Erster Lesetag: Noch kein Favorit
Der erste Wettbewerbstag bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur im Klagenfurter ORF-Theater stand - der Auslosung geschuldet - im Zeichen der zersplitterten Identitäten. Gleich drei Autorinnen und Autoren beschäftigten das Publikum mit literarischen Vexierspielen, Mirjam Richner, Sabine Hassinger und Andreas Stichmann.
Heftige Debatten löste zum Abschluss des ersten Lesetages das experimentell angelegte „Die Taten und Laute des Tages“ von Sabine Hassinger aus. Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Sabine Hassinger zum Nachlesen.
ORF/Johannes Puch
Stichmann-Text fiel positiv auf
Vor Hassinger las Andreas Stichmann aus seinem Romanauszug „Der Einsteiger“ vor. Die traumorientierte „Apotheose einer bürgerlichen Kleinfamilie“ über einen jungen Mann am Rande der Gesellschaft, der sich in eine bürgerliche Existenz hineinträumt, erhielt viel Lob der Jury, ungeteilt waren die Meinungen aber nicht. Jandl sah ihn „schön und stimmig“, Keller wiederum konnte mit dem Protagonisten nicht richtig warm werden, Spinnen ortete einen vampiristischen Text.
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Die Jury zeigte sich somit zum ersten Mal an diesem Tag recht angetan – bis auf Burkhard Spinnen, der die Euphorie am Ende etwas zu dämpfen verstand. Hier finden Sie die ausführliche Jurydiskussion über den Text von Andreas Stichmann zum Nachlesen.
Lesungen „live“ miterleben
Die Lesungen finden jeweils von 10.15 bis 15.15 Uhr, sowie am Samstag von 9.45 bis 14.00 Uhr statt.
Am Donnerstag und Freitag gibt es nach den ersten drei Lesungen eine kurze Pause, am Samstag nach der zweiten Lesung. Die Preisverleihung findet am Sonntag ab 11.00 Uhr statt.
Die Lesungen im ORF-Theater in Klagenfurt können täglich ab 10.15 Uhr via Livelink auf bachmannpreis.eu miterlebt werden.
Debatte:
Kein Favorit am 1. Lesevormittag
„Bettlägerige Geheimnisse“ einer - oder zweier - Figuren von Mirjam Richner wurde als letzter Text am ersten Lesevormittag eher kritisch aufgenommen. „Die Figur ist zumindest am Rande des Wahnsinns“, befand Jandl. Corinna Caduff kritisierte, es sei ein wenig „Hanni und Nanni Style“ mit zu beliebigen Sprachbildern. Meike Feßmann wunderte sich, dass man den Text realistisch lesen könne, denn er sei „selbstverständlich surreal“. Strigl und Jandl waren wenig angetan.
Zuvor musste der gebürtige Kärntner Hugo Ramnek für seine am Bleiburger Wiesenmarkt spielende Erzählung viel Kritik einstecken - auch für seine metaphorische Sprache.
Mehr Lob erntete Stefan Moster, der den Auftakt gemacht hatte, mit „Der Hund von Saloniki“. Die gewählte Sprache des Erzählers wurde allgemein für positiv befunden, es gab aber auch Kritik - mehr dazu in Durchwachsener Leseauftakt.
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Das Wettlesen wird am Freitag fortgesetzt. Es beginnt Inger-Maria Mahlke, nach ihm sind Cornelia Travnicek, Olga Martynova, Lisa Kränzler und Simon Froehling an der Reihe.
Umfassende Informationen online
Das ORF-Landesstudio Kärnten bietet während der Tage der deutschsprachigen Literatur im Internet eine umfassende Berichterstattung: Videoporträts der Autorinnen und Autoren, Lesungen und Diskussionen, Wettbewerbstexte zum Nachlesen, aktuelle Berichte und Zusammenfassungen. Alle Lesungen und Diskussionen sind nachträglich als Video abrufbar.
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