Udine – San Guiseppe
Karlheinz Fessl
Karlheinz Fessl
Religion

Buch über die Kunst sakraler Fenster

In der Reihe „Christentum im Alpen-Adria-Raum“ zeigt die Diözese Gurk seit vielen Jahren Kostbarkeiten und Zeugnisse religiösen Lebens in Buchform. Die neueste Ausgabe trägt den Titel: „Sakrale Glasfenster“, die als Panoptikum des Alten und Neuen Testamentes gelten.

„Sie sind faszinierend von ihrer Gestaltung her, auch von der inhaltlichen Ausrichtung; Das Licht, das sie widerspiegeln und hereinlassen, ist ein Symbol für das Licht, durch das Jesus Christus auf die Welt gekommen ist, also ein Hinweis auf Gott“, sagt Matthias Kapeller, Pressesprecher der Diözese Gurk.

Gurk, Glasfensterzyklus, Westempore
Karlheinz Fessl
Gurk, Glasfensterzyklus, Westempore

In der aktuellen Broschüre werden bedeutende Kunstwerke aus neun Jahrhunderten gezeigt. Kapeller streicht die Farbenpracht, den Inhaltsreichtum und den „Riesenbogen, der von der Romanik bis zu den zeitgenössischen Glasfenstern von Valentin Oman oder Giselbert Hoke“ gespannt werde, hervor.

Sakrales Glasfenster in Kirche von Maria Wörth
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Sakrales Glasfenster in der Kirche von Maria Wörth

„Schöne Madonna mit Strahlenkranz“ in Maria Wörth

Es ist ein Querschnitt verschiedener Epochen und Stile. Die Reise führt zu Domen und Wallfahrtsorten, zu Klöstern genauso wie zu entlegenen Landkirchen.

Die Winterkirche von Maria Wörth, dem Wallfahrtsort am Südufer des Wörther Sees, beherbergt das Glasgemälde der „Schönen Madonna mit Strahlenkranz“. Glasfenster sind auch kunsthistorisch bedeutend, sagt Diözesankonservatorin Rosmarie Schiestl: „Sie erhellen den Raum, es wird Licht eingebracht, aber sie tauchen den Kirchenraum auch in ein mystisches Licht und vermitteln gewisse Bildinhalte. In gewissen Glasfenstern sind Bildmotive dargestellt, die Szenen aus dem Alten oder Neuen Testament zeigen. Sie sind auch mit floralen Elementen oder geometrischem Zierrat dargestellt.“

Rosmarie Schiestl Diözesankonservatorin
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Diözesankonservatorin Rosmarie Schiestl

Magdalenenscheibe als einmaliger Schatz aus Kärnten

Die sakralen Glasfenster in den drei Regionen sind einmalige Schätze ihrer jeweiligen Zeit, so Kapeller: „Wir haben in Kärnten ja die älteste romanische Glasmalerei Österreichs, die sognenannte Magdalenenscheibe, die aus Weitensfeld stammt und heute im Diözesanmuseum in Gurk zu bewundern ist. Da spannt sich der Bogen herauf über die Gotik bis in die Neuzeit.“ In Slowenien seien aufgrund der politischen Vergangenheit die Glasmalereien eher zeitgenössischer Natur.

Matthias Kappeller
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Matthias Kapeller

Laibacher Kirche zeigt Buntglasfenster

1972 wurde im Laibacher Stadtteil Kozese neben der alten Kirche ein neues Gotteshaus errichtet und Christus, dem Erlöser, geweiht. Zentrales Objekt ist die zweigeteilte Buntglasfensterwand, entworfen von Stane Kregar. Der Priester und Künstler erlebte allerdings nur die Fertigstellung der linken Hälfte.

