Literat Werner Kofler gestorben

Der 1947 in Villach geborene Schriftsteller Werner Kofler ist mit 64 Jahren gestorben. Kofler lebte in Wien und starb nach langer und schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie. Mit ihm starb ein bedeutender Gesellschaftskritiker.

Der österreichische Schriftsteller Werner Kofler ist Donnerstagvormittag, im Alter von 64 Jahren gestorben. Wie seine Tochter gegenüber der APA bestätigte, starb Kofler „nach langer, schwerer Krankheit im Kreis der Familie“ in seinem Heim in Wien.

Collage- und Montagetechniker

Als Erzähler, Lyriker, Hörspielautor und Dramatiker wurde der am 23. Juli 1947 in Villach geborene Autor vor allem durch seine Collage- und Montagetechniken bekannt. Zu den wichtigsten Themen seiner Werke - darunter „Örtliche Verhältnisse“ (1973), „Herbst, Freiheit“ (1994), das Theaterstück „Tanzcafe Treblinka“ (2001) und „Kalte Herberge“ (2004) - zählt die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber Bürokratie und Arbeitswelt.

Kritik an der Gesellschaft

Kofler richtete als Künstler immer wieder seinen Zorn auf die Gesellschaft und ihre Oberflächlichkeit mit ihrer Bigotterie und ihren Verdrängungsmechanismen. Kofler stammte als Sohn eines Kaufmanns aus einfachen Verhältnissen und war seit den 1960er Jahren literarisch tätig. Ab 1968 lebte er in Wien, gab auch immer wieder in Kärnten Lesungen.

Vergleich mit Thomas Bernhard

Der Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst erster Klasse (2008 ausgezeichnet) war angriffslustig. Sein literarischer Furor erinnerte viele an Thomas Bernhard. Er bezeichnete die Literatur als „Verbrechensbekämpfung“, seine eigenen Stücke als „Irrsinnskunststücke“ und „Racheakte“.

Kofler, der bereits 1976 mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet worden war, übte in seinen Texten Kritik an der Zerstörung der Umwelt, an den Medien, aber und vor allem auch an der gelebten Verdrängung der Nazi-Vergangenheit Österreichs.

Uraufführungen in Kärnten

Beispielsweise kreist auch das Stück „Versuche, das Land des Lächelns kaputtzumachen. 1. Versuch“ um Erinnerungen und ist eine Collage aus Unmengen an Textmaterial. Von Gerhard Fresacher inszeniert, wurde es 2008 vom klagenfurter ensemble uraufgeführt.

Für das Stadttheater Klagenfurt schrieb er 2001 sein Stück „Tanzcafe Treblinka“ über die Frage nach der sprachlichen Darstellung der Massenmorde an Juden in der Nazi-Zeit, das im Vorjahr auch im Wiener Theater Nestroyhof gezeigt wurde. Immer wieder behandelte er in seinem Schaffen das Ausgeliefertsein des Einzelnen gegenüber dem System.

Koautor Antonio Fian

Zusammen mit einem ebenso gebürtigen Kärntner Antonio Fian schrieb Kofler 1999 „Blöde Kaffern, dunkler Erdteil“, gemeinsam mit Gerhard Haderer gab er 1991 „Das große Buch vom kleinen Oliver“ heraus. Zu seinen mehr als 20 Werken zählen außerdem „Guggile“ (1975), „Hotel Mordschein“ (1989) und „Der Hirt auf dem Felsen“ (1991).

Kofler war Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der IG Autorinnen und Autoren. Weitere Ehrungen, die er erhielt, waren der Österreichische Würdigungspreis für Literatur (1990), der Literaturpreis der Stadt Wien (1991), der Kulturpreis der Stadt Villach (1992) und der Peter-Rosegger-Literaturpreis (2001).

Anteilnahme der SPÖ

Tief betroffen reagierte SPÖ-Landesparteivorsitzender LHStv. Peter Kaiser auf die Meldung vom viel zu frühen Tod des Kärntner Schriftstellers Werner Kofler. „Kofler war ein großer zeitgenössischer Literat dessen kritischen Blick auf die Gesellschaft wir sehr vermissen werden“, so Kaiser.

IG-Autoren: Scharfzüngiger Kritiker

Die IG Autorinnen Autoren trauert mit Werner Kofler „um einen ihr viele Jahre verbundenen Autor“. Geschäftsführer Gerhard Ruiss würdigte in einer Aussendung am Donnerstag den „vermutlich scharfzüngigsten Kritiker der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse, den es in Österreich in den letzten Jahrzehnten gab, unberechenbar in seiner Themenwahl, beißend in seinem Spott, direkt auf seine Ziele zu in seinen Äußerungen“.

Koflers Texten und Formulierungen konnte man sich „nur stellen oder meinen, sie nicht zu Kenntnis nehmen zu müssen. Wer klug genug war, konnte es auch als Ehre auffassen, dass sich Werner Kofler mit einem auseinandersetzte. Mit Vorliebe zerlegte er das mit bedeutungsschwangerem Ernst Vorgebrachte solange in seine Einzelbestandteile bis nichts mehr als ein lächerliches Häufchen Bedeutungslosigkeit von ihm überblieb. Derselbe Werner Kofler, den man in persönlichen Begegnungen als eher trocken bis zurückhaltend erlebte.“

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