Entwicklungen, Umwälzungen, Neuorientierungen – nicht zuletzt seit der Pandemie sind dies Erfahrungen, die jeder Mensch im Laufe des Lebens macht.
Mit Hilfe von 28 Kunstwerken will das Comitato di San Floriano, das die Ausstellung zusammenstellte, dazu einladen, sich darüber genauere Gedanken zu machen. Sie entstammen aus einem halben Jahrtausend der Kunstgeschichte: Es geht um die Veränderung der Welt um uns herum, Metamorphosen aus Mythologie und Märchenwelt, moralische und geistige Wandlungen in unserem Inneren wie Aufstieg und Fall, Verlust und Wiederkehr sowie Tod, und Veränderungen in der Kunst ausgehend von der Sichtweise alter Meister des 16. Jahrhunderts bis zur Bildsprache im 20. Jahrhundert.
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao; 11.9.2021
Ausstellungsbegleiterin Claudia Baumgardt: „Es verändert sich die Natur, es verändern sich Menschen – sowohl äußerlich, als auch innerlich durch Bekehrungen. All diese Änderungen bzw. Wandlungen zeigen wir hier in vier verschiedenen Abschnitten.“

Wandlungen auf unterschiedlichen Ebenen erklärt
Im ersten Abschnitt wird gezeigt, wie der Mensch seit eh und je auf die Natur oder auf die Umwelt einwirkt, um sein eigenes Leben zu verbessern. „Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die sich nicht einfach an ihr Leben anpassen, sondern schon immer versucht haben, es ins Bessere zu verwandeln“, so Baumgardt.
Der zweite Abschnitt ist Veränderungen und Wandlungen gewidmet, die die Natur und somit auch den Menschen beeinflussen, wie Flutwellen, Erdbeben, natürliche Katastrophen.
Im dritten Abschnitt stehen Metamorphosen aus der Mythologie und der Literatur im Mittelpunkt. Dann kommen die inneren Bekehrungen – durch den Glauben, Läuterungen – hinzu, um im letzten Abschnitt zu demonstrieren, wie sich auch die Kunst im vergangenen Jahrhundert gewandelt hat und warum.

Gezeigt werden Motive aus der Mythologie, aus der Bibel, aus Literatur, Theater und aus Revolutionen.
Antonis Van Dyck – ein Schüler Rubens – zum Beispiel zeigt eine Allegorie auf die drei Lebensalter.

Auch familiäre Zerwürfnisse künstlerisch dargestellt
„Der Fluch der Mutter“ von Ponziano Loverini aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zeigt die Szene einer Kurtisane, die ihrer Mutter Geld übergeben will, das diese zwar dringend zum Überleben brauchen könnte, es aber wegen des wenig ehrhaften Berufes ihrer Tochter ablehnt und sie wegschickt. Im Bild wird durch den Blick der Tochter zum Ausdruck gebracht, dass sie begreift, dass sie ihre Mutter nun endgültig verloren habe.
Picassos letztes Porträt seiner Geliebten
Zu sehen sind Gemälde aus Italien, Frankreich und England. Der Bogen spannt sich bis in die Moderne mit Werken von Monet und Picasso aus einer Privatsammlung. Letzterer malte ein Portät in kubistischer Form: „Er lernt 1936 Dora Maar kennen, sie wird seine Geliebte für mehrere Jahre. 1943 malte er das letzte Porträt von ihr. Man sieht schon eine sehr zerrissene Persönlichkeit, eine Frau, die ständig auch in Angst lebte.“
Einerseits fürchtete sie, von Picasso verlassen zu werden. Sie symbolisiere aber auch diese ganze innere Zerrissenheit, die die Kriegsjahre mit sich brachten. So malte er sie sehr, sehr ängstlich und verschlossen, erklärt Baumgardt.

Für Einzelpersonen oder Kleingruppen gibt es Audioguides in verschiedenen Sprachen. Führungen für größere Gruppen sind – nach Voranmeldung – auch auf Deutsch möglich.

Ausstellungen brachten Aufschwung
Mit den regelmäßigen Ausstellungen wandelte sich auch das Bild des Ortes mit 320 Einwohnern, sagt Baumgardt: „Wir machen seit 17 Jahren internationale Ausstellungen. Ich merke es an den Besuchern aus Österreich, die immer häufiger kommen. Der Ort ist schöner geworden, die Häuser sind schöner geworden. Es ist mehr Leben da. Wir sind sehr froh.“
Der künstlerische Kurator der Ausstellungen, Don Alessio Geretti, beschreitet neue Wege und wird am 16. Oktober in Udine eine weitere Ausstellung eröffnen, bei der die moderne Kunst im Mittelpunkt steht. Gezeigt werden Werke ab der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Thema lautet: „Die Form des Unendlichen“.