Der ganze Stolz von Tom Truppe aus Klagenfurt ist ein Bianchi 1998, mit dem Marco Pantani den Giro d’Italia und die Tour de France gewann. Es handelt sich um einen modernen Klassiker, mit dem er in Kärnten seine Trainingsrunden dreht und diesmal mit Freunden in Tarvis beim Giro d’Italia live dabei sein wird.
Denn bei Rennen wie diesen herrsche eine unbeschreibliche Stimmung, die geprägt sei von der Liebe zum Radsport: „Es ist die Emotion da, es ist ‚passione celeste‘ und ‚grande amore‘. Die Italiener haben ihr eigenes Flair, ihre Mentalität, die sie beim Radsport ausleben. Sie feuern an und das gilt es zu erleben. Da kommt schon Gänsehaut auf.“

Auf den Spuren der Rad-Profis
Die Profistrecke auszuprobieren habe auch seinen Reiz, sagt Truppe. Vor zwei Jahren habe er mit Freunden die Etappe rund um San Daniele absolviert – für alle ein unvergessliches Erlebnis: „Alles ist geschmückt, alles ist rosa und überall sind Transparente – der ganze Ort ist auf den Beinen und feuert die Rennradfahrer an. Die Strecke ist bis ein, zwei Stunden davor noch freigegeben. Man kann durchfahren und das haben wir gemacht. Manchmal sind die Carabinieri streng, wenn sie schon abgesperrt ist, aber wir Kärntner sind ja nicht von gestern – man findet eine Abkürzung und dann kommt man irgendwie wieder zurück zur Originalstrecke.“

Shuttlebusse führen von Coccau nach Tarvis
In Tarvis wird es diesmal wohl eher schwierig werden, da am Renntag mit einem regen Verkehrsaufkommen gerechnet wird. Für Besucher gelten daher eigene Regeln, sagt Paolo Urbani, Mitglied des lokalen Streckenkomitees: „Für jene, die aus Österreich anreisen, wird es in Coccau an die tausend Parkplätze und von dort aus Shuttlebusse nach Tarvis geben. Entweder die Besucher wohnen dann dem Start direkt im Zentrum bei oder sie kommen bis zur Talstation.“
Die Bergzeitfahrt
Das Bergzeitfahren ist die vorletzte Etappe des Radrennens, das direkt im Zentrum von Tarvis starten wird. In gut sieben Stunden müssen die Sportler gut acht Kilometer die Bergstraße – teilweise mit einer Steigung von 22 Prozent – erklimmen.
Die Tickets für Radsportbegeisterte, die das Rennen direkt auf dem miterleben wollen, sind auf 3.000 Stück limitiert. Für Zaungäste ohne Ticket bleibt nur die Möglichkeit, zu Fuß über den Pilgerweg hinauf auf den Hausberg von Tarvis zu gelangen.
Riccardi: Nachnutzungsgedanke im Vordergrund
An die drei Millionen Euro wurden von der Region Friaul-Julisch Venetien in den Straßenbau entlang der Rennstrecke auf den Berg investiert. Bedenken von Umweltschützern habe man berücksichtigt.
Giro d’Italia macht in Tarvis Station
Golf in der Altstadt von Triest | Giro d’Italia macht in Tarvis Station
Nach dem Rennen soll die Strecke – ausgehend vom Saiseratal – zum Ausflugsziel werden, sagt der für den Zivilschutz zuständige Regionsvertreter Riccardo Riccardi: „Entlang der Strecke gibt es ein bisschen was von allem – Natur, Kultur, Geschichte, Tradition, aber auch Sport, Freizeit und Tourismus. Wir sehen die Arbeiten als Aufwertung für alle Bereiche, die dank des Giro d’Italia an Bekanntheit gewinnen werden. Wer dann nach dem Rennen hierher kommt, kann sich direkt entlang der Strecke mit der Geschichte dieser Gegend am Schnittpunkt dreier Kulturen auseinandersetzen.“
Sendungshinweis:
„Servus, Srecno, Ciao“, 20.5.23
Wetter erschwerte zuvor den Straßenbau
Das Wetter habe die Arbeiten entlang der Strecke in den vergangenen Wochen nicht gerade erleichtert, sagt Alessandro Spaliviero, der Direktor der Tarviser Bergbahnen: „Das Wetter hat erst jetzt im Frühling das gebracht, was wir uns für den Winter erhofft hatten – Kälte und Schnee bis über einen Meter im Gipfelbereich. Weil die Seilbahn zu Oster noch gewartet wurde mussten wir die Straße räumen lassen, um überhaupt erst mit den Arbeiten beginnen zu können.“

