struccolo in straza
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Gekochter Strudel aus Görz

Eine Spezialität aus Görz ist der „strucolo in straza“. Es handelt sich dabei um einen Strudel mit süßer Füllung, der aber nicht gebacken, sondern im Wasserbad gekocht wird.

„Görz ist schön, weil die Stadt eine italienische, eine slawische und eine friulanische Seele hat“, sagt der Görzer Michele Crosatto. Auch Deutsch wurde hier bis zum Ersten Weltkrieg noch von Vielen gesprochen. Nicht nur die gemeinsame Kultur, auch die kulinarische Tradition ist verbindend, ist Wirtin Michela Fabbro vom Restaurant „Rosenbar“ überzeugt: „Die kulturelle Vielfalt ist eine Bereicherung. Das spiegelt sich auch in der Küche wieder, die von unterschiedlichen Traditionen geprägt ist.“

Tuch gibt Strudel seinen Namen

Eine Spezialität aus Görz ist der „strucolo in straza“ – ein Strudel mit süßer Füllung, der aber nicht gebacken, sondern im Wasserbad gekocht wird. „Die Füllung besteht in hier Görz typischerweise aus einer Mischung aus Nüssen, Milch, Rosinen, Rum und Pinienkernen – oder getrockneten Früchten“, erklärt Michela Fabbro.

struccolo in straza
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Michela Fabbro bereitet den Strudel vor

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 10.7.2021

Die straza, also das Tuch, in dem der Strudel vor dem Kochen eingewickelt wird, verleiht ihm den Namen – so ähnlich, wie bei Serviettenknödeln, sagt Roberto Zottar.

"Das Wort ‚strucolo‘ stammt von Zruckel im österreichischen Dialekt und Strukelji auf Slowenisch ab. Straza steht auf Italienisch für das Geschirrtuch. Auf Slowenisch und Deutsch wird er aber einfach „gekochter Strudel“ genannt, ohne auf das Tuch Bezug zu nehmen. „Das ist nur auf Italienisch und auf Friulano so“, sagt Roberto Zottar.

Roberto Zottar erforscht traditionelle Gerichte

Genau solche Details über die alt-österreichischen Küche herauszufinden ist das „Steckenpferd“ von Roberto Zottar. Eigentlich ist er von Beruf Ingenieur. Seine große Leidenschaft ist es aber, der Entstehungsgeschichte der traditionellen Gerichte aus seiner Heimat auf den Grund zu gehen. Der „strucolo in straza“ entstand angelehnt an die türkische Süßspeise Baklava: „Die Türken brachten sie um 1541 nach Budapest, wo Früchte als Zutaten dazu kamen. Heute heißt er retes. In Wien bekam er den Namen Strudel, weil die Teigenden nicht nur eingeklappt, sondern oft auch wie eine Schnecke eingerollt werden.“

Roberto Zottar und Iris Hofmeister
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Roberto Zottar mit ORF-Reporterin Iris Hofmeister

Von Wien aus verbreitete er sich dann in der gesamten Monarchie weiter. „In Görz wird er traditionell im Wasserbad gekocht“, sagt Roberto Zottar. Er wurde früher einmal rund um die Fiera di San Rocco am 14. August zubereitet. Daraus wurde dann eine Tradition.

Natur als Anziehungspunkt

Serviert mit zerlassener Butter und Zimt ist das bodenständige Gericht eine gute Unterlage für all jene, die die Stadt erkunden möchten – zu Fuß oder per Fahrrad. Die Stadt will in Zukunft unter dem Motto „GO Green“ auf weniger Autoverkehr und einen Ausbau von Grünflächen und Naherholungsgebieten setzen.

struccolo in straza
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Der strucolo in straza

Besuch im Palazzo

Einen Besuch wert ist der weitläufige Park des am Stadtrand gelegenen Palazzo Coronini-Cronberg aus dem 16. Jahrhundert. Einige Gemächer können noch heute besichtigt werden. Darunter jenes, wo 1836 der letzte französische Kaiser, Karl X., aus dem Haus der Bourbonen starb.

Bis 9. Jänner 2022 zeigt hier eine Ausstellungen die Verbindung von Adeligen und ihren Tieren, sagt Cristina Bragaglia: „Hunde, aber vor allem auch Pferde galten in gehobenen Kreisen als Statussymbol bei der Jagd. Wir zeigen auch kunstvoll verzierte Gebrauchsgegenstände, wie Silbergeschirr, Juwelen, Möbel und Tischwäsche.“

Castello ermöglicht Blick auf Stadt von oben

Wer sich ein Bild der Stadt „von oben“ machen möchte, sollte die Burg besuchen. Einer Legende zufolge soll hier – zwischen den Zinnen der Türme – die dama bianca, eine weiß gekleidete Dame, ihre Runden mit ihren Hunden drehen. In Stein gemeißelt ist ein Abbild des Löwen von San Marco, der an die venezianische Herrschaft in der Stadt erinnern soll.

Görz von oben
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Illustre Gäste besuchten einst Palazzo Lantieri

Wieder „unten“, am Fuße der Burg, angelangt besuchen wir den Palazzo Lantieri. Dort befindet sich die „Porta Oriente“ – Teil einer Befestigungsanlage und bis zum 13. Jahrhundert der süd-östliche Zugang zur Stadt. Er wurde auch „Wiener Tor“ genannt, weil hier die Hauptverbindung nach Wien vorbei führte.

Als Karl der Fünfte 1535 hier nächtigte entstanden ihm zu Ehren Fresken, die bis heute erhalten sind. Zu den illustren Gästen des Palazzo Lantieri zählten neben Herrschern auch Denker und Dichter. Carolina Lantieri sagt, dass zum Beispiel der Papst hier übernachtete, wenn er von Rom nach Wien musste; genauso wie Kaiser und Könige: „Wir hatten hier immer wichtige Gäste. Goethe und Schiller etwa waren mit meiner Ahnin befreundet.“ Noch heute kann man im Palazzo Lantieri wohnen und dinieren und wird von Carolina Lantieri selbst herzlich aufgenommen.

Projekt PISUS will Innenstadt beleben

Außerdem werden im Zuge des Projekts PISUS zur Innenstadtbelebung zahlreiche historische Geschäfte, Werkstätten und Lokale modernisiert, zum Beispiel in der Via Rastello im Herzen der Stadt.

Im Entstehen sind auch einige Projekte, die die einst geteilten Städte Görz und Nova Gorica 2025 als Kulturhauptstadt gemeinsam realisieren möchten.