Wer die Xylothek besucht, muss einen Test bestehen und ein Stück Holz „kosten“. Mit allen Sinnen soll man das Holz kennenlernen. Seine Leidenschaft für das Holz verdankt er seiner Mutter Anna, sagt Gianni Cantarutti. Wohl schon im Mutterleib hat er den Geruch des Holzes wahrgenommen, denn seine Mutter half bis kurz vor seiner Geburt bei Holzarbeiten mit. Cantarutti selbst widmete sich lange der Kunsttischlerei und stellte Kinderspielzeug aus Holz her. Tausende Einzelstücke des Rohstoffs aus allen sieben Kontinenten hat er im Lauf der Jahre gesammelt und stellt sie seither in seiner Xylothek aus, seiner Holzsammlung.
Erinnerungen an viele Reisen
„Für mich ist das nicht einfach nur eine Holzsammlung. Sie zeigt meine Erfahrungen und erzählt von meinen Reisen in andere Länder, wo ich nicht nur andere Hölzer, sondern auch viele interessante Personen kennengelernt habe.“ Einige davon hätten ihn dabei unterstützt, seine Xylothek aufzubauen, sagt der 58-Jährige. „Es geht hier um die Schönheit des Holzes.“
Besonders stolz ist er auf rare historische Hölzer, die heutzutage nur noch schwer erhältlich sind – so wie das „Pau Brasil“, das Brasilien einst seinen Namen gab. „Die Hölzer hier erscheinen auf den ersten Blick dunkel, hässlich und beschädigt – in Wirklichkeit braucht es viel Erfahrung, um etwas daraus zu machen und die Schönheit seiner Farbe und Maserung zur Geltung zu bringen. Nur die Besten schaffen das und bringen es auch zum Klingen, denn es werden daraus zum Beispiel Bögen für Streichinstrumente gemacht.“
Nicht jedes Holz riecht gut
Ein eigener Bereich seiner Ausstellung ist Kunstwerken aus Holz gewidmet. Viel zu erfahren gibt auch über nicht so bekannte Charakteristika des Holzes: „Hölzer können gut riechen, aber auch fürchterlich stinken, sodass man sich bei der Verarbeitung schwer tut. Sie sind so wie Personen: Jede ist anders. Es kommt nicht nur auf die äußerliche Schönheit an – also auf die Farbe oder die Maserung – das ist so wie ein schönes Kleid. Es zählen auch die inneren Werte – das wäre dann der Eigengeruch. Er ist es Ausdruck des Charakters des Holzes.“
Servus Srecno Ciao
Maserung richtet sich nach Baumbewegung
Für Gianni Cantarutti ist der Rohstoff keine leblose Materie. So findet er es faszinierend, dass sich Bäume bewegen und sich – im Tagesverlauf immer der Sonne nach ausrichten. „Das wird dann in der Maserung des Holzes sichtbar – die feinen Linien ergeben eine Zeichnung, die durch die Bewegungen entsteht, die der Baum im Laufe seines Lebens macht. Etwas Unglaubliches", sagt Gianni Cantarutti.