Apotheke von außen
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Auch in Italien gibt es Fachkräftemangel

Auch in der Kärntner Nachbarregion Friaul Julisch Venetien macht sich in vielen Sparten Fachkräftemangel bemerkbar. Händeringend werden zum Beispiel Kräfte in Hotellerie und Gastronomie gesucht, aber auch Apotheker.

Kunden gibt es genug, die Arbeit wird nicht weniger, es fehlt aber an qualifiziertem Personal. Die Standesvertretung der Apotheker in Italien, Federfarma, schlug dieser Tage Alarm: Dutzende der rund 400 Farmacie in der Region stehen vor dem Problem, bald nicht mehr ihr Service in gewohnter Form anbieten zu können. An die 150 bis 200 Apothekerinnen könnten sofort unbefristet angestellt werden, heißt es, wenn sich denn nur Interessenten finden würden.

Federico Montoro
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Apotheker Federico Montoro

Probleme mit Flexibilisierung

Auch Federico Montoro, Apotheker aus Udine, sucht seit einem Jahr vergebens nach Verstärkung für sein Team. Er sieht den Ursprung des Problems im Jahr 2012, im sogenannten Monti-Dekret, das damals unter anderem die Eröffnung neuer Apotheken erleichterte und die Öffnungszeiten flexibilisierte, um der Konkurrenz durch den Online-Handel entgegenzuwirken.

Die Grenze der Belastbarkeit sei bei vielen seiner Kollegen schon längst überschritten: „Alleine in der Provinz Udine bräuchten wir 50 Apotheker und Apothekerinnen. Es geht soweit, dass das Personal oft ein halbes Jahr lang keinen Urlaub nehmen kann – und das bei sehr unregelmäßigen Arbeitszeiten. An den Universitäten gibt es für das Fach Pharmazie Zugangsbeschränkungen. Also langfristig gesehen ist nicht mit dem Nachwuchs zu rechnen, den wir brauchen würden.“

Hotelier Vito Anselmi
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Hotelier Vito Anselmi

Demografischer Wandel

Dass es zum Beispiel in der Baubranche und am Tourismussektor an Mitarbeitern fehle, habe auch mit dem demografischen Wandel zu tun, so Arbeitsmarktexperte Carlos Corvino: „In Friaul Julisch Venetien gab es in den letzten zehn Jahren um 33.000 unter 33-Jährige weniger. Das heißt, Arbeitskräfte, die früher für bestimmte Bereiche zur Verfügung standen, gibt es heute einfach nicht mehr.“

Servus Srecno Ciao am 4.2.2023

Glücksgriff mit junger Mitarbeiterin

Mit seiner Mitarbeiterin Giulia machte Anselmi – wie er sagt – einen Glücksgriff. Doch nicht alle Bewerber für einen Job in einem seiner drei Hotels in Tarvis und Umgebung seien zuverlässig wie sie. Einsatzbereitschaft vermisse er bei den meisten.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 4.2.2023

„Mitarbeiter halten und motivieren“

Als er vor 25 Jahren als leitender Zollbeamter in Pension ging, wurde er zum Hoteldirektor. Ans Aufhören denkt der 89-Jährige noch lange nicht. Sicherheit und Perspektiven seien für die Mitarbeiter von heute besonders wichtig zeigt seine Erfahrung, so Anselmi: „Ich versuche die Arbeit so menschlich wie möglich zu gestalten und die Bedürfnisse der Mitarbeiter mit jenen des Unternehmens in Einklang zu bringen. So gelingt es mir die meisten Mitarbeiter zu halten und sie zu motivieren. Sonst leidet das Service und letztendlich der Gast darunter.“

Receptionistin Giulia Molinari
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Giulia Molinari

Giulia Molinari scheint im Tourismus ihren Traumberuf gefunden zu haben: „Man lernt, mit dem Computer zu arbeiten und Bürosachen zu machen. Trotzdem ist man in Kontakt mit den Menschen und man kann Menschen glücklich machen. Man lernt auch viele Probleme zu lösen. Es gibt immer etwas Neues.“