Mit 43 Jahren ist Roberto Candotti in der Szene gut etabliert. Seit fast 30 Jahren ist die bunte Kunst auf Wänden seine große Leidenschaft. Bei einem abendlichen Spaziergang sah er einmal Graffiti-Bild und wusste: Auf diese Weise möchte auch er mich künstlerisch ausdrücken. Er besuchte ein Kunstinstitut, wo er Farb- und Formenlehre vermittelt bekam. Den Umgang mit der Spraydose brachte er sich selbst bei: „Ich habe als Jugendlicher angefangen. Jetzt nennt man uns ja nicht mehr ‚Writer‘, also Sprayer, sondern Straßenkünstler. Man muss nicht unbedingt ganz jung sein, um es zu machen. Wichtig ist, dass man kreativ ist“, sagte Candotti.

Schriftzüge nur zu Anfang gesprüht
Besonders gerne sprayt er Menschen und Gesten, die keine großen Erklärung nötig haben. Das sogenannte „Lettering“, Schriftzüge, liegen ihm weniger, wie er sagt. Das machte er vorwiegend zu Anfangszeiten. Da verschönerte es auch Stromverteiler-Häuschen, denen er ein neues Gesicht verlieh. Im Laufe der Jahre hinterließ er dann an vielen Orten in der Region Karnien seine künstlerischen Spuren, indem er auch zum Beispiel bäuerliche Traditionen malte. „Es geht darum, etwas Altes auf moderne Art und Weise darzustellen.“
Anfängliche Kritiker stimmt er auf seine ganz eigene Art um: „Normalerweise mache ich zuerst nur ein kleines Stück fertig, auch wenn ich eine 50-Meter-Wand bemale, und zeige es ihnen. Dieser erste Eindruck hilft meistens dabei, dass die Leute ihre Skepsis verlieren. Am Ende, wenn alles fertig ist, sind sie dann immer sehr zufrieden.“
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao, 16.9.2023
Großes Werk in Gedenken an Jugendlichen
Gut eine Woche braucht er, bis ein Gesamtkunstwerk fertig ist. Nicht nur bunt, sondern auch möglichst groß hat es Roberto Candotti besonders gerne – so wie bei seinem derzeitigen Projekt im Parco del Drago, dem „Drachenpark“ von Gemona del Friuli. Eine Premiere, denn zum ersten Mal gestaltet er keine Mauer, sondern eine ebene Fläche mit einer besonderen Botschaft.

In Gedenken an einen unlängst verstorbenen Jugendlichen, den er auch persönlich kannte, und der für sein Leben gerne Basketball spielte. „Das hier ist nicht nur ein normaler Basketballplatz, denn es werden ihn auch beeinträchtigte Spieler beim sogenannten ‚Baskin‘ nutzen. Meine Zeichnung zeigt eine Geste, wie man sie oft bei Spielen sieht: Es sind diese beiden Hände, die den Ball zuspielen, und die andere Hand, die auf den Ball zugreift“, sagt der Künstler. Außen wird das Spielfeld von einem Himmel mit Wolken umgeben sein. Damit ihr verstorbener Freund quasi dabei sein kann, wenn hier seine Freude hier Spaß haben.
Servus Srecno Ciao 16. September 2023
Radrennen auf Wand verewigt
In Casanova bei Tolmezzo erinnert eine Wandmalerei von Roberto Candotti an die Etappe des Giro d’Italia, die vor zwei Jahren dort vorbei führte. Es war genau dieses Kunstwerk, das ihm auch außerhalb seiner Heimatregion zu Bekanntheit verhalf. In Padua wird er demnächst ein ganzes Haus verzieren.
Sein persönlicher Traum habe sich längst erfüllt, denn mittlerweile kann der 43-Jährige auch von seiner Kunst leben und übt sie hauptberuflich aus. Wünschen würde er sich, dass jungen Künstlern, zum Beispiel von den Gemeinden, mehr freie Flächen zur Verfügung gestellt werden, damit weniger illegal gesprayt wird. Ganz nach seinem Motto: Der Kunst ihre Freiheit – der Zeit ihre Kunst – und auch ihr Platz.