Carnevalsmusik
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Faschingstreiben in Servola

Im Triestiner Stadtteil Servola herrscht zu Fasching reges Treiben. Gestartet wird am Faschingsdonnerstag, mit dem lauf der Dinstmägde. Danach wird jeden Tag eine Woche lang der Fasching gefeiert. In Servola sollen auch die Konfetti erfunden worden sein, direkt auf der Piazza della Borsa.

1876 hatte der berühmte Nuklearforscher Ettore Fenderl, der in Servola wohnte, die Idee dazu. Als Kind hatte er kein Geld für Zuckerzeug, Rosenblätter oder Gipsstückchen. Damit wurden damals die Teilnehmer der Faschingsumzüge beworfen. Dann der rettende Einfall: er machte bunte Papierstückchen und bewarf damit die vorbeiziehenden Maskierten. Die anderen Karnevalsbesucher ahmten ihn nach. Irgendwann verbreitete sich diese „Erfindung“ auf der ganzen Welt. Später erlangte Ettore Fenderl jedoch nicht mit Konfetti, sondern auf dem Gebiet der Kernphysik Berühmtheit.

Konfettiregen
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Konfettiregen

Zum Einsatz kommen Konfetti auch am Faschingsdonnerstag in Servola. Das ganze Jahr über warten viele Servolani auf diesen Tag, der von vielen wie ein inoffizieller Feiertag begangen wird.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao 18.2.2023

Vorbereitungen dauern Wochen

Schon vor Wochen haben sie damit begonnen, sich hinter verschlossen Türen, darauf vorzubereiten. Jetzt ist es endlich soweit: „Il corso delle serve“, also der „Lauf der Dienstmägde“, steht auf dem Programm. Der Name erinnert auch an den Namen des Stadtteils: „Servola“.

Die Dienstmädchentruppe im Carnevale
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Der lauf der Dienstmägde

Die Kostüme sind eine Gepflogenheit von anno dazumal, so Auro Scagnetti: „Mein Kostüm steht für ein Dienstmädchen, wie es hier früher viele reiche Familien hatten. Sie kümmerten sich um die Kinder und brachten sie auch nach Servola, um beim Faschingsumzug dabei zu sein. Seither ziehen sich am Gründonnerstag die Männer immer als Gouvernanten oder Kellnerinnen an und bringen ihre schon etwas ausgewachsenen „Kinder“ in Kinderwägen mit zum Umzug.“ „Pici tati e tate“ heißen sie im Dialekt.

Fasching in Servola
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Marina Biagiotti

Teilnehmerin Marina Biagiotti sagte: „Wenigstens einmal im Jahr dürfen wir wieder unbeschwert wie zu Kinderzeiten sein und die Alltagssorgen einfach hinter uns lassen. Dabei helfen uns Spielsachen, Puppen, Schnuller und verschiedene Accessoirs.“ Giorgio: „Eine Woche lang hat man keine Probleme und das Feiern steht im Mittelpunkt. Das ist auch einmal wichtig.“

Viele originelle Kostüme und gewisse Rivalität

Paolo Zini ging 60 Jahre lang verkleidet mit: „Seit ein paar Jahren überlasse ich das lieber den Jungen. Aber ich schaue mir gerne ihre Verkleidung an und muss sagen, es sind einige sehr originelle dabei.“ Luigi „Gigi“ Scagnetti: „Früher waren die Kostüme viel einfacher. Die Leute nahmen, was sie da oder dort finden konnten. Im Laufe der Jahre wurden die Verkleidungen immer aufwändiger.“

SSC Fasching und Olivenöl

An jedem Umzugstag zieht sich die Gruppe anders an, am Samstag und Sonntag wird in Servola weitergefeiert, am Rosenmontag ist Pause, am Faschingdienstag treffen sich dann die Gruppen aus sieben Stadtteilen in der Innenstadt von Triest. Zwischen ihnen herrscht zur Faschingszeit eine gewisse närrische Rivalität. Jeder ist für sich überzeugt, den originelleren Umzug auf die Beine zu stellen. Doch es gibt auch Zaungäste, die neidlos anerkennen, dass in Servola so richtig die Post abgeht.

Eine Gruppe aus Muggia hat sich extra frei genommen. Eine von ihnen ist Natascia Giani: „Ich komme aus Muggia und gehöre eigentlich der Faschingsgruppe „Lampo“ an. Wir haben eine Partnerschaft und so habe ich mir extra eine Woche Urlaub genommen, um hier dabei sein zu können. Danch muss ich mich vom Feiern erholen.“

Taufe des Faschings im August

Am Aschermittwoch ist dann die „Beerdigung“ des Faschings auf dem Programm. Doch allzu lange warten müssen die Servolaner Narren nicht. Mario De Bernardi, Präsident „Gruppo Maschere Servolane Lalo“: „Im August feiern wir dann die Taufe des Faschings. Der eigentliche Fasching dauert ja nur eine Woche, das ist zu wenig. So haben wir wieder die Gelegenheit auch im Sommer zusammenzukommen, um uns auf den nächsten Fasching einzustimmen.“