Kirche von Laibach
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Buntglasfenster in Laibacher Kirche

Die Buntglasfenster seien viel mehr als eine Dekoration, sie erzählen mehrere in sich verschränkte Geschichten und haben für die Gemeinde eine besondere Bedeutung, sagt Pfarrer Igor Dolinsek: „Dieses Glasfenster ist für unsere Pfarrer wie ein Hochaltar. Es leuchtet besonders schön und diese Strahlkraft wirkt auch besonders auf die Menschen. Und die Botschaft ist genau das: wir leben mit dem Auferstandenen und die Kraft der Farben des Fensters ist gleichzeit auch die Farbenpracht unseres Lebens.“

Lignano – Sabbiadoro
Karlheinz Fessl
Glasfenster in der Kirche von Lignano Sabbiadoro

Santa Maria degli Angeli in Gemona als „Kunstschatz“

In Friaul Julisch Venetien spannt sich der Bogen herauf bis zur Neuzeit. 1976 zerstörte das Erdbeben die beliebte Kirche Santa Maria degli Angeli in Gemona. Autor Matthias Kapeller und sein Team beschreiben in der Broschüre die Geschichte des Wiederaufbaus und die Bedeutung der modernen Glaskreationen.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 11.12.2021

Die neue Kirche plante Architekt Gianpaolo della Marina und gestaltete sie gemeinsam mit dem Glas- und Mosaikkünstler Arrigo Poz. 1990 wurde das Gotteshaus geweiht und zählt zu den wertvollsten Punkten der sakralen Kunst in Friaul. Den Titel „Und es ward Licht“, gab Arrigo Poz dem Riesenmosaik. Es stellt Christus im Altarraum als Lichtmeteoriten dar, der die Erde und das Universum für immer erhellt.

Jesus am Kreuz in Kirche von Gemona
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„Und es ward Licht“ in der Kirche von Gemona

Verweise auf Heilsgeschichte und Gott

Die Fenster sind, so nennt es Bischof Josef Marketz in seinem Vorwort, das Bindeglied zwischen Himmel und Erde, zwischen dem, was war und was sein wird. Laut Matthias Kapeller erzählen sie biblische Geschichten und sind verdichtete Heilsgeschichte: „Sie laden dazu ein, in die Erzählungen des alten und neuen Testaments einzutauchen und sich auf die Kraft, die von ihnen ausgeht, einzulassen. Sie weisen auf etwas Dahinterliegendes hin. Deswegen haben sie für mich eine sehr starke Symbolik. Sie stellen Erzählungen aus dem Alten und dem neuen Testament und von Heiligengeschichten dar und verweisen mit dem, was sie darstellen, auf etwas Dahinterliegendes. Sie sind transparent im wahrsten Sinne des Wortes und verweisen auf Gott.“

Maribor, Dom
Karlheinz Fessl
Glasfenster in der Kirche von Maribor

Unterschiedliche Belichtung macht auch Umfeld sichtbar

Die Darstellung der Glasfenster war auch eine Herausforderung für Fotograf Karlheinz Fessl, vor allem, was die Lichtverhältnisse betrifft: „Der Fotograf sollte es so fotografieren, dass man auch die Wand im Kirchenraum sieht, wo das Fenster drinnen ist. Sie würde aber normalerweise unter diesen Bedingungen schwarz sein. Man belichtet bis zu acht und zehn Mal unterschiedlich und stellt daraus das Bild zusammen. So werden das Fenster und das Umfeld wunderbar ausgeleuchtet.“

Fotograf Karlheinz Fessl
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Fotograf Karlheinz Fessl

Die Broschüre „Sakrale Glasfenster in Kärnten, Slowenien und Friaul“ ist ab sofort kostenlos in den Pfarren und im Behelfsdienst der Diözese Gurk (behelfsdienst@kath-kirche-kaernten.at, Telefon 0463/5877-2135) erhältlich. Nächstes Jahr lautet das Thema „Kirchtürme und Campanili im Alpen-Adria-Raum“.

Cover „Sakrale Glasfenster“
Karlheinz Fessl