„So könnte ich mir als Mensch, der durch die Himmelspforte tritt, das Paradies vorstellen“, mit diesem Zitat des Kärntner Biologen Helmut Zwander ist schon vieles über die Mussen gesagt. Er ist ein Paradies für eine seltene Pflanzenvielfalt. Duft und Blütenpracht ziehen auch überdurchschnittlich viele Insekten an.
„9 Plätze – 9 Schätze“: Blumenberg Mussen
Westlich von Kötschach-Mauthen, am Eingang zum Lesachtal, erstreckt sich das weitläufige Almgebiet bis hin zu den Lienzer Dolomiten. Es sind sanfte Hügel, überzogen von sattgrünen Matten, die die Mussen auszeichnen. Bekannt ist die Mussen vor allem als Blumenberg voller Duft und Farben.
Namensursprung ungeklärt
Woher der Name genau kommt, ist nicht überliefert. Möglicherweise wird er vom friulanischen „Musi“ abgeleitet, was so viel wie durchfeuchtete Wiesen bedeutet. Andere Quellen gehen davon aus, dass der Name vom slowenischen „muza“ kommt, das übersetzt Rüssel heißt, was wohl einen Rückschluss auf die vielen Insekten am Berg zulassen könnte, die damit Nektar saugen.
Jedes Jahr Ende Juni bis Anfang Juli verwandelt sich der Gebirgsstock in ein wahres Meer aus Blüten, abhängig von der Intensität des Winters und der Witterung im Frühling. In der Hochblütezeit kommen auf der Mussen nicht nur Botaniker ins Schwärmen. Das spezielle Klima, die sonnige Lage, der Boden, viel Niederschlag, wenig Wasser am Berg und die Nähe zu Italien sind laut Experten wohl dafür verantwortlich, dass in etwa 1.400 bis 2.000 Meter Seehöhe eine für den Alpenraum einzigartige Pflanzenvielfalt zu finden ist.
Paradieslilie als Königin der Mussen
Botaniker Helmut Zwander erfasste und beschrieb selbst mehr als 500 Pflanzen. Die Paradieslilie sticht dabei hervor, als die Königin der Mussen. Die weißen Kelche in Vollblüte, im Kontrast zu einem strahlend blauen Himmel, zählen zu den ganz besonderen Mussen-Erlebnissen. Die zarte weiße Pflanze ist das botanische Aushängeschild der Almwiesen und kommt in Österreich nur hier vor, wenngleich ihr die Nelken, Orchideen und Astern in Sachen Schönheit um nichts nachstehen.
Ein Streifzug durch die weitläufige Bergwiesenlandschaft, die sich auf mehr als vier Quadratkilometer erstreckt, wirkt nahezu paradiesisch, so imposant und ungewohnt sind die Eindrücke an Farben und Gerüchen. Nicht ohne Grund steht das Gebiet seit 1978 unter Naturschutz.
Blumenberg Mussen
Eine der vielen Besonderheiten auf der Mussen ist der Ursprung der Pflanzenvielfalt. Denn sie wurde erst durch gezielte menschliche Eingriffe in die Natur möglich. Einst sind am Gebirgsstock bis hinauf zu den Gipfeln Fichten und Lärchen gewachsen. Vor hunderten Jahren entschlossen sich die Bauern der Region zum Schlägern, um Platz zu machen für weitläufige Wiesen. Erst die jährliche Mahd habe zu einer derartigen Vielfalt an Pflanzen geführt, sind sich Botaniker sicher.
Eigene Form der Bewirtschaftung
Die Mussenbauern haben eine ganz eigene Form der Bewirtschaftung etabliert. Es wird nie das gesamte Gebiet gleichzeitig gemäht, sondern jedes Jahr abwechselnd etwa die Hälfte der Bergwiesen, damit sich Samen verbreiten können, um die Vielfalt zu erhalten. Solche Gebiete nennt man Bergmähderwiesen. Sie gibt es immer seltener, denn die Mahd ist aufwändig und mühsam. Auf der Mussen beginnt sie meist Mitte Juli. Durch die Rodung der Wälder wurde auch der Wasserhaushalt im Boden herabgesetzt, mit Grund dafür, dass sich spezielle Pflanzengesellschaften entwickeln konnten.
Die Mussen ist ein besonders trockener Berg, die einzig größere Quelle liegt schwer zugänglich auf der Nordseite des Gebirgsstocks. Deshalb war es auch nie möglich, Vieh auf die Alm aufzutreiben. Ein weiterer Pluspunkt für die Blumenvielfalt.
Unzählige Insektenarten
Die Mussen ist nicht nur wegen der unzähligen Pflanzen, sondern auch wegen ihrer Insektenvielfalt ein ganz besonderer Fleck Erde. Hoch über dem Lesachtal wurden bei wissenschaftlichen Untersuchungen mehr als 1.000 Tierarten dokumentiert, darunter allein 670 verschiedene Schmetterlinge, die Großteils nachtaktiv sind. Ein Kleinschmetterling wurde hier 1999 weltweit erstmals entdeckt, vom Kärntner Zoologen Christian Wieser. Deshalb trägt das Insekt seinen Namen, „Elachista wieseriella“. Die Vielfalt erklären sich Insektenforscher damit, dass die Tiere mit ihren unterschiedlichen Rüsseln auf ganz spezielle Pflanzen angewiesen sind. Somit schließt sich wieder der Kreis, am Berg der Vielfalt, der Mussen.
Anreise:
Auto: A2, Abfahrt Hermagor. Anreise über die B111 oder die B110 nach Kötschach-Mauthen, weiter Richtung Kreuth bis zur Ödenhütte. Beim Startplatz sind Parkplätze vorhanden. Zu Fuß weiter: Von der Ödenhütte rechts über Forstweg durch Bergwald bis zur Röten. Weiter durch Wald bis zu einer Heuhütte, danach erstreckt sich das Almwiesengebiet Mussen. Gehzeit gesamt etwa drei Stunden. Zugang auch über St. Jakob (Lesachtal) möglich. Es gibt keine bewirtschafteten Hütten auf der Mussen. Öffentliche Verkehrsmittel: Anreise nach Kötschach-Mauthen mit Bus oder Bahn möglich.
Voting und Hauptabendshow
Zwischen 1. und 4. Oktober können die Zuschauer per Telefon (50 Cent pro Anruf) für ihren Lieblingsplatz abstimmen. In großen ORF-Hauptabendshow „9 Plätze – 9 Schätze“ am 26. Oktober wird der österreichweite Sieger gekürt.
Die drei Plätze Kärntens:
- Kleinode am Wörthersee 0901 05901 04
- Blumenberg Mussen 0901 05901 05
- Die Flößer an der Drau 0901 05901 06