Ärzte gegen „gläsernen Patienten“

Unter den praktischen Ärzten in Kärnten formiert sich Widerstand gegen die geplante elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Die elektronische Patientendatenerfassung sei gegen die Verschwiegenheitspflicht, auch sei die Kostenfrage nicht genügend geregelt.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will ELGA rasch einführen,
um Kosten zu sparen und Doppeluntersuchungen zu vermeiden. In der elektronischen Akte sollen alle Befunde des Patienten, alle Gesundheits-Dokumente und alle Medikamente gespeichert sein. Der Arzt soll diese Informationen nutzen bzw. jederzeit ergänzen können. Der Gesundheitsminister erwartet sich von ELGA, dass 33.000 Medikamentenwechselwirkungen pro Jahr verhindert werden können, ebenso tausende Klinikaufenthalte.

Ärzte fürchten um Vertrauensbasis

Gerd Wiegele, der Sprecher für praktische Ärzte in der Ärztekammer, sieht das sehr kritisch. Grundlage einer guten Beziehung zwischen Arzt und Patient sei das Vertrauen. Die Verschwiegenheitspflicht der Ärzte werde durch das Gesetz durchlöchert, so Wiegele.

Gesundheitsminister Stöger sichert generell Datenschutz zu. Gespeichert wird in ELGA nur, was der Patient erlaubt, sagt er. Noch einmal strenger gilt das für sensible Daten, etwa für Schwangerschafts-abbruch, Aids oder psychische Erkrankungen.

Wiegele: Kostennfrage nicht geregelt

Internationale Erfahrungswerte sprechen gegen ELGA, sagt Wiegele. 2004 sei ein ähnliches System in Großbritannien eingeführt worden, das über die Jahre Milliarden verschlugen habe und letztendlich gescheitert sei.

Gesundheitsreferent für ELGA-Einführung

Gesundheitsreferent Peter Kaiser (SPÖ) spricht sich hingegen für die ELGA-Einführung aus: "ELGA kann dazu beitragen, Leben zu retten und die Gesundheit der Menschen zu schützen“, so Kaiser am Dienstag in einer Aussendung. Er sei überzeugt, dass ELGA nicht nur langfristig Kosten spare, sondern auch zur Vermeidung falscher Medikationen, zur Erhöhung der modernen Kommunikation, zu einer umfassenden Dateninformation über Patienten und entscheidend zur Beseitigung von Doppelgleisigkeiten beitragen werde. Einen positiven Gesinnungswandel dürfte es laut Kaiser auch bei der Bundes-Ärztekammer geben.

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