarheit bringen. Die Bio-Bauern und Direktvermarkter im Land hoffen, dass der Fleischskandal letztendlich wieder mehr Kunden hin zu regionalen, bäuerlichen Produkten greifen lässt.

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