Die Causa Hypo: eine Chronologie

Früher war die BayernLB ein Aushängeschild des Freistaats Bayern - heute ist sie ein Sanierungsfall. Schuld daran war vor allem der Fehlkauf der österreichischen Hypo Group Alpe-Adria (HGAA). Nach der Notverstaatlichung der Hypo 2009 wird nun prozessiert und privatisiert. Die Hypo Österreich wurde bereits verkauft.

22. Mai 2007: Die BayernLB kauft für rund 1,6 Mrd. Euro die Mehrheit an der Kärntner Bank Hypo Alpe-Adria.

24. August: Die BayernLB räumt erstmals ein Engagement im krisengeschüttelten US-Markt für Hypothekendarlehen bonitätsschwacher Schuldner ein. Bisher gebe es keine „Zahlungsstörungen“, heißt es.

13. Februar 2008: Die BayernLB beziffert die Belastungen auf 1,9 Mrd. Euro.

19. Februar: BayernLB-Chef Werner Schmidt tritt wegen der Querelen über die Offenlegung der Belastungen zurück. Nachfolger wird der ehemalige HypoVereinsbank-Manager Michael Kemmer.

3. April: Die BayernLB beziffert die Belastungen auf 4,3 Mrd. Euro.

9. September: Die BayernLB gibt bekannt, dass sie durch die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers mit Ausfallrisiken von bis zu 300 Mio. Euro rechnet.

22. Oktober: Bayerns Finanzminister Erwin Huber (CSU) übernimmt die politische Verantwortung für das Desaster und tritt zurück.

24. Oktober: Im Machtkampf um die Ablösung Kemmers muss die Staatsregierung eine Niederlage hinnehmen. Er bleibt im Amt, nachdem ihn zahlreiche Beschäftigte in einer öffentlichen Demonstration wie einen Star gefeiert hatten.

28. November: Der deutsche Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kündigt ein Rettungspaket von mehr als 30 Mrd. Euro für die BayernLB an.

1. Dezember: Kemmer kündigt den Abbau von 5.600 der weltweit gut 19.000 Arbeitsplätze an, um damit langfristig das Überleben der Bank zu sichern.

23. Jänner 2009: Die BayernLB beziffert den operativen Verlust für das Jahr 2008 auf fünf Mrd. Euro.

11. November: Die BayernLB gibt bekannt, dass sie wegen der hohen Risikovorsorge für faule Kredite und Wertberichtigungen bei der HGAA einen Verlust von mehr als einer Mrd. Euro erwartet.

14. Dezember: Der wochenlange Poker zwischen Österreich und Bayern hat ein Ende: Die HGAA soll komplett verstaatlicht werden. Das Debakel hat die BayernLB mehr als drei Mrd. Euro gekostet. Am Abend erklärt BayernLB-Chef Michael Kemmer seinen Rücktritt.

23. Dezember: Auch der langjährige BayernLB-Kontrolleur und Sparkassenpräsident Siegfried Naser stürzt und will sein Amt zur Verfügung stellen.

4. Jänner 2010: Nach dem Debakel mit der HGAA hofft der Freistaat auf Schadenersatz und prüft, ob auf zivilrechtlichem Weg Ansprüche geltend gemacht werden können.

28. Jänner: Ermittler durchsuchen Räume der BayernLB-Tochter Deutsche Kreditbank (DKB) in Berlin.

9. Februar: Die Staatsanwaltschaft München durchsucht Büros des Bayerischen Städtetags und des Sparkassenverbandes. Hintergrund ist der Untreueverdacht im Zusammenhang mit dem Kauf der HGAA.

25. Februar: Der Untersuchungsausschuss zum BayernLB-Debakel im bayerischen Landtag nimmt seine Arbeit auf.

15. April: Der neue BayernLB-Chef Gerd Häusler übernimmt offiziell das Ruder und kündigt an, die Bank fit für einen Verkauf machen zu wollen.

17. Juni: Im Untersuchungsausschuss verweigern der frühere BayernLB-Vorstandschef Kemmer und Ex-Vorstand Rudolf Hanisch die Aussage.

13. Oktober: Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) weist im Untersuchungsausschuss jegliche Mitverantwortung am Debakel mit der Hypo Alpe-Adria zurück.

25. Oktober: Der BayernLB-Verwaltungsrat beschließt, gegen sämtliche am Kauf der HGAA beteiligten Vorstände Schadenersatzansprüche geltend zu machen.

25. Mai 2011: Die Staatsanwaltschaft München erhebt wegen des milliardenschweren Fehlkaufs der österreichischen HGAA Anklage gegen acht ehemalige Vorstandsmitglieder. Diese hätten sich über die im Rahmen des Erwerbsprozesses aufgedeckten Bedenken bewusst hinweg gesetzt, erklärt die Anklagebehörde.

27. März 2012: Am 27. März beginnt in Klagenfurt der dritte Prozess rund um die Hypo-Bank. Den ehemaligen Bankvorständen wird vorgeworfen, die Bank im Jahr 2004 mit einem risikolosen Scheingeschäft um 5,5 Mio. Euro geschädigt zu haben - mehr dazu in Chronologie: Der dritte Hypo-Prozess.

19. Juni: BayernLB gegen Ex-Vorstände: Vor dem Landgericht München beginnt der Prozess um Schadenersatzforderungen in Höhe von 200 Mio. Euro gegen die früheren Topmanager.

24. Mai: Die Hypo-Ex-Vorstände Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger werden in Klagenfurt wegen Scheingeschäften zu drei bzw. vier Jahren unbedingter Haft verurteilt. Der Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Sabine Roßmann verurteilt außerdem den Steuerberater Hermann Gabriel zu viereinhalb Jahren und den Rechtsanwalt Gerhard Kucher zu vier Jahren Haft.

20. November: Der Prozess wird nach fünf Monaten Pause fortgesetzt. Die acht Ex-Vorstände sollen offenlegen, wer bei der Übernahme der Bank welche Verantwortlichkeiten gehabt hat und warum Bedenken gegen den Kauf zurückgestellt wurden.

April 2013: Der Druck der EU für die Restrukturierung der Hypo-Bank wächst, sogar mit einem vorzeitigen Verkauf wird gedroht. Der Bund erhöht den Druck auf die Bank, den von der EU geforderten Verkauf rascher abzuwickeln.

Mai: Bis Ende Juni muss die Regierung der EU ein Konzept über ihre Pläne für die HGAA vorlegen. Umstritten ist die Idee einer „Bad Bank“, ein ausgegliederter Teil für Kredite - und der Zeitdruck für den Verkauf, der laut Hypo den Preis drückt.

31. Mai: Die Hypo Österreich wird um 65,5 Mio. Euro an die Anadi Financial Holding des Briten Sanjeev Kanoria, Miteigentümer der indischen Srei-Gruppe, verkauft.