Julien Green und Klagenfurt – eine Liebesbeziehung

Am Stadttheater Klagenfurt wird diese Woche eines der frühen Stücke des Schriftstellers Julien Green erstaufgeführt. Green ist in der Klagenfurter Stadtpfarrkirche Sankt Egyd bestattet. Wie es dazu kam, erzählt ein Zeitzeuge.

Auf dem Programm des Stadttheaters steht diese Woche die österreichische Erstaufführung des Schauspiels „Süden“. Das Stück wurde 1953 in Paris uraufgeführt, es spielt wenige Stunden vor Beginn des Sezessionskrieges.

Erster Kärnten-Besuch zur Uraufführung

Julien Green - 1998 in Paris gestorben - ist in der Klagenfurter Stadtpfarrkirche Sankt Egyd bestattet. Günter Schmidauer, während der Intendanz Wochinz Chefdramaturg, war Zeitzeuge als Green zum ersten Mal Kärnten besuchte. Als 1990 für eine Studioproduktionsreihe des Stadttheaters „Der Automat“ - Julien Greens allererstes Stück - aus Anlass seines 90. Geburtstages uraufgeführt wurde, war Green zu Gast.

Kunstbesuch in der Stadtpfarrkirche

Schmidauer holte den Schriftsteller damals mit seinem Adoptivsohn Eric in Salzburg ab: „Er trug grau gestreifte Hosen und Gamaschen. Ich war sofort begeistert. Er erzählte wunderbare Geschichten, zum Beispiel von seiner Freundschaft mit Stefan Zweig. Mit ihm besuchte er in London Sigmund Freud.“

Julien Green

APA/Eggenberger

Green-Gruft in der Stadtpfarrkirche Klagenfurt.

In dem Gespräch kam die Rede auch auf die Stadtpfarrkirche, erzählt Schmidauer. Damals malte der Maler Ernst Fuchs gerade in einem Seitentrakt der Kirche das Bild der Apokalypse. Green sei sofort interessiert gewesen und so kam es zu einem Treffen zwischen Green, Fuchs, Intendant Wochinz und dem Pfarrer der Stadtpfarrkiche, Monsignore Mairitsch.

Green habe sich in Klagenfurt sehr wohl gefühlt, sagt Schmidauer: „Er war gut aufgehoben in einer Gemeinschaft, in der er nur Sympathien und keine Anfeindungen gespürt hat.“

Julian Green Grab

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Beisetzung Greens in der Gruft der Marienkapelle.

Letzte Ruhe mit seinem letzten Geliebten

Green kam später noch mehrmals nach Klagenfurt und äußerte den Wunsch, hier auch seine letzte Ruhe zu finden. Der damalige französische Staatspräsident François Mitterrand habe ihm ein Grab vor der Kathedrale Notre-Dame versprochen, erzählte er Schmidauer. Er wolle aber den Taubendreck nicht auf seinem Grab, so Green damals.

Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagsjournal; 9. Jänner 2012

Der Erzbischof von Paris wollte zudem nicht, dass Julien Green zusammen mit seinem Adoptivsohn Eric in einem Grab liegt, denn Eric war auch der letzte Geliebte Greens. Green habe sein Leben lang gegen seine Homosexualität angekämpft, denn er sei ein sehr gläubiger Mensch gewesen, sagt Schmidauer. Der damalige Kärntner Bischof Egon Kapellari habe es dann ermöglicht, dass Green und sein Adoptivsohn im Grab in der Stadtpfarrkirche ihre letzte Ruhe fanden.

Green wollte auch seinen gesamten Vorlass der Stadt Klagenfurt zukommen lassen, doch dies scheiterte.

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