Feier zehn Jahre Euregio
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Zehn Jahre Austausch im Alpen-Adria-Raum

Seit zehn Jahren arbeiten die Regionen Kärnten, Friaul Julisch Venetien und Venetien in Italien unter dem Motto „Euregio Senza Confini“ eng zusammen. Grenzübergreifende Projekte stehen im Mittelpunkt, zum Beispiel im Bildungsbereich.

Am 27. November 2012 erfolgte die Vertragsunterzeichnung der „Euregio Senza Confini“ in Venedig. Seither setzt der europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) mit vereinten Kräften Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Infrastruktur um. Am Freitag wurden gemeinsam zehn Jahre des Bestehens der Euregio Senza Confini gefeiert.

Servus Srecno Ciao

Geeint gehen die Nachbarregionen zum Beispiel gegen den illegalen Tierhandel vor. In den letzten Monaten konnten sie einander immer wieder beweisen, dass sie sich im Ernstfall aufeinander verlassen können: Während der Pandemie oder bei aktuellen Hilfseinsätzen, wie zuletzt bei den Waldbränden in Friaul Julisch Venetien.

Landeshauptmann Peter Kaiser
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Peter Kaiser

„Klima macht nicht vor Grenzen Halt“

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Nehmen wir nur den Klimawandel als die aktuell wahrscheinlich große Herausforderung – wo es völlig egal ist, ob ich Italienisch, Deutsch, Slowenisch oder Englisch spreche. Das Klima macht vor nichts Halt. Weder vor nationalstaatlichen Grenzen, noch Kontinenten. Daher ist diese Gemeinsamkeit auch in einer gemeinsamen Politik unerlässlich.“ Für die Partner gilt das Motto: Weniger Bürokratie – mehr gelebte Nachbarschaft in vielen Bereichen des täglichen Lebens.

Das Kärntner Verbindungsbüro
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Das Kärntner Verbindungsbüro in Brüssel

Verbindungsbüro: Bindeglied zwischen Kärnten und Brüssel

Kaiser hat seit vielen Jahren die Präsidentschaft des EVTZ inne, Martina Rattinger leitet das Kärntner Verbindungsbüro in Brüssel – eine wichtige Anlaufstelle, um die Kärntnerinnen und Kärntner darüber zu informieren, was gerade in der EU passiert und als Bindeglied zwischen Kärnten und den Europäischen Institutionen.

Martina Rattinger
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Martina Rattinger

Rattinger: „Dass Friaul Julisch Venetien, Veneto, Kärnten und vielleicht auch darüber hinaus einfach ein gemeinsamer gelebter Raum für uns ist, in dem wir arbeiten und studieren können – in dem wir nicht nur auf Urlaub fahren können – sondern auch ein großer Touristik-Raum für uns ist. Deswegen arbeiten auch sehr viele Leute an dem Projekt, damit das auch funktioniert. Uns bewegt vor allem die Emotion und der Glaube daran.“

Programm für Jugendliche

Genau dieser Feuereifer für grenzübergreifende Erfahrungen erfasste auch Anna Daniela Thaler aus Velden Mittlerweile ist sie als Au-Pair in Amerika. Erste Berufserfahrungen im Ausland sammelte sie – im Zuge des Projekts „Scet-Net“ – in einem Bekleidungsgeschäft in Triest. Anderen Jugendlichen rät sie: „Machen – einfach machen. Es ist eine Gelegenheit im Leben, die kriegt man kein zweites Mal. In ein paar Jahren hat man vielleicht eine Familie – dann macht man das nicht mehr. Jetzt ist die Chance da, das zu machen.“

Broschüre zur Lehre ohne Grenzen
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Lehre Senza Confini

Abbau von Bürokratie

Nicht nur in diesem Projekt, die Sozialversicherung und die Lehrlingsentschädigung oder die Anerkennung von Zertifikaten betreffend, sondern generell will die Euregio Senza Confini auch dazu beitragen, bürokratische Abläufe zu überwinden, so
Massimiliano Fedriga, der Präsident von Friaul-Julisch Venetien: „Die gesetzlichen Grundlagen in den Nachbarländern müssen möglichst vereinheitlicht werden. Wir in Friaul Julisch Venetien haben dazu ein Projekt gemeinsam mit der Universität Udine laufen. Es wird dabei untersucht, wo die größten Unterschiede im Bereich der Gesetzgebung zwischen Italien und Österreich liegen.“

Antonio Paoletti
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Antonio Paoletti

Antonio Paoletti, der Präsident der Handelskammer Julisch-Venetien: „Wir hoffen auf eine Fortführung des Projekts – diesmal ohne Pandemie, um noch mehr Jugendlichen in Italien und Österreich einen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen. Wir sind gerade auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten durch neue EU-Projekte.“

Alpen-Adria-Allianz für Kooperationen

Ein weiterer Mosaikstein im zentraleuropäischen Kooperationsgeschehen ist die 2013 ins Leben gerufene Alpen-Adria-Allianz, die aus zwölf Mitgliedern besteht. In Kärnten befindet sich das Generalsekretariat erklärt Thomas Pseiner: „Ihr Ziel ist es, niederschwellige Kooperationsprojekte zu unterschiedlichsten Themen – von der Kultur über die ländliche Entwicklung, Gesundheitsförderung, Gleichbehandlung, Sport, Wirtschaft – zu forcieren.“ Man wolle Netzwerke und Kooperationen vertiefen und Menschen zusammenzubringen.

