Blick auf den Hafen von Triest
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Pflanzenwelt Istriens in Klagenfurt

Über die Pflanzenvielfalt Istriens gibt es auch in Kärnten Einiges zu erfahren: einerseits im Botanischen Garten, andererseits in einer wertvollen Herbarsammlung, in der konservierte Pflanzen und Algen spannende Informationen liefern.

Der Botanische Garten in Klagenfurt befindet sich in einem historischen Steinbruch. Klimatische und ökologische Nischen machen es möglich auch Pflanzen zu zeigen, die in privaten Gärten, unter normalen Bedingungen, nur schwer kultivierbar wären.

Schachbrettblume blüht
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Blühende Schachbrettblume im Botanischen Garten

Pflanzen aus dem Karst oder aus Istrien gedeihen in der Wiederhitze der Felsen auf einem Untergrund aus Kalkschotter, der ihrer natürlichen Umgebung entspricht, sagt Roland Eberwein vom Botanikzentrum Kärnten: „Derzeit freuen wir uns dann auf die Blüte einer Iris aus Istrien. Wir haben eine Schachbrettblume aus Istrien, die blüht; eine Schneerose aus Istrien.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 24.4.2021

Auch Sträucher aus dem mediterranen Raum wie der Besenginster oder der Mönchspfeffer, der schon im Altertum als Heil- und Würzpflanze genutzt wurde, finden hier gerade noch die richtigen Wachstumsbedingungen vor.

Roland Eberwein vom Botanikzentrum Kärnten
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Roland Eberwein

Umfassende Istrien-Sammlung

Getrocknet sind die Pflanzen als sogenannte „Herbarbelege“ vor allem für Wissenschaftler interessant. Eine Viertelmillion solcher Exemplare aus der ganzen Welt lagern hier im Archiv – geschützt vor Sonnenlicht und anderen Umwelteinflüssen. Roland Eberweinen hütet sie wie einen Schatz. Mit rund 20.000 Belegen, die zum Teil ins 19. Jahrhundert zurückreichen, ist die Sammlung zur istrischen Flora besonders umfassend. Sie zeigt aber nicht nur Pflanzen, sondern auch verschiedene Algen.

Botanischer Garten in Klagenfurt
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Der Botanische Garten in Klagenfurt

„Zwischen 1850 und 1920 war es durchaus Mode, in besseren Kreisen, zum Beispiel Algen zu sammeln. Diese Algen wurden dann manchmal in Alben gebunden, manchmal auf Kärtchen aufgezogen, als Visitenkarten verwendet, wissenschaftlich ausgewertet oder auch als Dilettantenherbarium zur eigenen Erbauung gesammelt“, so der Experte.

Ein Blatt mit einer getrockneten Alge
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Ein getrocknete Alge aus dem reichen Schatz des Herbariums.

Unterstützung beim Sammeln und bei der Auswertung seiner Pflanzenbelege holte sich Freiherr von Sterneck, General und Flottenkommandant der k&k Kriegsmarine. Auf ihn geht das berühmteste Herbar der Sammlung in Klagenfurt zurück.

Lagerung unter geschützten Bedingungen

Die wertvollen Belege aus vergangenen Zeiten werden im Botanikzentrum – geschützt vor Sonnenlicht und anderen Umwelteinflüssen – gelagert, sagt Roland Eberwein: „Herbarien sind natürlich heikel. Papier ist nicht so stabil gegen Wasser, auch nicht gegen Feuer, nicht gegen Schmutz, auch nicht gegen Käfer- und Insektenfraß. Das heißt, wir müssen auch entsprechende Vorkehrungen ziehen. Damit wir zum Beispiel verschimmelte Belege wieder herstellen und restaurieren konnten, war das ein großer Aufwand und Lernprozess.“

Die botanische Sammlung des Botanikzentrums
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Die Sammlung im Botanischen Garten wird laufend erweitert

So entwickelten die Experten eigene Verfahren, um von Schimmel befallene Belege auseinander zu bringen, sie zu präparieren und für die Zukunft zu erhalten.

