ZAMG: Massive Gletscherschmelze

Die Pasterze schmilzt weiter: Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist der Gletscherschwund in diesem Sommer fast so stark wie in den Negativ-Rekordjahren 2003 und 2011 ausgefallen.

Jedes Jahr im Herbst wird an den Gletschern die Jahresbilanz ermittelt. Die ZAMG untersucht vor allem die Gletscher in den Hohen Tauern. Dazu gehören die Pasterze, Österreichs größter Gletscher, sowie Goldbergkees und Kleinfleißkees im Bereich des Sonnblicks.

Bernhard Hynek, Gletscherforscher an der ZAMG in einer Aussendung: "Auch heuer haben die Gletscher überdurchschnittlich viel Eismasse verloren. Es war fast so viel wie in den bisherigen Rekordjahren 2003 und 2011. Dabei hat das Gletscherjahr gut begonnen. Der Winter 2011/2012 brachte besonders an der Nordseite der Alpen reichlich Schnee. Viele Gletscher gingen mit einer drei bis vier Meter dicken Schneeschicht aus dem Winter. Dann folgten aber sehr warme und sonnige Frühlings- und Sommermonate, und die Gletscher schmolzen stark.“

Wichtiger Faktor: Neuschnee im Sommer

Hauptverantwortlich für das Schmelzen von Gletschern ist die Sonnenstrahlung. Die hohe Lufttemperatur wirkt vor allem indirekt. Denn in durchgehend zu warmen Sommern wie 2012 verschiebt sich die Schneefallgrenze weit nach oben, und selbst auf den 3000ern regnet es. Eine Neuschneedecke wäre dagegen ein sehr effektiver Schutz des Gletschers, da sie 90 Prozent des Sonnenlichts reflektiert und somit weniger Strahlungsenergie das Gletschereis erreicht.

Gletscher verlor neun Meter an Eisdicke

Die Bilanz: Die Pasterze am Großglockner verlor in den letzten zwölf Monaten im unteren Bereich (Gletscherzunge) rund neun Meter an Eisdicke. Selbst oberhalb des bekannten Hufeisenbruches, in einer Region über 3000 Meter Seehöhe, verlor die Pasterze im letzten Jahr bis zu zwei Meter an Eisdicke.

Gletscherzunge der Pasterze

ZAMG/Hynek

Österreichs größter Gletscher schmilzt weiter: Pasterze am 11. September 2012

In der Sonnblickregion verlor das Goldbergkees fast zwei Meter Eisdicke in einem Jahr, das Kleinfleißkees rund eineinhalb Meter. Zum Vergleich: Im Mittel lagen die Schmelzwerte in den letzten Jahrzehnten bei 70 Zentimeter. Diese beiden Gletscher, wie viele andere in Österreich, aperten den zweiten Sommer in Folge vollständig aus. Das heißt, dass der gesamte Altschnee des Winters verschwunden war. Damit ein Gletscher längerfristig seine Masse erhält, sollte sich auf etwa 60 Prozent seiner Fläche der Winterschnee über den ganzen Sommer halten.

Goldbergkees

ZAMG/Hynek

Goldbergkees in der Sonnblickgruppe am 19.9. 2012: Der Schmelzwassersee (links vorne) wird von Jahr zu Jahr größer.

Letzte positive Massenänderung im Jahr 2004

Eine ausgeglichene Massenbilanz der heimischen Gletscher, also eine gleich bleibende Gletscherdicke, ist seit den 80er Jahren selten geworden. Die letzte leicht postive Massenänderung an einigen Gletschern gab es im Jahr 2004.

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