Radkarte Alpe Adria
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Radkarte für den Alpen-Adria-Raum

Weitere Pläne für Zusammenarbeit

In den nächsten Jahren streben die Partner weitere Kooperationen an. Landeshauptmann Kaiser: „Vor allem auf dem Sektor Tourismus, verbunden aber mit Kunst und Kultur. So gibt es Wanderwege und Radwanderwege zu berühmten Kulturstätten mit entsprechenden Begleitungen. Wir haben eine Zusammenarbeit aller Wirtschaftskammern, aber auch der Arbeiterkammern in dieser Region. Wir haben auch kleinere Zusammenarbeitsprojekte, wo Menschen über die Grenze hinweg mit einander arbeiten, kennenlernen.“

Vertragsunterzeichnung Euregio Senza Confini
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Die „Euregio Senza Confini“ Vertragunsunterzeichnung im Jahr 2012 in Venedig

Erstmals Nachhaltigkeitspreis vergeben

Im Rahmen der Feierlichkeit zu zehn Jahren EVTZ Euregio Senza Confini wurden am Freitag im Spiegelsaal erstmals die „Preise für Nachhaltigkeit“ vergeben, die die Euregio heuer auslobte und dafür 180.000 Euro zur Verfügung stellte. Jeweils drei Preisträger der drei Regionen wurden für ihre Projekte von LH Peter Kaiser, Assessore Stefano Zannier (Friaul Julisch Venetien) und Assessore Francesco Calzavara (Veneto) ausgezeichnet.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 26.11.2022

Der Preis hat das Ziel, Initiativen zur Entwicklung, Erhaltung und Restaurierung von Kulturerbe, sozialem Zusammenleben, der Wirtschaft und Ökologie unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung, von Institutionen und Organisationen, zu fördern und publik zu machen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO galten als Vorgabe für die Projekte, um für den Preis in Frage zu kommen. Für jeden Preisträger gab es 20.000 Euro.

EU Kommissar Johannes Hahn
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Auch Johannes Hahn, Komissar für für Haushalt und Verwaltung, war bei dem Festakt im Spiegelsaal anwesend

Siegerprojekte aus drei Nachbarregionen

In Kärnten erhielten das Werner Berg Museum in Bleiburg für seine Ausstellung unter dem Thema „Gleichberechtigung der Geschlechter“ in Kooperation mit 17 weiteren Museen in Österreich, der Pfarrstadel in Deutsch-Griffen, der restauriert und zu einem Museum umfunktioniert wurde, in dem die regionale Bewirtschaftung über Jahrhunderte in Form von Geräten veranschaulicht wird und die Klosterruine Arnoldstein, die nach der Renovierung Veranstaltungsräume auf 900 Quadratmetern bietet, gleichrangig die Nachhaltigkeitspreise. Vertreter und Projektträger der jeweiligen Gemeinden nahmen die Auszeichnungen entgegen.

Festakt Zehn Jahre Euregio Senza Confini
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Gruppenfoto von Festakt „10 Jahre Euregio Senza Confini“

In der Region Friaul-Julisch-Venetien erhielten die Gemeinde Cividale für die Agenda 2030 Arte Cividale, die Gemeinde Dogna für die Agenda 2030 ART – beides Kunstprojekte, die mittels Künstlerinnen und Künstlern die regionalen Gegebenheiten auf eine neue Ebene führten, Orte mit Kunstobjekten neu inszenierten und auch in Museen Installationen zu sehen waren – und die Universität in Udine für die Untersuchung und Beobachtung der Wasserqualität in der Adria die Nachhaltigkeitspreise.

Nachhaltigkeitspreis
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Nachhaltigkeitspreis

Für ihre Projekte im Veneto gingen die Nachhaltigkeitspreise in die Gemeinden Priula, Sarmede und Venedig. Priula leitete eine großangelegte Säuberungsaktion des Flusses Sile in die Wege, damit weder Abfall noch Verunreinigungen in die Adria gelangen und die Landschaft um den Fluss sich wieder erholen kann. Die gesamte Bevölkerung machte mit, mittels Kanufahrten für Familien wird der Müll gesammelt. Die Berg- und Hangsiedlungen in der Gemeinde Sarmede wurden mittels Kultur- und Kunstprogrammen aufgewertet und mit grenzüberschreitender kultureller Zusammenarbeit ein neues Angebot für Künstlerinnen und Künstler geschaffen, die mittlerweile aus ganz Europa kommen. Venedig widmete sich der Mobilität außerhalb der Lagune. Für das Festland wurde ein Mobilitätsplan entwickelt, sodass das Radfahren forciert und der Klimaschutz erweitert werden.