Gedenkfeier am Loiblpass

Das Mauthausen-Komitee Kärnten hat am Samstag zur traditionellen Gedenkfeier für die Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers auf dem Loiblpass geladen. Zwischen 1943 und 1945 wurden im KZ Loibl Nord 1.300 Häftlinge zum Tunnelbau gezwungen, mehr als 40 kamen ums Leben.

Dass es diese Gedenkfeier gibt, ist den Bemühungen des Klagenfurter Universitätsprofessors Peter Gstettner zu verdanken. Er hat das Konzentrationslager Nord mit Gedenkfeiern seit 1995 in den öffentlichen Blickpunkt gerückt.

Politiker Gedenkveranstaltung Loiblpass KZ Loibl Nord

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Peter Gstettner vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška

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Peter Gstettner

„Sollten wir an diesem Ort nicht schweigen? An diesem Ort gab es bis 1945 keine Stille. Nach dem Mai 1945 gab es eine Stille der anderen Art. Das Schweigen über diesen Ort, das Verschweigen der Schandtaten und das Totschweigen der Opfer. Das sprichwörtliche ‚Schweigen des Waldes‘, der hier allmählich wuchs, korrespondierte mit dem Schweigen der Gesellschaft, die die Täter schütze und die die leisen Stimmen der Opfer nochmals abwürgte“, so Peter Gstettner vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška am Samstag bei der Gedenkfeier beim KZ Loibl Nord.

Endstation für politische Häftlinge

Im KZ Loibl waren vor allem politische Häftlinge untergebracht: meist Franzosen, aber auch viele Polen, Russen, Jugoslawen und Deutsche. Der jüngste Tote, der erst 19 Jahre alte Claude Caniotti, starb 1944 nur drei Wochen nach seiner Ankunft im KZ Loibl Nord. Wer zu schwach oder krank war, brach zusammen, verhungerte, erfror oder wurde in die Vernichtungslager nach Mauthausen oder Auschwitz geschickt. Noch heute sind nicht alle Opfer namentlich bekannt.

350 Teilnehmer bei Kranzniederlegung

Um jenen die Ehre zu erweisen, die auf der „Baustelle des Todes“ unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, sind am Samstag an die 350 Menschen auf den Loibl gekommen: Neben militärischen Würdenträgern und Vertretern der Politik legten Abordnungen der Opferverbände aus Frankreich, Polen und Slowenien Kränze am Eingang des Tunnelportals nieder.

Darabos zeigte sich tief bewegt

Anders als bei Mauthausen oder Auschwitz wurde die Erinnerung an die Existenz des Mauthausen-Außenlagers Loibl Nord in Kärnten und Österreich bewusst verdrängt.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ)

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Verteidigungsminister Norbert Darabos, SPÖ

Tief bewegt „angesichts der Schönheit des Ortes und der dort verübten Gräuel" zeigte sich Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) in seiner Gedenkrede: „In der Anfangsphase wurden die Häftlinge vom SS-Wachpersonal und den ‘Capos‘ in den Lagern mit sandgefüllten Gummischläuchen so arg geprügelt, dass sich die Baufirma bei der Lagerleitung beschwerte, weil so viele Häftlinge arbeitsunfähig geschlagen wurden. Das muss man sich einmal vorstellen. Ein Zynismus der besonderen Art. Etwa 40 Häftlinge kamen bei den Arbeiten um oder wurden vorsätzlich ermordet. Mehr als 300 geschwächte und kranke Häftlinge wurden nach Mauthausen zurück transportiert, was für die meisten von ihnen ein sicheres Todesurteil bedeutet hat.“

Slowenen Vorreiter bei Denkmalsetzung

Das Gegenstück zum Kärntner Lager war das Konzentrationslager Süd, auf der anderen Seite des Tunnels, im heutigen Slowenien. Dort wird der Verbrechen der Nazizeit schon viel länger gedacht. Auf slowenischer Seite stehen längst Gedenktafeln und Denkmäler. Auch die Wiese, auf der das Lager stand, wird als Denkmal erhalten.

Transparent Gedenkveranstaltung Loiblpass KZ Loibl Nord

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Gedenkstätte auch in Kärnten geplant

Bis auf den Lageplan erinnert bis heute auf der Kärntner Seite nichts an die Toten und diesen „Ort der Schande“, wie Peter Gstettner am Samstag sagte. Bis nächstes Jahr sollen von der Universität Wien zumindest die Grundlagen für eine Gedenkstätte beim KZ Nord entwickelt werden.

Die HTL-Villach und eine Berliner Schule hatten bereits an daran gearbeitet. Vorläufig mussten die Schüler ihre Arbeiten aber einstellen, da das Areal unter Denkmalschutz steht.

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