Nicht ohne Grund war es bis ins 19. Jahrhundert hinein eines der am dichtesten besiedelten Alpentäler in Österreich. Blei und Zink, dunkelgrau und bräunlich ziehen sich die Adern durch den Bleiberger Erzberg. Heute nur noch in Resten, denn das Gestein wurde gründlich über die Jahrhunderte ausgebeutet.
Über Jahrhunderte brachten die Erze Reichtum ins Tal, bis ihr Vorkommen weitgehend erschöpft war oder der Abbau nicht mehr wirtschaftlich war. Am 1. Oktober 1993 wurde der Bergbau endgültig eingestellt, das Ende einer Ära eingeläutet. Bis dahin trieben die Knappen über die Jahrhunderte hindurch mehr als 1.200 Stollen und Schächte in den Berg, er wurde wie ein Labyrinth durchlöchert. Zusammengerechnet ergibt die Bleiberger Stollenwelt eine Gesamtlänge von etwa 1.300 Kilometer.
9 Plätze 9 Schätze Stollenwelt Bald Bleiberg
Starke Verbindung zum Bergbau
Die Bleiberger von heute sind noch immer eng mit dem Bergbau verbunden, wenngleich der aktive Abbau seit Jahrzehnten eingestellt ist. „Glück auf“ ist eine bis heute allgemeingültige Grußformel im Hochtal zwischen der Villacher Alpe und den Gailtaler Alpen. Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ outet man sich schnell als jemand von außerhalb. Viele Einheimische übernahmen alte Schremmstollen von der einstigen Bleiberger Bergwerks Union (BBU) und bewahrten sie so vor einer unwiederbringlichen Sprengung.
Organisiert sind die vielen privaten Initiativen im Bergmännischen Kulturverein. Heute werden die Stollen, die manches Mal so eng sind, dass sie kaum begehbar sind, als Weinkeller oder urige Party-Locations genutzt. Viele Initiativen und Vereine aus Kunst und Kultur kümmern sich um den Erhalt des gesamten Erbes aus vergangenen Zeiten. 2010 wurde dem Hochtal eine besondere Ehre zuteil: die UNESCO nahm die Bleiberger Knappenkultur als Immaterielles Kulturerbe auf.
Geschichte unter Tage erlebbar
Mit konstanten acht Grad Lufttemperatur in den Stollen sind die beiden Schaubergwerke in Bad Bleiberg ein beliebtes Ziel, vor allem an heißen Sommertagen. Abkühlung ist garantiert inklusive tiefen Einblicken in die Bergbaugeschichte hunderte Meter unter der Erde. Die harte Arbeit der Knappen unter Tage wird auf Rundgängen und Rundfahrten mit der historischen Grubenbahn erlebbar.
Ein Highlight im Schaubergwerk ist die 68 Meter lange Bergmannsrutsche, bis heute die längste Europas. Auf dem Stollenwanderweg, der auf dem Erzberg als Rundweg angelegt ist, sind etwa 25 der ursprünglich 50 historischen Stolleneingänge im Bereich zu sehen, von Jahrhunderte alten engen Schremmstollen bis zu großen maschinell gefertigten Streckenquerschnitten des 20. Jahrhunderts.
Thermalquellen und Stollen für Gesundheit
Durch den Bergbau wurden zufällig Thermalquellen entdeckt oder auch die gesundheitlich positiven Nebeneffekte der Stollenluft. So gibt es heute im Ort zwei Heilklimastollen, in denen Kurgäste eine Stunde lang, dick eingepackt auf Liegen, in 99 Prozent Luftfeuchtigkeit entspannen. Ärzte verschreiben die Stollenkur bei Problemen mit den Atemwegen und Allergien.
Aber auch kulinarisch werden die alten Bergmannsstollen heute genutzt. So reift in einem Seitenstollen des Schaubergwerks der Blaue Nepomuk, ein Kärntner Blauschimmelkäse der Oberkärntner Molkerei, 50 Meter weit unter der Erde. Die zwei Kilo schweren Laibe bleiben mindestens drei Monate lang im Stollen und müssen wöchentlich von Käsemeistern gewendet und betreut werden.
Traditioneller Schnaps im Stollen
Benannt nach der Schutzpatronin der Bergleute gehört ein Stamperl Barbaraschnaps zu einem Bleiberger Stollenbesuch fast obligatorisch dazu. Es ist ein süßlicher Gewürzschnaps, der von jeder Familie im Tal in abgewandelter Form nach streng gehüteten Rezepten hergestellt wird. Das Grundrezept ist meist dasselbe: 750 Gramm Zucker hellbraun karamellisieren, mit einem Schuss Wasser ablöschen, eine in Scheiben geschnittene Zitrone dazugeben, sieben bis acht Nelken, ein bis zwei Stangen Zimtrinde und mit einem Liter Korn aufgießen. Kurz aufkochen lassen und abfüllen. Warm getrunken ist der Schnaps wärmender Begleiter bei jeder Stollentour.