Weitere Opfer von Franz Wurst

Der wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Kinderpsychiater Franz Wurst ist seit vier Jahren tot, aber immer noch melden sich Opfer. Ein heute 62-Jähriger wurden im Jugendheim Görtschach über Jahre hinweg missbraucht.

Der 62-Jährige ist kein Einzelfall, heißt es aus dem Sozialreferat des Landes. Dort treffen immer wieder neue Missbrauchsmeldungen ein. Ein Großteil davon ist im Zusammenhang mit Franz Wurst zu sehen.

Kleine Patienten missbraucht

2002 wurde der ehemalige Kinderpsychiater Franz Wurst wegen mehrfachen schweren Kindesmissbrauchs und Anstiftung zum Mord an seiner Frau zu 17 Jahren Haft verurteilt. Im Krankenhaus oder in seiner Privatpraxis wurden viele Kinder in den 60er-Jahren von ihm sexuell missbraucht. Immer unter dem Vorwand, die Handlungen seien aus therapeutischer Sicht notwendig.

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Pfarrer und Erzieher als Täter

Unter Wursts Missbrauchs-Opfern waren Kinder aus sozial problematischen Verhältnissen. Viele von ihnen lebten nicht bei den Eltern, sondern in Heimen.

So auch jener 62 Jahre alte Mann, der jetzt über seine Erlebnisse als Zögling Nummer 44 im Landesjugendheim Görtschach berichtet. Er wurde wiederholt missbraucht - nicht nur von Wurst selbst, sondern auch von Erziehern und deren Freunden, dem Stallknecht und vom Pfarrer, der damals für das Heim zuständig war. Von der Kirche erhielt er für sein Leiden bereits eine Entschädigung.

600.000 Euro für die Opfer

Das Land Kärnten entschädigte nach dem Prozess gegen Wurst im Jahr 2004 43 seiner Opfer finanziell. Damit ist die Causa Wurst aber noch nicht abgeschlossen, sagte Christine Gaschler-Andreasch, Leiterin der Abteilung Jugendwohlfahrt in der Kärntner Landesregierung.

Immer wieder würden sich neue Opfer melden, die über ihre Erlebnisse berichten. Viele erst Jahrzehnte später, weil sie sich erst jetzt dazu in der Lage fühlen, so Gaschler-Andreasch.

Prüfung aller Fälle

Jeder einzelne Fall wird genau überprüft. Derzeit auch jener des 62-Jahre alten ehemaligen Zöglings von Görtschach. Danach wird entschieden, ob er eine finanzielle Entschädigung bekommt. So wirken die Missbrauchshandlungen des ehemals angesehenen Kinderpsychiaters auch heute noch nach, zehn Jahre nach Ende des Prozesses und vier Jahre nach seinem Tod.