Krone der Kastanie
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Die Riesenkastanie von Borgo di Canalaz

In der kleinen Gemeinde Grimacco, rund 20 Kilometer von Cividale del Friuli entfernt, steht ein riesengroßer jahrhundertealter Kastanienbaum: Il castagno di Canalaz. Er ist 20 Meter hoch, sein Umfang beträgt neun Meter und er ist fast 400 Jahre alt. Im Borgo di Canalaz ist er fest verwurzelt, um ihn ranken sich viele Geschichten.

Viele Legenden ranken sich um den Giganten – er gilt als einer der höchsten Kastanienbäume in der Region Friaul Julisch Venetien. In der Krone sollen die Waldgeister „Skrats“ wohnen, erzählt Martina Tomasetig: „Ich habe meine ganze Kindheit hier verbracht und bin sehr verbunden mit dem Ort. Meine Oma erzählte uns immer die Geschichten der Sch-krats und anderer Sagengestalten, wie der Krivapete, die hier in den Natisonetälern leben.“ Die Skrats gelten als die Hüter des alten Kastanienbaums.

Mit Sprengstoff zurechtgestutzt

Vom Boden aus übernimmt diesen Part Paolo Tomasetig. Bis vor ein paar Jahren sah es hier aus wie in einem Urwald, sagt er. Vor 70 Jahren wurde der Baum „zugestutzt“: „Man befürchtete, dass ein Blitzschlag in die hohe Baumkrone die umliegende kleine Siedlung gefährden könnte. Es wurde dafür Sprengstoff verwendet.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

Borgo di Canalaz
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In Borgo di Canalaz leben ständig nur noch sechs Menschen
Stamm der Riesenkastanie
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Die alte Kastanie
Der Wipfel wurde eins gesprengt
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Spuren der Sprengung
Die ganze Familie hilft beim Kastaniensammeln
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Gemeinsame Kastanienernte
Kleiner Skrat oder Waldgeist im Baum
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Ein kleiner Baumgeist
Das kleine Museum der Familien Tomasetig
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Museum der Familie Tomasetig
Martina Tomasetig
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Martina Tomasetig
Paolo Tomasetig
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Paolo Tomasetig

Dies beeinflusste zwar das Aussehen, die Ernte fällt aber jedes Jahr sehr reichhaltig aus. Helfende Hände aus der Verwandtschaft sind gerne gesehen. Die ersten Dokumente, die auf die Siedlung verweisen, gehen auf den Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. In den 20er Jahren gab es hier sogar eine Schule, in der 64 Kinder unterrichtet wurden. Heute leben nur mehr sechs Einwohner ständig in Borgo di Calalaz.

Servus Srecno Ciao

Kleines Museum zusammengestellt

Paolo Tomasetig sieht sich als Hüter der Identität und Kultur seiner Heimat. Viele alte Dokumente und Gegenstände hat er in einem kleinen Privatmuseum zusammengetragen: „Hier gibt es Geschichten von Konflikten und abenteuerlichen Reisen der Auswanderer nach Belgien zu erfahren, die dort in Mienen tätig waren. Neben dem ganzen Leid gibt es aber auch Geschichten, die zum Schmunzeln anregen oder Dokumente über lukrative Möglichkeiten und letztendlich nie getätigte Investitionen. Unsere Vorfahren zogen es offenbar vor, das Geld in der Kommode zu verstecken, anstatt es zu investieren.“

Paolo Tomasetig will mit Hilfe seiner Familie dazu beitragen, dass künftig auch mehr Besucher hierher kommen und sich an der Schönheit und Abgeschiedenheit von Borgo di Canalaz erfreuen.