Birnen, die zu Trockenobst gedörrt werden, werden in Kärnten als Kletzen bezeichnet. Diese eher kleinwüchsigen Birnensorten kommen von besonderen Hochstamm-Bäumen. Einst waren sie ein wichtiger Bestandteil der Gailtaler Streuobstwiesen. Als Vitaminlieferanten in der kalten Jahreszeit passten sie gut in die bäuerliche Selbstversorgung. Auch zu Most weiterverarbeitet oder als Süßstoff war die Kletzenbirne früher wichtige Nahrungs- und Einnahmequelle.
Neue Bäume im Kanaltal
Vor 19 Jahren gingen in weiten Teilen des italienischen Kanaltales schwere Unwetter nieder. Im Kanaltal und im südlich anschließenden Eisental (Canal del Ferro) wurden damals durch Muren viele der Bäume zerstört. Teilstücke der noch intakten Pflanzen wurden entnommen, um sie zu veredeln, erklärte Luigi Faleschini: „Im Herbst werden die ersten Pflänzchen hier im Tal gesetzt. Sie kommen von den Stämmen, die wir in den letzten Jahren entnommen haben.“
So soll dazu beigetragen werden, den Bestand der Kletzenbirne im Dreiländereck zu erhalten und wieder zu erweitern. „Klotzen“ oder „Per Martin“ wird sie zum Beispiel in der Region Karnien genannt. Sie gilt als die älteste der 70 dort heimischen Birnensorten.
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao; 2.7.2022
Nachbarn wollen voneinander lernen
Der Wissensaustausch von Experten aus den Nachbarregionen steht im Mittelpunkt eines grenzübergreifenden Projekts, sagte Etelca Ridolfo vom Ecomuseo delle Acque del Gemonese. Kärnten werde als Vorreiter im Natur-Erlebnis-Urlaub und in der Vermarktung lokaler Produkte gesehen. „Wir in Italien haben wahrscheinlich etwas mehr Erfahrung, was den markenrechtlichen Schutz von Lebensmitteln unter dem Titel Slowfood angeht. Bei euch wird viel Wert auf die Ursprünglichkeit gelegt – nicht nur auf Oberflächlichkeiten, ohne Substanz. Wir wollen diese Werte auch in unsere Arbeit einfließen lassen.“
Kletzennudel ist nicht gleich Kletzennudel
Auch wenn die Kletzenbirne in allen drei Nachbarregionen in Italien, Slowenien und Österreich wächst – verarbeitet wird sie zum Teil unterschiedlich. Wenn die Kletzenbirnen reif sind, können sie bei 70 Grad gedörrt werden. Beliebt sind in Kärnten die Kletzennudeln mit einer Fülle von Kletzen und Topfen.
Im Kanaltal wird die Füllung für die „ravioli“ mit Zwiebel zubereitet, erklärt Köchin Giusi Alsido: „Die getrockneten Kletzen werden zwei Stunden lang weichgekocht. Dann werden ihre Fruchtstängel entfernt und sie werden zerkleinert. Es kommen Ricotta oder Polenta dazu und gedünstete Zwiebel, die aber unbedingt sehr hell bleiben sollten, also nicht zu stark angeröstet.“
Slowenische Projektpartner gesucht
Auch in flüssiger Form will der Gailtaler Biobauer Leopold Feichtinger die Kletzenbirne aus Kärnten künftig neuen Anhängern näherbringen. Sein Kletzen-Likör hat keinen Zucker zugesetzt: „Da sind nur die Kletzen drinnen. Vom Geschmack her hat er diese Röstaromen, die die Kletzen haben.“
Projektpartner aus Slowenien werden noch gesucht. „Tepka“ wird die Kletzenbirne dort genannt.