Autorin Birgit Kaltenböck Illegio
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Freizeit

Wahlkärntnerin erkundet Taufkirchenweg

Was verschlägt eine gebürtige Salzburgerin regelmäßig nach Kärnten und dann weiter ins Friaul? Für Journalistin und Autorin Birgit Kaltenböck ist es die Liebe zu den Menschen, der Natur und zum Weitwandern. Sie erwanderte den Taufkirchenweg, den Cammino delle Pievi, in der Region Karnien (Italien) und verewigte ihre Eindrücke in Buchform.

Birgit Kaltenböck ist Journalistin und beruflich in Salzburg verwurzelt. Privat verbringt sie so viel Zeit wie möglich in Kärnten. Der Grund dafür ist die Liebe: „Mein Lebensgefährte wohnt in der Gemeinde Magdalensberg. Wir sind beide sehr bergbegeistert und wandern sehr gerne. Wir suchen uns oft Wege im Friaul, es ist ja ein Katzensprung von Kärnten aus. Es ist jetzt schon fast meine zweite bzw. dritte Heimat geworden durch das.“

Buch Cammino delle Pievi mit Landkarte und Fotoapparat und Pilgerpass
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Das Buch über den „Cammino delle Pievi“ von Birgit Kaltenböck

Vorrecht für Taufen und Beerdigungen

Im Friaul gibt es zehn Taufkirchen, die für die Bevöklerung einen besonderen Stellenwert haben. Sie wurden an Stelle von Burgen und Wehrtürmen an exponierten Stellen errichtet und hatten das Vorrecht auf Abhaltung von Taufen und Bestattungen. Den Kirchen im Tal waren diese Rechte lange Zeit über verwehrt.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 11.9.2021

So kam es zu einer Praxis, die heutzutage unvorstellbar erscheint, aber früher in vielen Bergdörfern – auch in Kärnten – gang und gebe war: „Wenn jemand im Winter verstarb konnte man ihn – durch den Schnee – nicht hinauf zu den Kirchen bringen. Man konservierte ihn im Tal und trug ihn irgendwann im Frühling nach der Schneeschmelze hinauf. Das war eine ganz wilde Sache“, sagt Birgit Kaltenböck.

Birgit Kaltenböck spaziert durch Illegio
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Birgit Kaltenböck in Illegio

220 Kilometer in 17 Tagen

Sie entschied sich bewusst dafür, genau diesen uralten Taufkirchenweg und nicht etwa den Jakobsweg zu gehen: „Dieser Weg hat mich gefangen, weil er total unbekannt ist. Es gibt über den Jakobsweg ja schon so viele Bücher in allen Sprachen und über diesen Taufkirchenweg kein Einziges in deutscher Sprache. Es war für mich ein ganz großes Ziel, ein Buch darüber zu schreiben.“

Vor der Pandemie nahm sich Brigit Kaltenböck ein Jahr lang Auszeit vom oft stressigen Redaktionsalltag. Zu Fuß machte sie sich auf den Weg, um die Region Karnien bzw. die 20 Etappen des 220 Kilometer langen und dort angesiedelten Taufkirchenweges, des Cammino delle Pievi, zu erkunden: „11.500 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Ich habe das in 17 Tagen auch mit Recherchearbeit für das Buch geschafft.“ Das Buchprojekt war zugleich ihr Herzensprojekt; im Mittelpunkt standen dabei die Begegnungen mit den Menschen.

Nicoletta begrüßt Birgit Kaltenböck
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Herzliche Begrüßung von Nicoletta

Die Autorin sagt, sie werde die Herzlichkeit der Einheimischen nicht so schnell vergessen: „Ohne sie wäre das Buch nicht geworden, was es jetzt ist. Es ist kein reiner Wanderführer, sondern es geht auch um diese Offenheit und Menschlichkeit und diese Unbedarftheit. Weil sie leben ja doch in Gebieten, die touristisch wenig erschlossen sind.“

Unvergessliche Begegnungen mit Karniern

Sie habe nur ein einziges Interview, jenes mit Pilgerweg-„Begründer“ Don Giordano, im Vorfeld ausgemacht. Die restlichen Menschen, die sie im Buch porträtiert, seien ihr „immer per Zufall zugeflogen“. So lernte sie etwa den jungen angehenden Diakon Davide Larcher aus Imponzo kennen, der es kaum erwarten kann, sich in seiner Pfarre zu engagieren. Oder Nicoletta aus dem Bergdorf Illegio, die ihr Haus für sie öffnete, als sie einmal keine Pilgerherberge fand.

Birgit Kaltenböck Autorin
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Birgit Kaltenböck fühlt sich in der Carnia wie zu Hause

Noch gerne erinnert sich die Autorin daran zurück, wie sie vielerorts in der Carnia mit offenen Armen empfangen wurde: „Ich dachte mir zuerest, dass die Menschen wegen der Coronaviruszeit noch verschlossener sein würden. Es sind ja doch auch sehr viele Bergdörfer, die du da angehst. Dann war das aber total eine schöne Erfahrung. Es sind mir alle durch die Bank offen begegnet, waren sehr gastfreundlich und neugierig, was ich denn da mache. Ich war sehr happy und zufrieden, dass das so war, wie es war.“

Pieve di San Floriano in Illegio
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Pieve di San Floriano

In Illegio befindet sich ihre persönliche Lieblingspieve, die Pieve di San Floriano, die Taufkirche, die dem Heiligen Florian geweiht ist. Gleich auf der anderen Seie des Flusses But fällt der Blick auf die Taufkirche Santa Maria Oltre But: „Das ist die Älteste der Pievi. Sie ist auch sehr schön, inmitten eines Friedhofes gelegen und bietet eine wunderbare Aussicht. Die ist auch sehr schön, weil es eher kleiner gehalten ist.“

Pieve Santa Maria oltre But
Bigit Kaltenböck
Taufkirche Santa Maria Oltre But

Etappen für Familien und Bergfreunde

Die meisten der Etappen der 20 in ihrem Buch präsentierten Etappen sind für die ganze Familie und durchaus auch für Gelegenheitspilger geeignet: „Es sind 20 Etappen insgesamt, durchschnittlich zwischen 14 und 16 Kilometer lang pro Etappe. Es sind eigentlich familiengerechte Etappen. Du kannst sogar mit Kindern gehen – wenn es keine Kleinkinder sind, aber so ab dem Volksschulalter kannst du gehen diesen Weg.“

Wandern im Hochgebirge Region Karnien
Birgit Kaltenböck

Wer konditionell gut drauf ist kann sich auch den etwas anspruchsvolleren Routen zuwenden. So umfasst der Cammino delle Pievi, der Taufkirchenweg auch drei Bergetappen.