italienische Zwei-Euro-Münzen Dante Alighieri
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Kultur

Auf den Spuren von Dante Aligheri

Das heurige Jahr steht ganz im Zeichen von Dante Alighieri. Vor 700 Jahren starb er in Ravenna, vielerorts wird an sein Leben und Wirken erinnert. Trude Graue und Gert Thalhammer sind in Kärntner Dante-Aligheri-Instituten um die Vermittlung der italienischen Sprache und Kultur bemüht und setzten sich intensiv mit dem Werk des „Sommo Poeta“ auseinander.

Sein Profil ziert italienische Zwei-Euro-Münzen. Jede italienische Stadt, die etwas auf sich hält, hat zumindest eine „Via Dante“. In Florenz erinnert eine Statue den Verfasser der „Göttlichen Komödie“, die zur Weltliteratur zählt.

Buch Die göttliche Komödie
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Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri

Sittenbild Italiens um 1300

Dante Alighieri wurde 1265 in Florenz geboren; vor 700 Jahren starb er in Ravenna. Über sein Leben ist nur wenig bekannt, sagt Trude Graue, die sich seit mehr als 40 Jahren in der Klagenfurter Zweigstelle der weltweit vernetzten Dante Alighieri-Gesellschaft engagiert: „Wir wissen, dass er früh die Mutter verloren hat, dass der Vater noch einmal geheiratet hat. Er spricht vom Vater in seinem Werk nicht. Alles, was wir über ihn wissen, entnehmen wir seinen verschiedenen Werken. Er beschreibt sich, er beschreibt aber vor allem Italien zur damaligen Zeit. Die Divina Commedia, sein Hauptwerk, befasst sich mit den Zuständen in Italien um 1300.“

Trude Graue Dante Alighieri Verein Klagenfurt
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Dante Alighieri scheint Trude Graue bei der Büroarbeit genau im Blick zu haben

Gymnastik für den Körper – Italienisch für den Kopf

300 Teilnehmer betreuten Trude Graue und ihr Team im Vorjahr in unterschiedlichen Kursen. Ein Großteil der Vereinsaktivitäten verlagerte sich in den vergangenen Monaten ins Internet, was eine Umstellung für Kursleiter und -teilnehmer aus allen Altersgruppen mit sich brachte. Die älteste Kursteilnehmerin sei 93 Jahre alt und nach wie vor mit großer Begeisterung dabei. Manche Teilnehmer würden schon seit 30 Jahren immer wieder Kurse besuchen, um geistig „fit“ zu bleiben: „Sie sagen, wenn ich jetzt aufhöre, dann werde ich richtig alt und dann vergesse ich. Das ist ein Training fürs Hirn. Ich mache Gymnastik und für den Kopf Italienisch.“

Trude Graue Dante Verein Klagenfurt bei Präsentation
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Vortrag in der Dante-Zweigstelle in Klagenfurt

Dantedì am 25. März

Am 25. März findet ab 19.00 Uhr im Musil-Haus in Klagenfurt der Internationale Dantedì statt. Sollte – wegen der Coronavirusbestimmungen – eine Teilnahme vor Ort nach Voranmeldung nicht möglich sein, wird die Veranstaltung für alle Interessierten auch im Internet übertragen.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 27.2.2021

In der Schule mit Dante-Leidenschaft angesteckt

In Österreich sind es insgesamt elf – in Kärnten gibt es nicht nur in Klagenfurt und Villach, sondern auch in Spittal an der Drau Dante-Gesellschaften. Gert Thalhammer ist der Präsident Letzterer und kam im Gymnasium, als er von der Göttlichen Kommödie als das wohl wichtigste Literaturwerk des Mittelalters hörte, zum ersten Mal mit Dante Aligheri in Berührung, was ihn nachhaltig prägte, wie er sagt.

Später, bei Studienaufenthalten in Italien, näherte er sich weiter dem Werk des „Sommo Poeta“, des großen Dichters, wie Dante auch oft bezeichnet wird, an: „Dort habe ich mich auch mit Inferno – Purgatorio – Paradiso (Hölle – Fegefeuer und Paradies, Anm.) beschäftigt und war sehr fasziniert – vor allem auch durch die Tatsache, dass Dante Alighieri als Vater der italienischen Sprache gilt.“

Dante Göttliche Kommödie
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Illustrierte Ausgabe der Göttlichen Komödie

Einfache Sprache und spannender Inhalt zogen Leser an

Dies komme daher, weil sein Werk im Italienisch, das am Florentiner Markt gesprochen wurde, verfasst ist. Dieses ‚italiano volgare‘ konnte zum Beispiel auch einfache Wäscherfrauen verstehen. So verbreitete es sich immer weiter und bildete schließlich auch die Grundlage für die italienische Schriftsprache."

