Eis auf der Theke
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Weitgereiste „gelatiera“ lebt für das Eis

Donata Panciera stammt aus einer Familie, in der die Herstellung von Speiseeis Tradition hat. Als „gelatiera“, als Speiseeis-Meisterin, war auch sie schon auf der ganzen Welt unterwegs. In Klagenfurt betreibt nicht nur ihr Sohn einen Eissalon. Hier arbeitet sie auch an neuen Büchern und will ihre Deutschkenntnisse verbessern.

Sie selbst bezeichnet sich als Nomadin: die einzigen Konstante in ihrem Leben ist das Eis. In Italien trägt sie den Titel „Mastro Docente Gelatiere Certificato“. Die Leidenschaft für das Eismachen liegt bei Donata Panciera in der Familie. Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten ihre Großeltern Nicolò und Caterina einen Eissalon in Wien – wie damals viele „Gelatieri“ aus dem Val di Zoldo, einem Tal in den Dolomiten in der Provinz Belluno.

Donata Panciera im Gespräch
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Donata Panciera

„Leider mussten sie 1915 – während des Ersten Weltkrieges – in einer Nacht- und Nebel-Aktion fliehen. Mein Großvater musste einrücken und später dann leider sogar gegen seine früheren Kunden kämpfen.“ Nach dem Krieg führte die Familie lange die einst größte Gelateria in Grado – mit 600 Sitzplätzen und 32 Mitarbeitern.

Von Kindesbeinen an „Nomadin“

Die 71-Jährige will von Ruhestand noch lange nichts wissen – viel zu viele Ideen gebe es noch, die sie verwirklichen will. Sie sagt von sich selbst, sie schaffe es einfach nicht, Ruhe zu geben und bezeichnet sich selbst auch als „Nomadin“, die immer wieder neue Herausforderungen sucht und sich diesen auch gerne stellt.

Foto aus Japan
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Auch in Japan ist ihr Eis gefragt

Seit ihrer frühen Kindheit ist sie es gewohnt, sich rasch an neuen Orten einzufinden. Geboren wurde sie in Triest und sie verbrachte die ersten acht Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie in Deutschland. In Gelsenkirchen betrieb ihre Mutter einen Eissalon, während sich ihr Vater um die Geschäfte in Grado kümmerte.

Von London bis nach Japan

Donata Panciera absolvierte in ganz Norditalien Ausbildungen zur „gelatiera“ – also zur Speiseeis-Macherin. Mit 14 Jahren fing sie zu arbeiten an und bildete sich nebenbei immer weiter. Nach ihrem Uni-Abschluss zog es sie zunächst nach London, um ihre erste Gelateria für einen englischen Unternehmer zu eröffnen. Der Erfolg war groß – ihr Ruf sprach sich sogar bis nach Japan herum.

40 Mal war sie schon dort – manchmal zwei Mal pro Jahr für zwei Monate. Dabei lernte sie viel über die Kultur der Japaner. Dass sie so genau sind – hätten sie mit ihr selbst gemeinsam, sagt Donata Panceria. Irgendwann hätten auch die männlichen Kollegen aus Japan die weibliche Westeuropäerin als Chefin akzeptiert.

Jedes Land hat eigene Geschmacksvorlieben beim Eis

Sie fühlt sich so wohl dort, dass sie Japan sogar als ihre zweite Heimat bezeichnen würde, sagt Donata Panciera. Einzig die Eis-Vorlieben der Japaner unterscheiden sich deutlich von jenen der Europäer: „Die Japaner mögen beim Eis keinen intensiven Geschmack und wenig Süße, so wie zum Beispiel auch im Norden Italiens.“

Weiter südlich hingegen dürfe es ruhig etwas mehr sein, was den Geschmack und die Farben angeht. „So wie die Natur dort auch ist – geprägt von der Sonne und dem Meer. Das Eis muss auch etwas ‚stärker‘ sein in allen Belangen“, sagt die Eis-Expertin.

Mit Partnern eröffnete sie in Japan insgesamt 16 Eissalons, die ihren Namen tragen; ebenso einen in Singapur in Indonesien; drei in New York und auch in Spanien und Deutschland.

Zum Deutschlernen und Schreiben in Klagenfurt

Donata Panciera spricht neben Italienisch auch fließend Französisch, Englisch und ein wenig Japanisch. Vor zweieinhalb Jahren ist Donata Panciera in Klagenfurt gelandet. Auch wenn sie es als kleines Mädchen schon einmal gelernt habe sei sie auch hier, um ihre Deutschkenntnisse aufzufrischen: Ich lerne jeden Tag ein bisschen."

Donata Panciera mit Schülerin
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Auch im Klagenfurter Eissalon ihres Sohnes gibt sie ihr Wissen weiter

Wer sich intensiver mit der süßen gefrorenen Köstlichkeit auseinandersetzen möchte kann sich in Donata Pancieras Büchern Anregungen holen. Eines davon ist auch auf Deutsch erschienen.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 13.3.2021

Donata Panceria gibt ihr Wissen auch gerne an Interessierte und Neulinge in der Branche aus der ganzen Welt weiter – derzeit hauptsächlich über das Internet.

Auch am Eissektor gibt es immer wieder Neues

Ihr Sohn Nicola betreibt in Klagenfurt einen Eissalon. Seine Geschäftspartnerin Martina Juhasz war auch eine von Donata Pancieras Schülerinnen. Die beiden Expertinnen tauschen einander nach wie vor gerne aus.

Eissalon in Klagenfurt
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Donatas Sohn Nicola führt die Familientradition weiter

Auch wenn Nicola Goriup selbst am liebsten klassisches Vanilleeis mag – seine Kunden schätzen die Vielfalt der rund 200 Eissorten, die es hier abwechselnd gibt. Immer wieder sind auch Neuheiten dabei, wie heuer zum Beispiel ein Apfeleis mit der „Rosa di Gorizia“ oder Eis aus dunkler Schokolade ohne Zuckerzusatz.