Noch ein paar letzte Schritte – so wie in Valbruna/Wolfsbach – sind noch nötig. Im Laufe der nächsten Tage werden sie abgeschlossen sein und dann ist alles „angerichtet“ für den großen Tag.

Gastronomie und Hotellerie freuen sich auf regen Zulauf
Viele Tourismusbetriebe sehen den Giro d’Italia als wichtigen Impuls, um neue Gästeschichten anzulocken. Jure Presern, der seit 27 Jahren Wirt am Luschari ist, nahm für den großen Tag erst gar keine Vorbestellungen entgegen: „Ich glaube es werden viele Gäste aus Österreich, Slowenien und natürlich aus Italien kommen. So viele Leute waren sicher noch nie an einem Tag auf dem Luschari.“
Auch im Tal freut man sich in den Beherbergungsbetrieben über volle Betten, sagt Diego Bellotto, der Sprecher der Tarviser Hoteliers: „Alles, was buchbar war, ist ausgebucht. Die Sportler bringen ihre Familien, Freunde und Fans mit. Sie kommen großteils aus Italien, aber wir können sagen, dass sicherlich Gäste aus halb Europa dabei sein werden.“

Rosa Eis für den richtigen Geschmack
Im Zentrum haben sich einige Gasthäuser besondere Kreationen für den Giro d’Italia ausgedacht – so gibt es am Hauptplatz von Tarvis eigenes rosa Eis.

Auch Benvenuta Plazzotta, Wirtin eines Gasthauses in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Seilbahn, die auf den Monte Lussari führt, sieht sich mit eigenen Jausenpaketen gewappnet für den Ansturm hungriger und durstiger Gäste: „Die Leute stehen lange Zeit. Wir richten für sie etwas zum Mitnehmen – eine kleine Jause mit Wasser zum Trinken. Als Erinnerung gibt es auch eine kleine Postkarte in rosa, denn der Luschari ist seit jeher ein Treffpunkt von drei Völkern. Wir freuen uns auch diesmal auf viele Gäste aus Slowenien und Österreich.“

Tarvis sieht schon jetzt rosa
In Tarvis selbst prägt schon seit Wochen vor allem eine Farbe das Ortsbild: rosa. Dass genau diese Farbe für den Giro d’Italia ausgewählt wurde steht unweigerlich mit der „Gazzetta dello Sport“ in Verbindung, die noch heute – im Unterschied zu anderen Zeitungen – auf rosafarbenen Papier gedruckt wird.
Zahlreiche Transparente mit Fotos am Straßenrand erinnern in Tarvis auch an den kürzlich verstorbenen Enzo Cainero. Er organisierte in den vergangenen 20 Jahren alle 26 Etappen des Giro d’Italia in Friaul Julisch Venetien. Dass eine Etappe die Sportler auf den Luschari führen könnte, war seine Idee.

Sein Sohn Andrea tritt als Mitglied des Organisationsteams in die Fußstapfen seines Vaters. Er sagt, es stecke alleine vom Organisatorischen her viel Herzblut dahinter. Für ihn habe die Arbeit auch – familiär bedingt – eine emotionale Seite, „weil es sich um ein Projekt handelt, das mein Vater schon seit langem verwirklichen wollte.“ Am kommenden Samstag ist es dann soweit, wenn der Giro d’Italia in Tarvis Station macht. Überschattet wird das sportliche Großereignis von zahlreichen Covid-Infektionen unter den Sportlern. Man stelle mittlerweile den positiv getesteten Radrennfahrern frei, weiterzufahren, wenn sie das wünschen. In den Begegnungsbereichen wurde Maskenpflicht verordnet.