„100 Jahre Islamgesetz“ in Österreich

Am Samstagabend feierten die Kärntner Muslime das Jubiläum „100 Jahre Islamgesetz“ im Klagenfurter Konzerthaus mit einem interreligiösen Fest des Dialogs. Kärntner und Muslim sein schließe einander nicht aus, man trage beides in sich, so die friedliche Botschaft des Abends.

Österreich hat die Anhänger des Islam schon vor 100 Jahren anerkannt: Nach der Annektion Bosniens durch die k.u.k. - Monarchie unterzeichnete Kaiser Franz Josef für die dort lebenden Bosniaken ein Gesetz, das diesen Selbstverwaltung und Selbstbestimmung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zusicherte und ihnen damit die Möglichkeit zur Institutionalisierung gab.

1979 schließlich wurde die erste islamische Religionsgemeinde in Österreich anerkannt. Österreich nimmt mit dieser Regelung EU-weit eine Sonderstellung ein. Andere Länder haben kein vergleichbares Gesetz, das Muslimen die Autonomie zusichert - auch wenn deren Zahl weltweit steigt und in vielen Ländern weit größer als in Österreich ist.

100 Schulen mit islamischem Religionsunterricht

Das österreichische Islamgesetz sichert Muslimen seit 100 Jahren religiöse Autonomie zu. In Kärnten wird an 100 Schulen islamischer Religionsunterricht angeboten.

Schwarz und Sauer für mehr Toleranz

Wo sind die anderen europäischen Länder mit ihrem Islamgesetz? Für diese Frage erntete Diözesanbischof Alois Schwarz am Samstagabend von den Kärntner Muslimen tosenden Applaus. Auch Superintendent Manfred Sauer betonte, der wissenschaftlich proklamierte „Kampf der Kulturen“ fände in Wirklichkeit gar nicht statt, schaffe allerdings Feindbilder und Konflikte. „In Wahrheit fließen Kulturen zusammen“, so Sauer: die Notwendigkeit des Dialogs und der gegenseitigen Toleranz ergebe sich damit von selbst.

Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK), dessen Ankunft im Konzerthaus mit großem Beifall bedacht worden war, sagte: „Alle Religionen, alle Menschen, alle Ethnien haben dann Platz, wenn sie die Liebe, den Frieden, das Miteinander der Integration und das Verständnis in den Vordergrund stellen.“

Memic: „Fühle mich als Kosmopolit“

Heute leben in Kärnten 20.000 Muslime verschiedenster ethnischer Herkunft, so Esad Memic. Die meisten davon Bosnier, aber auch Tschetschenen und Türken. Die offizielle Amtssprache der Islamischen Religionsgemeinsachaft ist, auch deshalb, Deutsch. Wie denn auch bei der Jubiläumsfeier unter anderem deutlich wurde, dass Kärnten vielen Muslime zur „zweiten Heimat“ geworden ist.
Im Konzerthaus stand deshalb neben dem Ensemble „Preporod“ auch der Kammerchor Klagenfurt auf der Bühne.

Kärntner zu sein und Muslime sei eben kein Widerspruch, so der Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft in Kärnten, Esad Memic: „Ich fühle mich als Kärnter, als Villacher. Zu meiner Identität gehört auch, dass ich gebürtiger Bosnier bin. Ich fühle mich auch als Muslim, als Europäer, als Kosmopolit. All diese Identitäten sind in mir. Sie schließen einander nicht aus.“

„Wollen Kultur nicht verdrängen, sondern bereichern“

Ziel der Kärntner Muslime sei ein gutes Miteinander, so Memic. Denn die Muslime seien nicht hier, um die vorherrschende Kultur zu verdrängen, sondern um diese noch reicher und schöner zu machen. Man fühle sich der neuen Heimat durchaus verpflichtet - was sich, wie der Ehrenpräsident der Islamischen Religionsgemeinschaft, Annes Schakfeh in seiner Rede betonte, auch darin niederschlagen müsse, dass muslimische Eltern ihre Kinder „zu guten und nützlichen Menschen und Bürgern“ machten, wie das der Koran vorschreibe. Denn die „gute Nachbarschaft“ mit Andersgläubigen sei schon von Mohammed gefordert worden.

Österreichs Toleranz dem Islam und seinen Gläubigen gegenüber würden die Muslime mit Loyalität gegenüber Staat und Gesellschaft und der Anerkennung der österreichischen Rechtsordnung begegnen.

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