Goldenes Ehrenzeichen für Haderlap

Die Kärntner Autorin Maja Haderlap ist am Montagabend von Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet worden.

Haderlap, die in Bad Eisenkappel/Železna kapla aufgewachsen ist, hat mit ihrem Romandebüt „Engel des Vergessens“ einen großen Erfolg gelandet, mit einem Textauszug gewann sie 2011 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Eine ganze Reihe weiterer Literaturpreise folgte.

Haderlap war bis zu ihrem Romanerstling vor allem als Lyrikerin in Erscheinung getreten, die sie in ihrer slowenischen Muttersprache verfasste. „Engel des Vergessens“ schrieb sie hingegen auf Deutsch, in dem Buch blickt sie auf ihre Kindheit ebenso zurück wie auf die Situation der Kärntner Slowenen, von denen sich viele in der Nazizeit den Partisanen anschlossen, was nach 1945 zu teils heftigen Spannungen im Zusammenleben der Volksgruppen führte.

Dörfler: Wichtiges Zeichen des Miteinanders

Bei der Festveranstaltung im Spiegelsaal der Landesregierung sprach Dörfler die Hoffnung aus, dass man „aus den Kellern der Vergangenheit“ in eine gute, gemeinsame Zukunft unterwegs sei. Er verstehe die Auszeichnung als wichtiges Zeichen des Miteinanders und des Aufbruchs in eine neue Zeit.

Laudator Ogris: „Irgendetwas muss sich bewegt haben“

Als Laudator fungierte der Journalist Horst Ogris, wie Haderlap Angehöriger der Volksgruppe. Ogris meinte angesichts der Tatsache, dass eine Autorin ausgezeichnet werde, welche „von der großen Bedrängnis einer Sprache und Gemeinschaft“ geschrieben habe: „Irgendetwas muss sich in den Köpfen der Menschen bewegt, verschoben haben.“ Denn, so Ogris: „Es hätte auch schief gehen können. Vor allem hier, vor allem zu Hause, vor allem in Kärnten.“

Haderlap: Literarische Geisteraustreibung

Die Autorin bezeichnete das Schreiben ihres Romans als eine Art literarische Geisteraustreibung: „Ich wünschte mir, über die Sprache und ihre Fähigkeit zur sinnlichen Veranschaulichung der Welt, die Vergangenheit der Kärntner Slowenen und damit meine eigene Lebensgeschichte aus der Zone der jahrzehntelangen politischen Manipulation zu ziehen.“ Ihr sei die Vorstellung vom In-die-Welt-geworfen-sein des Menschen, sehr nahe, „weil dieses Bild von der Behauptung lebt, dass alle Individuen einen gemeinsamen Ursprung haben, dass sie gleich an Würde sind, bevor sie aus dem Nichts auftauchen, um sich in einer paradoxen Welt voller Widersprüche, Unterscheidungen und Ungleichheiten zurechtfinden zu müssen“. Dieses Bild habe ihr geholfen, das innere Gleichgewicht zu wahren, sobald sie sich mit Vorbehalten und Vorurteilen konfrontiert gesehen habe, die ihre soziale, sprachliche und kulturelle Herkunft betroffen hätten.

„Ehrenzeichen für etwas, woran ich glaube“

Wie schon zuvor Dörfler sprach auch Haderlap die Ortstafellösung an, wenn auch indirekt: „Das letzte Jahr hat gezeigt, dass man in Kärnten mutiger und zuversichtlicher sein kann. Schon die kleinen, zaghaften, bitter und auch mit Verzicht erkämpften Veränderungen haben die Menschen hoffnungsvoller gemacht und eine Ahnung vom kulturellen Potenzial des zweisprachigen Landes wach werden lassen.“ Nichts, so die Autorin, lähme den Menschen und die Gesellschaft mehr als das Schweigen untereinander. „Es wirft alle in eine Situation der Erstarrung und des Vortodes zurück. Pflegen wir deshalb bewusst die Kultur des Sprechens und des Erinnerns.“ Sie habe das Ehrenzeichen für etwas erhalten, woran sie geglaubt habe, „in die erhellende Kraft der literarischen Sprache“.

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