Georg Lux und Helmut Weichselbraun Stadion Laibach
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Verlassene Orte in Slowenien

Verlassene Orte, sogenannte „Lost Places“ gibt es im Alpen-Adria-Raum viele zu entdecken. Der Kärntner Autor Georg Lux hat gemeinsam mit Fotograf Helmut Weichselbraun jene in Slowenien in einem Buch zusammengefasst, das jetzt in neuer, überarbeiteter Auflage erschien. Zu den Geheimtipps zählt das Laibacher Stadion, dessen Entwurf auf Jože Plečnik zurückgeht.

Das Bezigrad-Stadion liegt mitten in der Slowenischen Hauptstadt Laibach. Im Jahr 1925 wurde im gleichnamigen Stadtteil im Auftrag des katholischen Turnverbandes der Grundstein für ein Stadion gelegt. Mit der Planung wurde Architekt Jože Plečnik beauftragt, dessen Bauten heute noch das Stadtbild prägen.

Verlassenes Stadion Laibach
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Bezigrad-Stadion in Laibach

Autor Georg Lux und Fotograf Helmut Weichselbraun beschäftigen sich seit Jahren mit verlassenen Orten im Alpen-Adria-Raum. Einige davon sind abgelegen, mache versteckt. Autor Georg Lux sagt, jeder Platz sei ein Abenteuer: „Wir entdecken immer wieder Neues. Es ist natürlich nicht ganz ungefährlich und ein bisschen ein ‚Buben-Abenteuer‘. Wir dokumentieren den Verfall mit unseren Fotos, weil uns das ein inhaltlich großes Anliegen ist. Wir drücken die Pause-Taste, um zu zeigen, wie ein Ort genau in dem Moment aussieht. Wir erzählen auch die Geschichte. Wir nennen das auch Reiseführer gegen das Vergessen. Jeder Ort hat eine Geschichte, die es wert ist, nicht vergessen zu werden.“

Georg Lux und Helmut Weichselbraun Stadion Laibach
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Georg Lux und Helmut Weichselbraun

„Reiseführer gegen das Vergessen“

Georg Lux und Helmut Weichselbraun besuchen ihre Lost Places immer wieder und betrachten sie aus verschiedenen Perspektiven. Nichts bleibt gleich, der Zahn der Zeit nagt an den Objekten und die Natur holt sich ihren Platz wieder zurück. Das Bezigrad-Stadio soll nun aber zu neuem Leben erweckt werden. Wann es allerdings soweit sein wird, steht noch nicht fest.

Verlassene Kapelle Rosenbach
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Kapelle in Rosenbach

Gedenken an Bau von Eisenbahntunnel

In Rosenbach in Kärnten ist nicht mehr viel übrig von der einstigen Jahrhundertbaustelle des Karawanken-Eisenbahntunnels, wo zwischen 1901 und 1906 der Bahntunnel entstand. Wo der Friedhof für die verunglückten Arbeiter war, ließ sich jahrelang nur mehr durch den Standort der 1903 errichteten Kapelle erahnen.

Allein auf Kärntner Seite arbeiteten damals gut 2000 Menschen aus ganz Europa im und beim Tunnel. Danach wurde es ruhig, bis dann die Kapelle während des Abwehrkampfs 1919 schwer beschädigt wurde. Seit fünf Jahren ist sie nun aber konserviert und hält, sagt Fotograf Helmut Weichselbraun: „Jeder Lost Place hat eine eigene Stimmung. Das kann ein bisschen etwas Morbides oder Geheimnisvolles sein oder der Lost Place möchte eine Geschichte erzählen.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 16.10.2021

Licht erzeugt richtige Stimmung

Auch die Technik spiele eine Rolle, so der Fotograf: „Man versucht, aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren. Man hat oft sehr hohe Stative mit, damit man von oben dazu kommt. Manchmal muss man sich auch richtig anschleichen und das richtige Licht spielt eine Rolle. Man versucht auch mit Licht zu malen, um Stimmung zu erzeugen und alles raus zu holen.“

Buchcover Lost Places
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Buchcover „Lost Places“

Alter Bahnhof weckt Erinnerungen

In Tarvis befindet sich der verlassene Bahnhof Tarvisio Centrale, der mittlerweile ebenfalls zu einem Lost Place wurde.

Eisenbahn-Historiker Christoph Posch sagt, der Bahnhof Tarvisio Centrale wurde von der Kronprinz Rudolf Bahn Mitte der 1870er Jahre – als Teil der Strecke nach Ljubljana – gebaut. Von hier aus ging eine Seitenlinie nach Pontebba, die 1869 eröffnet wurde. Im Laufe der Zeit brachten die neuen Grenzen neue Verkehrserfordernisse mit sich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben die Italienischen Eisenbahnen eine Neubaustrecke in einer anderen Linienführung gebaut. Der Bahnhof selbst verlor dann seine Bedeutung."

Bahnhof Tarvisio Centrale Gefängniszelle außen
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Arrestzelle am Bahnhof Tarvisio Centrale

Seit 20 Jahren verlassen

Der letzte Zug verließ den Bahnhof Tarvisio Centrale vor mehr als zwanzig Jahren. Die Geleise wurden schon lange entfernt und heute fahren dort nur mehr Sportbegeisterte auf dem Alpe-Adria-Radweg vorbei. Es blieben die Reste des oft geschäftigen Betriebs, die heute noch besichtigt werden können – nicht ganz erlaubt, aber auch nicht ausdrücklich verboten, wie Lost-Places-Fans immer wieder sagen.

Georg Lux: „Dort, wo es gefahrlos möglich ist, laden wir die Leser ein, auf unseren Spuren zu wandeln. Wir beschreiben das auch ganz genau. Dort, wo es Privateigentum ist, bitten wir darum, das auch zu respektieren, davon Abstand zu nehmen oder den Besitzer zu fragen. Wir geben im Buch auch Sicherheitshinweise.“

Verlassener Bahnhof Tarvisio Centrale
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Bahnhof Tarvisio Centrale

Betroffen mache ihn die Zerstörungswut vieler Menschen: „Wenn man heute einen Lost Place besucht sollte man ihn so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat – nichts verändern, nichts mitnehmen, nichts zerstören.“