Zur Verbreitung trugen auch sogenannte „copisiti“, also kopierende Schreiber, bei. Sie arbeiteten meist in Klöstern, aber auch privat und machten die Göttliche Komödie vielen Lesern zugänglich. "Weil sie teilweise wie ein Krimi zu lesen war, vor allem der Teil des Inferno, des Fegefeuers, wurde sie rasch zum ‚Bestseller‘, wie man heute sagen würde, sagt Gert Thalhammer.

Gert Thalhammer Dante Aligheri Spittal an der Drau
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Gert Thalhammer

Als dienstältester Präsident Kärntens ist Gert Thalhammer seit 1981 in der Spittaler Filiale von „Dante Alighieri“ um die Vermittlung der italienischen Sprache und Kultur bemüht. Seine Bemühungen in Sachen Kulturaustausch brachten ihm die „Goldenen Dante-Medaille“ und eine Urkunde ein.

Gert Thalhammer beim Wandtalfel anschauen
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Gert Thalhammer vor seinem Dante-„Schatz“

14.000 Verse auf einem Blatt

Besonders stolz ist er auf ein Souvenir von einer seiner Reisen nach Florenz: „Nachdem wir in Spittal das schönste italienische Schloss Kärntens, nämlich das Schloss Porcia als Dauermieter benützen dürfen, habe ich mir gedacht: da passt das wunderbar hinein. An diesem unseren Sitz haben wir auch die Göttliche Komödie aufgehängt – auf einem Blatt alle 14.000 Verse, die sonst in Wälzern mit um die 200 Seiten abgedruckt sind.“

Für ihn ist Dantes Werk noch heute zeitgemäß; man könne als Leser eine ganze Menge mitnehmen, so Thalhammer: „Erstens ist der Mensch in seiner Schwäche und in seinen Stärken gleich geblieben. Er ändert sich nicht. Geiz, Neid, Hass, Liebe, Barmherzigkeit sind Tugenden oder Laster, die nach wie vor aktuell sind.“

La Guarneriana
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La Guarneriana in San Daniele del Friuli

„La Guarneriana“ zeigt alte Kopie des „Inferno“

Oft war Gert Thalhammer mit seinen Kursteilnehmern auf Exkursion in San Daniele del Friuli, wo es nicht nur guten Prosciutto, sondern auch Spuren zu Dante Aligheri zu entdecken gibt. „La Guarneriana“, die älteste Bibliothek Friauls, gilt als wahre „Schatzkiste“ für historisch interessierte Bücherfreunde. Sie beherbergt auch eine der ältesten Kopien der Göttlichen Komödie, im näheren Umkreis von Kärnten. Der Teil rund um die „Hölle“ ist handgeschrieben und stammt aus der Zeit um das Ende des 14. – Anfang des 15. Jahrhunderts, sagt Angelo Floramo. Er ist Bibliothekar aus Leidenschaft und berichtet mit Stolz über den unsagbaren Wert des uralten Schriftstückes: „Es stammt aus dem Nachlass von Giusto Fontanini aus dem Jahr 1736. Er war ein leidenschaftlicher Büchernarr und Sammler alter Manuskripte.“

Er war überzeugt davon, dass Kulturgüter wie dieses allen zugänglich gemacht werden müssen. „Schätze wie dieser dürfen nicht verborgen bleiben, sondern müssen zu einem Instrument für alle werden. Das ist wohl die größte Weisheit, die uns unsere Vorfahren mit auf den Weg gegeben haben und darauf müssen wir stolz sein“, sagt Angelo Floramo.

Angelo Floramo mit Dante Kopie Manoskript Göttliche Komödie
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Angelo Floramo von der Biblioteca „La Guarneriana“ in San Daniele del Friuli

Umgangssprachlicher Kommentar sorgt für Rätsel

Besonders macht diese Kopie des Dante-Werks, dass der Text auch Kommentare aufweist. Einerseits auf Lateinisch – noch viel bemerkenswerter ist für den Wissenschaftler aber ein umgangssprachlicher Kommentar. „Bis vor ein paar Jahren glaubte man, dass es sogar von Iacopo Aligheri, dem Sohn des Poeten, verfasst worden sein könnte. Das stellt die Gelehrten noch heute vor ein großes Fragezeichen“, sagt Angelo Floramo. Für ihn sei naheliegend, dass es sich um eine unveröffentlichte Ausgabe handle. Zu erforschen gebe es noch viel, sagt Angelo Floramo, der – besonders heuer im Dante-Jahr – auf neue Erkenntnisse hofft.