Regelmäßig Fachvorträge

Aufgrund der baulichen Gegebenheiten können die wertvollen Dokumente nicht für alle Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht werden. Für Wissenschaftler schon. „Wir können sie nicht verleihen, weil wir das nicht versenden können, aber Besucher, die sich dann bei uns anmelden, wissenschaftliche Besucher, können damit natürlich arbeiten“, so Eberwein. Immer wieder gebe es auch Fachvorträge für Interessierte, sowie Kleinausstellungen.

Autor und Botaniker Walter Rottensteiner
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Walter Rottensteiner

Als Student entstand Liebe zu Istrien

Aktuelle Erkenntnisse liefert immer wieder Walter Rottensteiner. Seit 35 Jahren ist die Botanik seine Herzensangelegenheit. In Fachkreisen gilt er als profunder Kenner der Flora von Istrien, für die er sich schon als Student begeisterte: „Als ich noch Pharmazie und Biologie studierte bin ich immer zeitig im Frühling, als es bei uns noch kalt war, mit meinem 2CV runter nach Istrien gedüst. Dann habe ich die Pflanzen angeschaut. Die haben mich schon immer interessiert.“ Weil damals noch wenig aktuelles Datenmaterial zugänglich war – die älteste Literatur zum Bestimmen stammte aus der Monarchie – beschloss er, selbst zu schreiben.

Reisen bringen immer neue Erkenntnisse

Noch heute hält er sich mehrere Male im Jahr zu Forschungszwecken in Istrien auf und stößt immer wieder auf etwas Neues: "Es ist unglaublich vielfältig von der Struktur her: „Dort ist vom mediterranen Klima am Meer bis zu den Bergen, wo man Alpenpflanzen findet, ist da alles dabei.“

Durch die Küstenstädte Triest und Rijeka/Fiume/St. Veit am Flaum würden permanent auch neue Pflanzen „eingeschleppt“, die sich relativ schnell ausbreiten. „Es ist irrsinnig interessant. Also so schnell ist dort sicher kein Ende.“

Blühende Pflanzen als „Steckenpferd“

Auch wenn er mittlerweile in einer anderen Branche hauptberuflich arbeitet forscht er in seiner Freizeit eifrig weiter. Die Pandemie bescherte ihm viel Zeit, um seine Funde zu präparieren und zu dokumentieren: „Die Pflanzen kommen in eine Warmluftpresse. Dann werden sie eingefroren, damit die Schädlinge weg sind und dann werden sie aufgearbeitet.“

Auch Forscher haben ihre Vorlieben. Während es Walter Rottensteiner vor allem schön blühende Pflanzen angetan haben überlässt er die Erforschung von Gräsern, die oft sehr komplex seien, lieber Experten. An die hundert Fachmänner und -frauen aus unterschiedlichen Bereichen würden ihn bei der Arbeit unterstützen und es herrsche auch international ein reger Austausch.

Standardwerke für Istrien-Interessierte

Regelmäßig bringt Walter Rottensteiner neue Herbarbelege nach Klagenfurt, die die Sammlung erweitern sollen. Der Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins von Kärnten hat Walter Rottensteiners bisherige Istrien-Werke publiziert. Eines davon zählt zu den Standardwerken über diese Gegend, sagt Helmut Zwander: „Jeder und jede, der sich mit Istrien beschäftigt, die kommen an diesem Buch, der Exkursionsflora, nicht vorbei. Es gibt eigentlich kein anderes Buch in dieser Qualität. Wenn man sich wirklich ernsthaft mit der Pflanzenwelt Istriens beschäftigt, muss man dieses Buch haben.“

Helmut Zwander vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten
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Helmut Zwander

Neues Buch über Insel Krk in Arbeit

Im Moment arbeitet Walter Rottensteiner an einem Buch über die Flora der Insel Krk. Es soll eine Kombination aus wissenschaftlichem Buch mit Bestimmungsschlüsseln und Bilderbuch entstehen: „Es ist für Viele verwendbar, nicht nur für die, die Biologie studieren. Jeder, der ein bisschen Freude hat, kann auch damit umgehen.“ 2024 soll es erscheinen.