Kärntner Firma Eurogold in der Ukraine
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Wirtschaft

Wirtschaften im Konfliktherd Ukraine

Auch 30 Jahre nach ihrer Unabhängigkeit ist die Ukraine vielen Kärntnern fremd geblieben und nur dann ein Begriff, wenn es um den Krieg in der Ostukraine und den Dauerkonflikt mit Russland geht. Dabei befindet sich unter den 200 heimischen Firmen in der Ukraine auch die einer Kärntner Familie: Europas größter Hersteller von Bügelbrettern.

Die Firma Eurogold hat ihren Sitz 120 Kilometer westlich von Kiew in der Stadt Schitomir, die etwa so viele Einwohner hat wie Graz. Vor 20 Jahren gegründet, ist sie der größte Hersteller von Bügelbrettern in Europa. Geleitet wird das Unternehmen von zwei Brüdern aus Kärnten, wobei zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von ORF-Osteuropa-Korrespondent Christian Wehrschütz nur Tobias Grolitsch in der Firma anzutreffen war.

Kärntner Unternehmer in Ukraine

Ein Kärntner Familienunternehmen ist in der Ukraine seit Jahren wirtschaftlich erfolgreich, das Unternehmen ist Europas größter Hersteller von Bügelbrettern. Doch wie wirkt sich ein drohender Krieg auf das Geschäft aus und was denken die Menschen über den Konflikt?

Beschäftigt werden mehr als 1.000 Mitarbeiter, an denen der Krieg in der Ostukraine nicht spurlos vorüber ging.

Kärntner Unternehmer in seiner Firma Eurogold in der Ukraine
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Tobias Grolitsch in seiner Firma in der Ukraine

Mitarbeiter kommen traumatisiert von Front zurück

Tobias Grolitsch, Kärntner Unternehmer in der Ukraine, sagte: „Seit über sieben Jahren befindet sich die Ukraine im Krieg mit Russland. Auf jeden Fall sind von unseren Mitarbeitern hier einige an der Front, kommen wieder zurück, sind traumatisiert, reden nichts mehr, haben ihre Probleme. Den anderen geht es gut – aber wir leben damit, ja. Da sind auch hohe Kosten, die da entstehen, auch unserem Betrieb. Die Mitarbeiter hier – es ist kein großes Thema – das ist für alle zu absurd, um darüber nachzudenken.“

Ukrainische Arbeiter bauen Bügelbretter zusammen in der Kärntner Firma Eurogold in der Ukraine
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1.000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt

Offener Krieg für die meisten Ukrainer unvorstellbar

Das heißt, viele Mitarbeiter können sich einen Großangriff nicht vorstellen? Dazu Grolitsch: „Also nicht bei denen, mit denen ich gesprochen habe. Das ist so unmöglich in den Gedanken, denn die meisten haben auch Verwandte in Russland – da sind genug Keile in die Familien hinein getrieben worden in den vergangenen acht Jahren, aber dass es wirklich zu einem offenen Krieg kommt, das muss ja trotz allem von der russischen Bevölkerung unterstützt werden und das kann sich einfach keiner vorstellen.“

Sendungshinweis:

Kärnten Heute, 6.2.2022

Nachteile weil Stahl teurer wird

Auch wirtschaftlich spüren die Kärntner Unternehmer den Krieg in der Ostukraine. Einerseits verkaufen ukrainische Stahlerzeuger teurer als ihre russischen Konkurrenten, die nun wieder liefern könnten – doch die nun noch größere allgemeine Kriegsgefahr wirkt abschreckend, weil das Geschäft nur auf der Basis einer Vorauszahlung möglich wäre, derzeit aber keine Liefergarantie besteht.

Kärntner Firma Eurogold in der Ukraine
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Teurer Stahl – der Stellungskrieg bringt auch viele neue wirtschaftliche Probleme mit sich