Hypo-Schließung kostet sechs Mrd. Euro

Hypo-Alpe-Adria-Vorstand Gottwald Kranebitter will die Hypo langsam und geordnet zurückfahren. Zurufe einer sofortigen Abwicklung wären zerstörerisch, eine Schließung würde den Steuerzahler sechs Milliarden Euro kosten.

Würde der Staat die seit 2009 notverstaatlichte Hypo Alpe Adria jetzt einfach zusperren, würde dies nach Vorstandsschätzung mindestens sechs Mrd. Euro kosten. Betroffen wären vor allem der Steuerzahler und die frühere Mutter BayernLB, die in der Kärntner Bank noch drei Mrd. Euro liegen hat.

Vorstand: „Schnell heißt teuer“

Vorstand Gottwald Kranebitter will die Hypo langsam und geordnet zurückfahren. „Der Ruf nach sofortiger Abwicklung ist zerstörerisch.“ Schnell heiße teuer, koste mindestens sechs Milliarden, so Kranebitter vor Journalisten. Auch bei pessimistischsten Annahmen sei ein geordnetes Zurückfahren billiger als Zusperren.

Selbst wenn der größte Teil jener faulen Kredite und auf Abbau gestellten Leasingaktivitäten schlagend würden, die jetzt in einer eigenen Abbau/Verwertungsgesellschaft abgespaltet werden sollen (Planvolumen: zehn Mrd. Euro). Kranebitter will die Sondergesellschaft zügig: „Jede andere Alternative ist teurer“.

Neue Kapitalaufstockung droht

Andernfalls droht bis Dezember ein neuer FMA-Bescheid, das Hypo-Kapital auf die Risikoprämienvorgaben aufzustocken - was den Bund auf einen Schlag gleich nochmals 1 bis 1,5 Mrd. Euro kosten würde. Mit einer wie in Deutschland idealerweise auf 10 Jahre angelegten Abbaufirma kämen Bund bzw. Steuerzahler bei der Hypo erst wieder dran, wenn Verluste schlagend und damit Geld nötig würde, argumentiert die Bank. Im heutigen Aufsichtsrat wird diese Sondergesellschaft zwar besprochen, sie ist aber noch kein Beschlussthema.

Eine Verwertungsgesellschaft mit staatlichen „Verlustausgleichs-und Liquiditätserhaltungszusagen“, wie sie in Deutschland bei Hypo Real Estate bzw. West LB laufen, käme sogar nahe Null Eigenkapital aus, weil die Garantie des Staates dahinter stehe, argumentiert Kranebitter. Seiner Rechnung nach ginge es im Fall der Hypo de facto um eine Umschichtung von Haftungen bzw. Garantien.

Der Staat hat in der Hypo aktuell 18 Mrd. Euro an Haftungen, davon 17,3 Mrd. Euro von Kärnten, der kleinere Rest vom Bund. 2017/2018 reifen die letzten öffentlich garantierten Bankbonds ab, darunter freilich ein Riesen-Anleihebrocken von mehr als 5 Mrd. Euro im Jahr 2017 auf einen Schlag. Normal sind es 2 oder 2,5 Mrd. Euro im Jahr, die rückgeführt werden.

„Auffanggesellschaft keine Mülldeponie“

Als „Mülldeponie“ und „Milliardengrab“ will Kranebitter die Sondergesellschaft nicht bezeichnet wissen. Es könne keine Rede davon sein, dass da zehn Milliarden beim Steuerzahler hängen blieben. Zumal drei Milliarden der in Rede stehenden Kredite wertberichtigt seien und ja auch die Finanzierungs-Sicherheiten wie dahinterstehende Immobilien in der Gesellschaft wären. „Das sind zehn Milliarden, die unsere Leute für uns heimholen müssen.“

Kranebitter hielte Bad Banks ohne Banklizenz als Konzept für andere staatlich gehaltene Banken in Österreich für geeignet. Eine gemeinschaftliche Abbaueinheit für Hypo, KA Finanz und ÖVAG zu machen, gäbe aber keinen Sinn. Die Inhalte wären zu unterschiedlich. „Wir sind groß genug mit unserer Einheit“.

Planungen über die Sommermonate

Den Sommer über sollen die gesellschaftsrechtliche Aufstellung der Hypo-Banktrennung, Regulatorisches und vor allem offene Fragen der Maastrichtschulden-/Defizitrelevanz geklärt sein. Im Herbst sollte das Konstrukt stehen, ab 2013 wirksam sein und die „Good Bank“ im Wert stabilisieren. Der Hypo-Chef hofft hier auf offene Ohren bei Aufsehern, Eignern und auch in Brüssel. Er ortet die auch. Auch hofft er, die Hypo aus dem Wahlkampf 2013 heraushalten zu können.

Verkauf der Balkan-Banken

Die Good Bank - also die sechs Banken am Balkan, die Österreich-Bank und die Italien-Tochter - soll verkauft werden. Zur Zeit gibt es freilich keine Käufer. Kranebitter gibt zu bedenken, dass 50 Banken bzw. Bankteile in Europa auf dem Markt sind, die die EU ihren Eignern zum Verkauf auferlegt hat.

„Wir kämpfen um Geld und Zeit.“ Von Brüssel bräuchte er mehr Zeit. Sollte der Verkauf der Südosteuropatöchter 3 oder 4 Jahre dauern, will er daraus keinen Strick gedreht sehen - es sei denn man bliebe untätig. Man habe die Verkäufe ja schon eingeleitet, als verkaufsbegleitende Investmentbank wurde die Deutsche Bank mandatiert.

Der Osten gilt als Problemregion

Die Rating-Rückstufung der Großbanken Erste, Raiffeisen und Bank Austria wegen ihrer Ost-Risiken beschreibt für den Hypo-Chef das Marktumfeld: „Solange die Region als Problem gilt, werden wir uns schwertun“. Zur Stunde bekäme er auch nicht den erhofften Verkaufserlös für die sechs Südost-Banken von 1,5 Mrd. Euro (Buchwert). Zugleich würden die Kapitalanforderungen der Aufsicht für die Banken nicht geringer, wenn es wie jetzt rund um Griechenland-oder Spanienkrisen „links und rechts brennt“.

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