Filmregisseur, Dichter, Publizist und Gesellschaftskritiker – Pier Paolo Pasolini galt schon zu Lebzeiten als schillernder, mitunter auch kontroverisieller Zeitgeist in vielen Bereichen.
Kindheit in Casarsa della Delizia
Geboren am 5. März 1922 in Bologna verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Casarsa della Delizia, wo er auch erste Erfahrungen beim Theater und als Schriftsteller sammelte.
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao, 26.3.2022
Pier Paolo Pasolini sagte einst in einem Interview: „Mein erstes Buch erschien 1942. Es war ein Gedichtband im örtlichen Dialekt, der Sprache meiner Mutter. Ich schrieb ihn mit 18 und brachte ihn mit 20 heraus, im Jahr 1942.“ Also vor 80 Jahren.
Am 2. November 1975 wurde er in Ostia bei Rom ermordet – angeblich im Homosexuellen-Milieu von einem Straßenkind. Heute, fast 50 Jahre später, gelten die genauen Umstände und Hintergründe noch immer nicht als restlos geklärt.
Studienzentrum als Anlaufstelle für Anhänger
Vergessen ist sein Wirken bei weitem nicht: Jedes Jahr kommen – anlässlich seines Todestages – unzählige Anhänger in seinen Heimatort, zum Gedenken an den Künstler.
Im Haus seiner Mutter ist seit Jahren das „Centro Studi Pier Paolo Pasolini“ beheimatet. Ein Studienzentrum mit eigener Bibliothek, wo regelmäßig auch Ausstellungen und Kulturveranstaltungen stattfinden. Anlässlich des hundertsten Geburtstages seines Namensgebers fanden umfassende Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten statt.
Drei große P sind auf dem sonst in schlichten Erdtönen gehaltenen Gebäude im Herzen von Casarsa della Delizia zu lesen. In roten Lettern gleich darunter dann die Auflösung: hier, im Centro Studi, dem Studienzentrum, dreht sich alles um Pier Paolo Pasolini.
Wichtige Weggefährten werden vorgestellt
Franco Zabagli begleitete den neuen Aufbau des Museums in der Casa Colussi wissenschaftlich: „Man erfährt hier nun auch mehr über wichtige Persönlichkeiten, die Pier Paolo Pasolini auf seinem herausragenden künstlerischen Werdegang begleiteten. Dazu zählt zum Beispiel Pasolinis Onkel Gino Colussi, der Bruder seiner Mutter, der ebenfalls einen Roman geschrieben hatte. Auch auf den unlängst verstorbenen Dichter und Herausgeber Nico Naldini wird Bezug genommen.“
Dokumente, Erstausgaben, Schriftstücke
Flavia Leonarduzzi ist die Präsidentin des „Centro Studi Pier Paolo Pasolini“. Sie ist besonders stolz auf die zahlreichen Dokumente, Erstausgaben und Schriftstücke, die die Ausstellung umfasst: „Sie stehen für alles, was in den friulanischen Jahren von Pasolini wichtig war und was seine Ausbildung ausmachte.“ Er gründete auch einen Intellektuellen- und Literatenkreis, wo er seine Ideen verbreitete und wo Gedichte und Schriftstücke auf Friulano entstanden.
Pasolini als Maler in Friaul
Pasolini war nicht nur Schriftsteller, sondern betätigte sich gerne auch als Maler. Gezeigt werden auch 25 seiner Werke, darunter Zeichnungen und Malereien.
„Bilder voller Emotionen“
Giancarlo Pauletto kuratierte den Katalog der neuen Pinacothek im Pasolini-Studienzentrum; genauso wie die Dauerausstellung „Pasolini Pittore a Casarsa“. Er sagt, die dort gezeigten Werke erzählen über den Maler Pasolini in Friaul. Besonders interessant sei der expressionistische, gefühlsbetone, emotionale Zugang, der den Betrachter in seinen Bann ziehe. Den gleichen Effekt würden auch Pasolinis Gedichte auf Friulano haben, sagt Pauletto.
Zu sehen ist in der Casa Colussi noch bis 3. April eine Ausstellung unter dem Titel: „Pasolini – Zeichnungen in der Lagune von Grado“.